Der Letzte macht das Licht aus
<i>CRN</i> hat die Versteigerung der Konkursmasse von BenQ Mobile am ehemaligen Produktionsstandort in Kamp-Lintfort besucht: Zu kaufen gab es dort fast alles – vom betagten PC bis zur kompletten Produktionslinie.
- Der Letzte macht das Licht aus
- Managementfehler
Um neun Uhr morgens hat sich der Parkplatz vor dem Versteigerungsgebäude am ehemaligen BenQ Mobile-Produktionsstandort Kamp-Lintfort schon gut gefüllt. Rund 150, vielleicht 200 Pkw stehen hier. Die Nummernschilder verraten, dass sich nicht nur die Nachbarschaft für die Auktion interessiert – einige Besucher sind aus Belgien, aus Polen und Bulgarien angereist.
Drinnen in der ehemaligen Produktionshalle hat das Hamburger Auktionsbüro Dechow bunte Stühle aufgestellt. Kurz nach 10 Uhr beginnt die Auktion, in den vorherigen zwei Stunden stand alles in der Halle offen zur Besichtigung. »Wenn es gut läuft, wollen wir heute so gegen 18.30 Uhr fertig sein«, erklärt der Auktionator dem Publikum. An drei Tagen verkaufte das norddeutsche Unternehmen hier in der vergangenen Woche die letzten Reste von Deutschlands Handyindustrie. Wem der Anblick der halb leeren, früheren Fabrikationsstätte nicht auf den Magen schlägt, der kann draußen vor der Tür zum Imbissstand gehen, wo es Limo, Bratwurst und Riesenfrikadellen gibt.
1.800 Menschen haben hier einmal gearbeitet – zuletzt blieben noch 35 ehemalige BenQ Mobile- Mitarbeiter übrig, die seit September letzten Jahres für das Auktionshaus alle Einzelteile inventarisiert und bewertet haben. Die Inventarliste bei BenQ Mobile enthält rund 30.000 Einzelposten. Blumentöpfe und Mikroskope, Stühle, Netzsimulatoren und ganze Montagelinien, die größtenteils noch den Aufdruck »BenQ« tragen. Nur Handys gibt es hier keine mehr. Wer noch ein letztes »BenQ Siemens«-Mobiltelefon erstehen möchte, kann aber ins nahe gelegene Ortszentrum fahren. Am Parkplatz hat ein Fachhändler seine Werbetafel angebracht: »Handy-Ausverkauf im Stadtzentrum«.
Das letzte Dutzend auf der Versteigerung erhältlicher Desktop- PC samt Monitoren trägt das alte Markenlogo »Siemens« – nicht »Fujitsu Siemens«. Auch das ist ein längst abgeschlossenes Kapitel deutscher Industriegeschichte. Ein anwesender Wachmann, der den Diebstahl der elektronischen Antiquitäten verhindern soll, outet sich als ehemaliger Siemens-Mitarbeiter. Er kann seinen Frust am Ende nicht verbergen: »Die haben uns hier doch alle verarscht«, sagt er bitter. Von der Produktions-Straße, vor der wir stehen, purzelte im vergangenen Jahr noch jede Sekunde ein Handy vom Band. »Ende des Monats ist hier alles vorbei «, weiß er – wenn alles verkauft ist, wird hier das Licht ausgemacht.