Der VC-Markt erholt sich

Die Flaute ist vorbei

12. Juli 2007, 4:11 Uhr | Ulrike Garlet

Mit dem Platzen der Dotcom- Blase zog sich schlagartig das Risikokapital aus dem IT-Markt zurück. Der hierzulande noch jungen Finanzierungsform wurde damit schon früh der Wind aus den Segeln genommen. Da die Konjunktur wieder anzieht, wittert die Beteiligungsbranche jetzt Morgenluft. In Neugründungen floss 2006 tatsächlich wesentlich mehr Kapital als 2005.

Über Eingriffe ins Tagesgeschäft kann sich Michael Konrad nicht beklagen. Der Finanzchef von Asknet hat zwar seit Jahren zwei Investoren im Unternehmen. Bislang machte er damit aber überwiegend gute Erfahrungen: »Wir sind zufrieden mit der Unterstützung durch unsere Geldgeber«, gibt Konrad nüchtern zu Protokoll. Tatsächlich wäre der Karlsruher E-Commerce- Pionier ohne Wagniskapital wohl nicht dorthin gekommen, wo er heute steht. Asknet verkaufte als erster Anbieter hierzulande Software übers Internet und baute seit 1997 mit Softwarehouse.de das nach eigenen Angaben mittlerweile größte Download-Portal in Europa auf. Schon Ende der 90er Jahre war das Management vom Potenzial der noch jungen Portaltechnologie überzeugt. Um das eigene Wachstum zu beschleunigen, benötigte das 1995 gegründete Unternehmen allerdings mehr Kapital. »Über institutionelle Anleger ist das unter Umständen leichter zu realisieren als über einen Börsengang«, begründet Konrad, warum Asknet die Investoren ins Boot nahm.

Die Badener sind zwar kein Einzelfall. Andere Unternehmen aus der IT-Branche – etwa Astaro, Collax oder Netviewer – lassen sich beim Auf- oder Ausbau des Geschäfts ebenfalls durch Kapitalinvestoren unterstützen und sind damit bislang gut gefahren. Verglichen mit dem US-Markt, wo die Finanzierung durch Risikokapital anders als hierzulande Tradition hat, fällt die Bestandsaufnahme jedoch ernüchternd aus. Dort steht für Gründer ungleich mehr Venture Capital (VC) bereit, von dem wiederum ungleich mehr Firmen profitieren. Branchengrößen wie Oracle oder Google gehörten selbst zu den Nutznießern. Allein der Investor Sequoia soll mehr als zehn Prozent der Nasdaq- Unternehmen finanziell angeschoben haben. Während Private Equity, privates Beteiligungskapital, ganz allgemein im angelsächsischen Raum einen hohen Stellenwert besitzt, spielt es in Deutschland nur eine Nebenrolle und wird mitunter sogar argwöhnisch betrachtet. Und das nicht erst, seit ein führender Politiker die Finanzinvestoren pauschal mit gefräßigen Insekten verglich.


  1. Die Flaute ist vorbei
  2. Deutschland hinkt hinterher
  3. Reihe viel versprechender Initiativen im Markt
  4. »Open Source Business Award«

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