Hays IT-Gehaltsreport 2023

Die Mehrheit der ITler will für ein besseres Gehalt wechseln

12. September 2023, 8:30 Uhr | Diana Künstler
© JeanLuc/AdobeStock

Trotz Durchschnittseinkommens von 67.200 Euro im Jahr würden rund drei Viertel aller IT-Beschäftigten für ein höheres Gehalt den Job zu wechseln. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle IT-Gehaltsreport von Hays. Besonders hoch ist die Wechselbereitschaft unter Cloud-Spezialisten.

In den IT-Berufen gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen der aktuellen Höhe des Gehalts und der Zufriedenheit. Nicht einmal vier von zehn IT-Fachkräften sind sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrem derzeitigen Gehalt. Drei von vier Beschäftigten im Tech-Bereich wären bereit, sich für eine bessere Bezahlung beruflich zu verändern. Und trotz eines Jahreseinkommens von im Mittel 83.600 Euro, wären knapp 50 Prozent der Befragten bereit, die jetzige Position zu wechseln. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Hays IT-Gehaltsreport 20231, zu dem insgesamt 1.285 Fach- und Führungskräfte im Zeitraum von März bis April 2023 online befragt wurden.

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Cloud-Spezialisten am unzufriedensten

Wechselbereitschaft, IT-Gehaltsreport 2023 Hays
Das aktuelle Gehalt ist offenbar nicht allein verantwortlich für die Wechselbereitschaft in einen neuen Job. Über alle Tätigkeitsgebiete hinweg, sind 73 Prozent der IT-Fachkräfte grundsätzlich bereit, sich beruflich zu verändern. Fachkräfte, die bereichsübergreifend tätig sind, zeigen mit „nur“ 63 Prozent Wechselbereitschaft noch die höchste Loyalität, obwohl ihr Gehalt nur durchschnittlich hoch ist. Cloud-Fachkräfte, deren Vergütung nur leicht darunter liegt, sind dagegen zu 83 Prozent wechselbereit. Allerdings müsste ein neuer Arbeitgeber tief in die Tasche greifen und ein um 27 Prozent höheres Gehalt bieten.
© Hays

Bei genauer Betrachtung der unterschiedlichen Fachrichtungen wird deutlich, dass IT-Spezialisten im Bereich Cloud-Computing mit einer Wechselbereitschaft von 83 Prozent die Spitzenposition einnehmen. Gefolgt von weiteren Top-Verdienenden wie Experten im Bereich Data Analytics, IT-Projektmanagement und ERP-Management, von denen jeweils 75 Prozent einem Wechsel offen gegenüberstehen. Interessanterweise geben 57 Prozent der befragten Cloud-Experten gleichzeitig an, mit ihrem derzeitigen Gehalt sehr zufrieden zu sein. Diejenigen IT-Profis, die eine übergreifende Verantwortung in verschiedenen Bereichen innehaben, zeigen mit einer Wechselbereitschaft von 63 Prozent die größte Loyalität gegenüber ihrem aktuellen Arbeitgeber. Im Falle eines Jobwechsels erwarten IT-Fachkräfte im Durchschnitt eine satte Lohnerhöhung von 20 Prozent.

Berufsanfänger unzufrieden mit Einstiegsgehalt

Auffällig ist, dass insbesondere bei Berufseinsteigern eine deutliche Unzufriedenheit mit dem Gehalt zu verzeichnen ist. Von denjenigen IT-Profis, die weniger als zwei Jahre Berufserfahrung haben, geben nicht einmal 25 Prozent an, sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrer Vergütung zu sein. Dies ist bemerkenswert, zumal sie mit einem Jahresbrutto von knapp 50.000 Euro im IT-Bereich zu den Besserverdienern gehören, verglichen mit anderen Tätigkeitsfeldern. Interessanterweise steigt das Gehalt dieser Gruppe im Durchschnitt bereits nach zwei Jahren Berufserfahrung um 17 Prozent.

