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Gleichberechtigung in der IT-Arbeitswelt

Rahmen- und Arbeitsbedingungen mit großem Optimierungspotenzial

Autor:Autor: Jakob Kobabe / Redaktion: Diana Künstler • 12.3.2021 • ca. 3:10 Min

Inhalt
  1. Der richtige Zeitpunkt, um den Gender Gap zu überwinden
  2. Rahmen- und Arbeitsbedingungen mit großem Optimierungspotenzial
Gender Equality Index 2020
© Quelle: Gender Equality Index 2020 – Digitalisation in the world of work, European Institute for Gender Equality, basierend auf Daten von Eurostat und Eurofound

Deutschland verschenkt durch die unvorteilhaften Jobvoraussetzungen für weibliche Fachkräfte im Bereich IT und Digitalwirtschaft große Potenziale. Nicht zuletzt werden deutsche Unternehmen dadurch auch weiterhin im internationalen Vergleich abgehängt werden. Dabei scheint der Wunsch ein anderer zu sein: 90 Prozent der Befragten sind sich einig, dass Männer und Frauen im Job gleichbehandelt werden sollen. Als Top-3-Maßnahmen werden hier eine entsprechende Unternehmenskultur, die Chancengleichheit fördert, objektive Leistungsbewertungen und flexible Arbeitstaggestaltung genannt. Das Bewusstsein für Gleichberechtigung ist also vorhanden – auch die wirksamsten Hebel für einen grundlegenden Wandel wurden erkannt. Umso erschreckender, dass die Hälfte der Befragten der
Meinung ist, dass Frauen nur eingestellt werden, um eine Quote zu erfüllen. Letztlich braucht es nach wie vor Veränderungen in vielerlei Hinsicht, die sich nicht von heute auf morgen umsetzen lassen. Es bedarf eines grundlegenden kulturellen Wandels.

Kultur tut gut, Vertrauen noch besser

Gewisse Ansätze der Kulturveränderung lassen sich durch die derzeitige Krise bereits beobachten. In zahlreichen virtuellen Meetings durften wir via Live-Schaltung Einblicke in private Lebensbereiche unseres Gegenübers werfen. Die Remote-Work-Situation hat ein Gefühl des Miteinanders hervorgebracht. Dank digitaler Infrastrukturen ließen sich private Momente in einem sonst rein professionellen Kontext miterleben: Man bekam mit, dass der Postbote klingelte, sah, wie sich Haustiere an ihre Besitzer schmiegen und nicht selten bekam man auch die lebhaften Emotionen der Kinder mit, die sich ja in gewisser Weise auch im Homeoffice befanden. Diese unschärferen Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben führten nicht nur dazu, dass wir uns alle ein Stück besser kennenlernen, sondern auch zu einer stärkeren Toleranz gegenüber alternativen Arbeitsmodellen. In Zukunft könnten gerade berufstätige Eltern von dieser Entwicklung profitieren.

Wachsende Flexibilität und die Möglichkeit zur Selbstorganisation spielen jenen, die trotz Familie ihre beruflichen Ziele verfolgen, in die Karten. Besonders Frauen, die sich bewusst für Kinder entschieden haben, waren bislang zumeist dazu gezwungen, ihre Karriere gegen ein reduziertes Teilzeitarbeitsverhältnis einzutauschen. Für sie könnten sich jetzt ganz neue Möglichkeiten des „Sowohl als auch“ ergeben. Dabei gilt es jedoch ebenso, die Kehrseite der Medaille zu bedenken: Tendenzen der Verschmelzung von Berufs- und Privatleben bergen erhöhte Risiken der Selbstausbeutung. Deshalb ist es wichtig zu betonen, dass virtuelle Teamarbeit, agile Prozesse und flexible Gestaltung des Arbeitsortes allein noch lange kein Garant für erfolgreich gelebte New-Work-Kultur sind.

Jakob Kobabe ist Senior Sales Team Manager bei Computer Futures, einem Geschäftszweig von SThree