Managementfehler
- Der Letzte macht das Licht aus
- Managementfehler
Dabei lief es hier einmal richtig gut: In den 90er Jahren kamen aus Kamp-Lintfort Siemens-Mobiltelefone, von denen einige Liebhaber heute noch schwärmen. Mit dem Modell »S10« brachte Siemens 1997 das erste Handy mit Farbdisplay auf den Markt. Doch nach der Jahrtausendwende häuften sich die Fehlentscheidungen. Als Apples »iPod« noch niemand kannte, hatten Siemens-Techniker bereits ein Handy mit integriertem MP3- Player entwickelt – doch mehr als einen Prototypen gab es nicht: Das Management hielt den eingebauten Musikspieler für überflüssig und zu teuer. Schließlich häuften sich auch noch Softwarefehler, am Ende ließ auch die Produktqualität einiger eilig auf den Markt geworfener Modelle zu wünschen übrig. Siemens hinkte den dynamischeren Konkurrenten aus Finnland, Asien und Amerika immer stärker hinterher, fuhr zuletzt mit seiner Handy-Sparte eine Million Euro Verlust pro Tag ein.
Profitable Produktion
Dabei hätte das Aus nicht kommen müssen: Eine dreiviertel Autostunde vom BenQ-Werk entfernt kann sich jeder Skeptiker ansehen, dass die Produktion von Telefonen am Standort Deutschland nicht zwangsläufig unrentabel ist: In der Ruhrgebietsstadt Bocholt fertigt die Siemens- Tochter »Home and Office Communication Devices« DECTSchnurlostelefone für den Weltmarkt. Trotz geringerer Endpreise als für GSM-Telefone ist die Produktion dort profitabel, die Telefone sind in vielen Ländern absolute Topseller. In Deutschland besitzt jeder zweite Haushalt ein »Gigaset«-Modell. Den rund 1.800 Mitarbeitern in Bocholt droht nicht die Arbeitslosigkeit – vor wenigen Wochen lief dort das 100-millionste »Gigaset« vom Band.