Problem der Langzeitarchivierung
- Digitale Untiefen durchqueren
- Problem der Langzeitarchivierung
- Vorsicht bei der Vernichtung von Papierakten

Eine besondere Schwierigkeit stellt die Langzeitarchivierung dar. Geschieht dies digital, so sind verschiedene gesetzliche Vorgaben dringend zu beachten. Vor allem müssen sich die Beteiligten darüber im Klaren sein, dass jegliche Transformation eines digitalen Dokuments in ein anderes Format sofort die Ungültigkeit der ursprünglichen digitalen Signatur nach sich zieht. Das Dokument muss also nachsigniert werden, um gültig zu bleiben. Um hier einigermaßen auf der sicheren Seite zu sein, empfehlen Signaturexperten wie Professor Alexander Roßnagel von der Universität GH Kassel die »Verwendung eindeutig interpretierbarer, langfristig stabiler und standardisierter Signatur-Daten-Formate« sowie das Vorhalten von Redundanz durch die Verwendung verschiedener Algorithmen. Angesichts dieser ihrerseits wenig eindeutig interpretierbaren Begrifflichkeit der Juristen wundert es nicht, dass es immer noch so viel Papierdokumente gibt. Hinzu kommt, dass die Kryptografie ganz offiziell »vergilbt«. Der Vergilbungsgrad wird in Deutschland durch die Bundesnetzagentur festgelegt und hat im Falle eines (Streit-)Falles juristische Konsequenzen. Jedenfalls ist am 31.12.2007 die digitale Tauglichkeit des Verschlüsselungsalgorithmus RSA 1024 ausgelaufen. Ende 2010 läuft das »juristische Haltbarkeitsdatum« des Hash-Algorithmus SHA-1 aus. Wer diese Algorithmen über das Verfallsdatum weiter benutzt, hat im Fall eines Rechtsstreits schlechte Karten.
Viele gesetzliche Grauzonen
Trotz dieser eher abschreckenden Rahmenbedingungen ist es schon fast ein Wunder, dass es in Deutschland medizinische Einrichtungen gibt, welche die Digitalisierung der Dokumente voranbringen. Eine dieser Vorzeigeeinrichtungen ist das Klinikum Braunschweig. Dr. Christoph Seidel, Geschäftsbereichsleiter IT und Organisation an diesem niedersächsischen Krankenhausverbund, berichtete auf dem Enterpreise Signature Day von großen Fortschritten bei der Digitalisierung. Seidel zeigte auf, dass der Hebel zu einer umfassenden Digitalisierung am Ursprung des Dokuments liegt. Es muss verhindert werden, dass am Anfang Papier entsteht, denn die Umwandlung von Papier in Bits und Bytes ist nicht nur kostspielig, sondern auch eine juristische Gratwanderung. Am Klinikum Braunschweig gibt es mittlerweile schon 70000 elektronisch signierte Akten. Durch rationelle Arbeitsabläufe (Signaturkreise) will Seidel diese Quote weiter erhöhen. Wichtig ist für die Akzeptanz, dass vor allem für Ärzte die Workflows so definiert werden, dass nicht für jeden Befund die Signaturkarte gezückt und das Passwort eingegeben werden muss. Sammelsignaturen können hier sehr hilfreich sein. Die Reduktion von elektronischen Signaturen ist freilich nicht nur eine arbeitstechnische Frage, sondern auch eine Kostenfrage. Wenn nach eigener Aussage Seidel am Klinikum Braunschweig die Zahl von 3,6 Millionen digitaler Signaturen auf 52000 Signaturen pro Jahr hat reduzieren können, dann ist das in erster Linie auch ein großer Kostenblock, der damit eingespart werden konnte.