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Unerfahrenheit bei Unternehmen

Autor:Markus Bereszewski • 1.11.2007 • ca. 1:35 Min

Zweifellos stehen die vielfältigen Praxisschwächen der Outsourcing-Projekte in einem engen Zusammenhang damit, dass die Unternehmen bei diesen langfristig angelegten Maßnahmen häufig Neuland betreten. Und wenn durch Unerfahrenheit die Weichen falsch gestellt werden, gehören anhaltende Schmerzen im Alltag und wirtschaftlich ungünstige Effekte zu den typischen Folgen. Beispiele dafür sind mangelnde Flexibilität durch starre Verträge, ungeeignete Preismodelle oder zu lange Vorlaufzeiten bei technologischen Anpassungen. Diese Konsequenzen können auch entstehen, wenn bedingungslos dem Rat eines beauftragten Beraters gefolgt wird. Noch problematischer wird es jedoch, wenn der Beratungspartner eng auf bestimmte Auslagerungsstrategien fokussiert ist und über keine praktische Erfahrung mit der konkreten Umsetzung, also der Outsourcing-Transition, verfügt. Wer beispielsweise grundsätzlich ein Full-Outsourcing präferiert, wird sich vermutlich nicht ausreichend mit den Alternativen beschäftigen und dadurch einen Weg empfehlen, der mehr den eigenen Grundsätzen folgt, jedoch möglicherweise nicht optimal zum Unternehmen und seinen individuellen Anforderungen passt. Zu empfehlen ist deshalb, systematische Korrektivmethoden in die Planung der Auslagerungsstrategien zu integrieren. Dies kann durch ein Zweitgutachten in der finalen Entscheidungsphase geschehen, bei dem mit neutralem Blick kritisch auf das entwickelte Konzept geschaut wird. Schließlich ist eine zusätzliche Absicherung über ein solches Vier-Augen-Prinzip in anderen Bereichen längst üblich – etwa bei den regel?mäßigen Security Audits der Banken oder der Zweitunterschrift bei geschäftsrelevanten Briefen in Unternehmen. Beim Outsourcing kommt eine solche Absicherung hingegen derzeit kaum zu Einsatz, weil es dazu weder entsprechende Angebote seitens der Berater gibt, noch bisher diese Möglichkeiten der Risikominimierung öffentlich diskutiert wurden. Ein weiterer Grund liegt jedoch darin, dass die mit den Outsourcing-Strategien beauftragten Berater sich vermutlich nicht gerne über die Schulter schauen lassen. Dabei wären die Anwender durchaus offen für solche Angebote. Denn auf die Frage, ob eine zusätzliche neutrale Analyse der Outsourcing-Strategie nach dem Vier-Augen-Prinzip Schwächen in der Vorgehensweise möglicherweise offen gelegt hätte, kommt die Erhebung zu überraschenden Ergebnissen. So sind 19 Prozent der Befragten der Auffassung, dass damit »auf jeden Fall« spätere Probleme vermieden worden wären. Für weitere 33 Prozent hätte es »vermutlich« zur Offenlegung von Mängeln in den Auslagerungskonzepten geführt. Und einmal auf den Gedanken gekommen, tendieren 26 Prozent dazu, bei zukünftigen Outsourcing-Projekten ein solches Zweitgutachten einzubeziehen. Zusätzlich erachtet über die Hälfte der Befragten dies zumindest als einen überlegenswerten Schritt.