Shareconomy

Der kleinste gemeinsame Teiler

12. April 2013, 12:09 Uhr |
Das mit dem Teilen ist so eine Sache. Manchen fällt es schwerer als anderen. (Foto: Fotolia/S.Kobold)

Teilen ist das Wort der Stunde und der Share-Button dessen offizielles Banner. Letztendlich bleibt aber die Frage, ob wir alles teilen wollen - und können.

Das Prinzip des Teilens ist so alt wie die Menschheit selbst und eine ihrer herausragenden Errungenschaften, die sie als intelligente Wesen auszeichnet. Es begann wohl mit der - heute als sexistisch kritisierten - Arbeitsteilung zwischen dem jagenden Mann und der Beeren sammelnden und die Kinder hütenden Frau. Nur durch geteilte Aufgaben, Vorräte und Wohnmöglichkeiten konnten die ersten menschlichen Gemeinschaften entstehen, die über die bloße Funktionalität eines Rudels hinausgingen. Später wurden sogar ganze Weltreiche auf dem Prinzip des Teilens errichtet. Sei es nun das alte Griechenland, das erstmals die Macht im Staate mit dem gesamten wahlberechtigten Volk zu teilen begann, oder auch der Grundsatz »Divide et impera«, sprich teile und herrsche, der die effiziente Verwaltung des gigantischen römischen Reichs erst möglich machte.

Mit dem Einzug der digitalen Revolution und seiner weltumspannenden Netze bekam das Teilen dann im 20. Jahrhundert jedoch erstmals eine negative Konnotation. Statt sich unendlich replizierbare Güter wie Musik oder Software zu kaufen, begannen immer mehr Menschen, diese mittels Tauschbörsen zu teilen. Grundsätzlich gelang es damit zwar erstmals nach fast 2.000 Jahren das Wirken eines gewissen Jesus zu kopieren, der Fische und Brot laut der Bibel so teilen konnte, dass am Ende mehr für alle da war. Der alte Grundsatz, dass etwas, und sei es nur das sprichwörtliche Leid, durch seine Teilung weniger wird, wurde damit aufgehoben. Allerdings geschah die wundersame Vermehrung dieses Mal sehr zum Ärger der Urheber und der gewaltigen Industriezweige, die zuvor viel Kreativität und Geld in die Entwicklung dieser so leicht replizierbaren Besitztümer investiert hatten.

Mit dem Ansatz der Shareconomy versucht die Wirtschaft diesen Trend nun umzukehren und sich so wieder mit dem Teilen zu versöhnen. Statt illegaler Kopien sollen wir nun fleißig Daten, Meinungen, Erfahrungen, Bewertungen und ähnliches im Netz teilen, damit die Industrie sie anschließend zielgerichtet vermarkten kann. Beim Geld hört diese neue Freundschaft jedoch schnell wieder auf. Ihre dabei erwirtschafteten Gewinne wollen die Konzerne nämlich nicht so recht mit den anderen teilen. Oft reicht es bei ihnen sogar nicht einmal für ein einfaches Mit-Teilen der eigenen Vorstands-Gehälter.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+