ITK Media Summit 2016

Ein Plädoyer für die Entschleunigung

25. Mai 2016, 11:47 Uhr | Samba Schulte
Die Referenten Professor Matthias Spörrle und Matthäus Hose

Der Rezipient ist im Zeitalter der Digitalisierung und medialen Beschallung über alle Kanäle vor allem eines: überfordert. Beim fünften »ITK-Media Summit« erfuhren Marketing-Verantwortliche, wie sie den Kampf um die Aufmerksamkeit ihrer Kunden gewinnen können.

Bereits zum fünften Mal fand Anfang Mai der ITK-Media Summit im Verlagsgebäude der WEKA FACHMEDIEN in Haar statt. Auf dem Fachforum für Marketing- und Media-Experten referierten Matthäus Hose, Verlagsleiter WEKA FACHMEDIEN, und Professor Matthias Spörrle (TU München und Hochschule für Angewandtes Management, Erding) in gewohnt unterhaltsamer Manier über ein Kernthema der Marketing-Kommunikation: Wie gewinnt man den Kampf um die Zeit der Kunden?

Dabei kann das Referenten-Duo gestützt auf aktuelle Untersuchungen belegen, dass der Mediennutzer im Zeitalter der medialen Dauerbeschallung über alle Kanäle zunehmend überfordert ist. Multitasking im Beruf, die zunehmende Vermischung des privaten und beruflichen Lebensbereichs und darüber hinaus die gleichzeitige Nutzung mehrerer, unterschiedlicher Informationskanäle sind mittlerweile der Standard eines neuen »digitalen Lebensstils«. Dieser führt aber auch nachweislich zu einer sinkenden Aufmerksamkeitsspanne, welche Werbetreibende berücksichtigen sollten, schließen Hose und Spörrle. Sie plädieren für eine Entschleunigung in der Markenkommunikation, schließlich sei »Zeit das wertvollste, was man in der heutigen Zeit schenken kann«, wie Matthäus Hose feststellt.

Tipps für Marketingprofis

Für die zahlreich zur Fachtagung gekommenen Marketingentscheider hatten die Referenten aber nicht nur Analysen und witzige Videobeispiele als Beleg ihrer Medientheorie parat, sondern auch praktische Tipps, wie die Marketingprofis ihre Kommunikationsarbeit unter der Voraussetzung der digitalen Überforderung des Rezipienten wirkungsvoll gestalten können. Dabei müssten die Werbetreibenden berücksichtigen, dass die Mediennutzer leichter abzulenken sind und es zwar leichter wird ihre Aufmerksamkeit einzufangen, aber schwieriger sie zu halten.

Matthias Spörrle empfiehlt deshalb, Werbung von allen unnötigen Informationen säubern: »Eliminieren Sie Ablenkungen, denn was Konsumenten im ersten Blick sehen, entscheidet darüber, was sie als nächstes tun werden.« Die prägnante und außergewöhnlich formulierte Botschaft sollte also im Vordergrund stehen.

Den Rezipienten muss auch der erkennbare Mehrwert des Angebots auf einen Blick erfassbar werden. Verlagsleiter Matthäus Hose zeigt anhand einiger Zeitungstexte, wie schnell sich Medien austauschbar machen: So führt er mehrere gleichlautende Zeitungsmeldungen in verschiedenen IT-Publikationen an, die denselben Nachrichtenagentur-Text veröffentlichten. Eine eigenständige redaktionelle Zeitungsarbeit zu betreiben sei aufwendig, berichtet er, gleichwohl entkomme man nur dadurch der Austauschbarkeitsfalle im Zeitungswesen.

Des Weiteren rät er den Werbetreibenden: »Setzen Sie auf Nachhaltigkeit und Kanäle, die Ihnen Zeit geben!« Als Verlagsexperte setzt er beim WEKA FACHMEDIEN-Verlag nach wie vor sehr stark auf Print-Angebote. Denn: »Die Lesegeschwindigkeit bei Printmedien ist langsamer, aber auch viel konzentrierter als auf Bildschirmen«, ist er überzeugt.

Matthias Spörrle wiederum hat zum Abschluss des Vortrags auch noch psychologischen Tipp für die Tagungsbesucher parat: Diese sollten sich an ihre Kindheit erinnern und wieder »mehr über die Welt staunen«. »Das klingt vielleicht ein wenig pathetisch«, räumt er ein, »aber tatsächlich verlängert Staunen die Zeitwahrnehmung.«


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