IT-Fachkräfte im öffentlichen Dienst sind unzufrieden mit Bezügen

Bei den erfahrenen Fachkräften, die bereits seit 15 Jahren oder länger im IT-Bereich tätig sind, steigt die Zufriedenheitsrate immerhin auf 46 Prozent. Die geringste Zufriedenheit mit dem Gehalt zeigt sich bei IT-Experten aus dem öffentlichen Dienst. Während in der Industrie und im Dienstleistungssektor jeweils 44 beziehungsweise 42 Prozent der Fachkräfte mit ihrer Bezahlung zufrieden sind, beträgt dieser Anteil im öffentlichen Sektor lediglich 34 Prozent.

Frauen geben sich mit weniger Lohnerhöhung zufrieden

Ein Blick auf die Zufriedenheit mit dem aktuellen Gehalt in Bezug auf das Geschlecht zeigt, dass trotz durchgehend niedrigerer Einkommen in allen Berufsfeldern und Hierarchieebenen Frauen nicht unzufriedener mit ihrer Vergütung sind als ihre männlichen Kollegen. Die allgemeine Bereitschaft, den Arbeitsplatz zu wechseln, liegt jedoch mit 73 Prozent bei Frauen und 75 Prozent bei Männern nahezu gleichauf. Deutliche Unterschiede offenbart die Studie jedoch in Bezug auf die Erwartungen an zukünftige Gehaltssteigerungen. Frauen würden sich im Durchschnitt mit einer Lohnerhöhung von 11 Prozent zufriedengeben, während Männer eine durchschnittliche Erhöhung ihres Gehalts um 20 Prozent anstreben.

Legt man die Unternehmensgröße als Maßstab für Verdienstmöglichkeiten an, zeigt sich ein erwartbares Bild. Während kleine Unternehmen (bis 100 Mitarbeitende) im Mittel knapp 58.000 Euro zahlen, können in Unternehmen ab 10.000 Mitarbeitenden Jahresgehälter von durchschnittlich 81.000 Euro aufgerufen werden.

Spezialisten für Data & Advanced Analytics verdienen am besten

Gehalt IT-Fachkräfte, IT-Gehaltsreport 2023 Hays
IT-Fachkräfte in den Bereichen Data & Advanced Analytics oder ERP erzielen die höchsten mittleren Jahreseinkommen mit rund 71.000 Euro. Deutlich weniger erhalten IT-Fachkräfte für Tätigkeiten im Bereich Infrastruktur. Das Durchschnittsgehalt beträgt hier 62.400 Euro im Jahr.
© Hays

Insgesamt verdienen IT-Fachkräfte mit den fachlichen Spezialisierungen Data & Advanced Analytics, ERP und Cyber-Security mit über 70.000 Euro Jahresgehalt überdurchschnittlich hoch. IT-Fachkräfte im Bereich Infrastruktur hingegen bewegen sich mit 62.000 Euro am unteren Ende der Gehaltsskala. Führungskräfte in der IT kommen im Mittel auf knapp 100.000 Euro Jahresgehalt, wobei Bereichsleiter mit 127.000 Euro das höchste Gehalt einstreichen.

Die höchsten Gehälter erhalten generell IT-Beschäftigte in der Industrie: Hier liegt das Durchschnittsgehalt für IT-Fachkräfte bei 71.900 Euro. Im Dienstleistungsbereich und im öffentlichen Sektor wird mit 66.100 bzw. 62.500 Euro deutlich weniger verdient. Neben der Branche entscheidet aber auch der Standort des Arbeitgebers. In Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg ist die Vergütung am höchsten. Die Unternehmensgröße hat ebenfalls einen entscheidenden Einfluss auf die Gehaltshöhe. Je größer das Unternehmen, desto höher das Gehalt. Die Unterschiede sind beachtlich: Zwischen den kleinsten und den größten Unternehmen beträgt die Gehaltsdifferenz über 23.000 Euro, und das pro Jahr.

