E-Book-Reader startet in Deutschland

Eher fragwürdige Erfolgsaussichten für Amazons »Kindle«

29. April 2011, 13:13 Uhr | Samba Schulte

Internet-Anbieter Amazon schickt sich nun an, mit seinem E-Book-Reader »Kindle« und einem Angebot von 25.000 deutschen Titeln auch den deutschen Buchmarkt zu erobern. Doch ein dem US-Markt vergleichbaren Erfolg wird es wohl nicht geben, denn deutsche Bücherwürmer greifen immer noch lieber zu Büchern und bei den Technikfreunden laufen die Tablets den E-Book-Readern längst den Rang ab.

Amazon wirbt zum späten Deutschland-Start E-Book-Readers »Kindle« mit einer bereits vierjährigen Erfolgsgeschichte in den Vereinigten Staaten: Dort sei der E-Book-Reader der meistverkaufte Artikel des Etail-Riesen. In den USA hat der Reader die digitale Revolution im Buchmarkt wesentlich vorangetrieben: Immer öfter lagen die Digitalen Ausgaben in den Verkaufsstatistiken vor den traditionellen Printausgaben desselben Titels. Kein Wunder also, dass der Start des Kindle auch in Deutschland für einiges Nachdenken bezüglich der Zukunft der Buchindustrie sorgt: »Mit dem Markteintritt von Amazon in den deutschen E-Book-Markt rückt der Massenmarkt natürlich näher«, erklärt Ralf Tornow, Leiter Digitalbuch beim Rowohlt-Verlag, gegenüber dem Branchenblatt »Buchreport«. Es werde zu drastischen Marktanteilsverschiebungen im Markt kommen, mittelfristig erwartet Tornow die Marktführerschaft für Amazon.

Amazon startet Kindle mit einem Angebot von insgesamt 650.000 Titel, die zum Download bereit stehen. 25.000 davon auf Deutsch. Die Auswahl des deutschen Kindle-Shops umfasse dabei Titel bekannter deutschsprachiger Autoren, 71 der 100 Spiegel-Bestseller und darüber hinaus Tausende deutsche Klassiker, die nur im Kindle gratis zum Download verfügbar seien. Der Shop präsentiert daneben auch Eigenpublikationen, die Autoren über die Direct Publishing Plattform selbst veröffentlichten. Zudem könnten die Kunden deutsche und internationale Tageszeitungen und Zeitschriften einzeln kaufen oder als Abonnement bestellen.

Doch einen Erfolg wie in den Vereinigten Staaten erwarten viele Branchenkenner dann doch nicht. Zum einen weil die deutschen Leser immer noch lieber zum Buch griffen, wie auch Oetinger-Geschäftsführer Jan Weitendorf in »Buchreport« ausführt: »Die Grundhaltung in Europa ist traditioneller. Bücher nehmen einen anderen Rahmen ein, der durch technische Neuentwicklungen nicht so schnell verrückt wird.« Zum anderen setzen die Technikbegeisterten eher auf die Alleskönner unter den mobilen Endgeräten, vor allem Tablets oder Smartphones. Amazon hat offenbar bereits selbst erkannt, dass ein geschlossenes Angebot von nur für den Kindle zu gebrauchenden Inhalten nicht mehr zeitgemäß ist: Gratis gibt es für die Kunden auch Kindle-Lese-Apps für iPad, iPod touch, iPhone, PC, Mac und für android-basierte Endgeräte.


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