„Der IT-Gehaltsreport zeigt, dass die Höhe des Gehalts allein kein Garant mehr für die Bindung zum aktuellen Arbeitgeber ist. Im Gegenteil: Die Gehaltsforderungen der begehrten IT-Fachkräfte schienen sich immer stärker von der Zufriedenheit mit Job und Arbeitgeber abzukoppeln. Das dürfte vor allem für diejenigen Unternehmen interessant sein, die über hohe Gehälter um begehrte IT-Fachkräfte buhlen,“ so Francesco Panzica, IT-Bereichsleiter Hays. 

Sieben von zehn erhalten zusätzlich eine leistungs- oder erfolgsabhängige Zusatzvergütung

Zusatzleistungen, IT-Gehaltsreport 2023 Hays
Firmenlaptop und Firmenhandy sind die am weitesten verbreiteten Zusatzleistungen. Auch Regelungen zur betrieblichen Altersvorsorge werden häufig angeboten. Weihnachts- / Urlaubsgeld bekommen vier von zehn IT-Beschäftigten. Mit 38 Prozent sind Mobilitätsleistungen wie Jobticket oder Fahrrad-Leasing fast ebenso populär.
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Beschäftigte im IT-Bereich erhalten insgesamt eine breite Palette freiwilliger betrieblicher Zusatzleistungen. Am weitesten verbreitet sind Firmenlaptop, Firmenhandy und die betrieblicher Altersvorsorge sowie, mit einigem Abstand, Weihnachts-/Urlaubsgeld.
Mit Blick auf die Hierarchieebene lässt sich feststellen, dass sich betriebliche Zusatzleistungen für IT-Beschäftigte ohne Personalverantwortung und Teamleitung kaum unterscheiden. Ab Abteilungsleitungsebene sieht es anders aus: Deutlich steigend ist die Bedeutung von Firmenfahrzeug und Direktversicherungen. Für Führungskräfte der Bereichsleitung haben betriebliche Altersvorsorge, Firmenwagen, Sonderprämien und Firmenaktien / -optionen eine signifikant höhere Bedeutung.
Variable Gehaltsbestandteile sind auch in der IT-Arbeitswelt weit verbreitet. Über alle Hierarchiestufen hinweg beinhaltet die Gesamtvergütung für 71 Prozent der Mitarbeitenden auch einen variablen Anteil. Bei Führungskräften der Bereichsleitung steigt dieser Anteil auf 83 Prozent, wobei die Höhe ihrer Zusatzvergütung im Mittel rund 15 Prozent beträgt.

Im Jahr 2022 bekamen 37 Prozent der Beschäftigten im IT-Bereich eine Gehaltserhöhung von durchschnittlich 5,7 Prozent. In diesem Jahr rechnen deutlich mehr mit einer Anpassung ihrer Bezüge. Mehr als die Hälfte der IT-Beschäftigten (55 Prozent) konnte im laufenden Jahr bereits eine Gehaltserhöhung verzeichnen oder rechnet fest damit. Auf Ebene der Teamleitung sind es allerdings nur 44 Prozent, auf Ebene der Bereichsleitung immerhin 64 Prozent, die von einer Gehaltserhöhung profitieren. Wurde das Gehalt schon angepasst, betrug die durchschnittliche Erhöhung 6,0 Prozent. Erfolgt die Anpassung später im Jahr, wird eine Steigerung von 6,9 Prozent erwartet.

Gut ein Drittel der IT-Beschäftigten hat vom Arbeitgeber bereits den steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich erhalten, am häufigsten IT-Fachkräfte ohne Personalverantwortung. Ihnen wurde mit durchschnittlich 1.481 Euro die höchste Prämie gezahlt, die IT-Mitarbeitende bisher erhalten haben.

1 https://www.hays.de/personaldienstleistung-aktuell/studie/hays-studie-hr-gehaltsreport-2023


  1. Die Mehrheit der ITler will für ein besseres Gehalt wechseln
  2. Die Kernergebnisse der Studie im Überblick
  3. Interview mit Hays: „IT ist oft der Enabler“

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