Smartphone-Nutzung am Steuer

Erhöhte Unfallgefahr durch Smartphones

23. Februar 2016, 11:26 Uhr | Axel Pomper, Redaktion funkschau
© fs - Quelle: fotolia

Zehn Prozent der Verkehrsunfälle passieren, weil der Fahrer abgelenkt ist – zunehmend vom eigenen Smartphone. Wie gefährlich der ständige Blick auf Smartphone-Meldungen von Facebook, Twitter und Whatsapp während der Fahrt ist, zeigt ein Eye-Tracking-Experiment von Ergoneers.

Beim Experiment kamen ein Eye-Tracker von Ergoneers sowie eine Lichtschranke zum Einsatz. So konnte festgestellt werden, wie lange die Fahrerin durch das Smartphone von der Straße abgelenkt war und wie sich das auf ihre Reaktion auswirkte.

Die Versuchsauswertung ergab, dass die Fahrerin während ihrer Fahrt insgesamt vier Sekunden lang auf ihr Smartphone blickte. Dies bedeutet: Bei einer Geschwindigkeit von nur 38 km/h ist sie ganze 42 Meter gefahren, ohne auf den Straßenverkehr zu achten.

Wenige Sekunden Blindflug genügen bereits, um ungebremst auf den Vordermann auf zu fahren. Laut einer Studie der Allianz ist jeder zehnte Verkehrsunfall auf eine Beeinträchtigung des Fahrers durch SMS-Schreiben, Navi-Bedienen oder Essen zurück zu führen. Amtliche Zahlen für Deutschland zum Thema Ablenkung gibt es allerdings nicht. Hierfür fehlt eine eigene Kategorie in der offiziellen Unfallstatistik. In den USA hingegen wird Ablenkung schon länger in der Unfallstatistik berücksichtigt. Die US-Zahlen sind erschreckend: Etwa jeder zehnte Unfall mit Todesfolge sowie mehr als jeder sechste Unfall mit Verletzten entsteht aufgrund visueller, manueller oder kognitiver Beeinträchtigung.

„Auch wenn man nur für ein paar Sekunden im Blindflug unterwegs ist, bleibt im Ernstfall keine Zeit mehr, um auf eine Gefahrensituation rechtzeitig reagieren zu können. Stellen Sie sich vor, ein Kind läuft plötzlich auf die Fahrbahn, ein entgegenkommendes Auto gerät auf Ihre Fahrspur oder ein vorausfahrender Traktor taucht plötzlich nach einer Kurve auf. Hier muss sofort reagiert werden“, erklärt Dr. Martin Gründl, Verkehrspsychologe bei Ergoneers.

Die Autoindustrie versucht diesen Gefahren bereits mit Notfallbrems-Assistenten entgegen zu wirken. Die Systeme erkennen die Gefahr durch eine Kamera und leiten dann automatisch eine Notbremsung ein. Die Fahrhilfen funktionieren bereits problemlos, aber dennoch gibt es keine hundertprozentige Sicherheit – insbesondere in den Situationen, in denen der Fahrer überfordert ist.

„Das Eye-Tracking-Experiment verdeutlicht, wie riskant die Ablenkung durch Smartphones, aber auch andere Dinge wie das Bedienen von Infotainment-Systemen während der Fahrt ist. Autofahren und gleichzeitig Smartphone-Apps bedienen ist viel zu gefährlich und sollte für jeden verantwortungsbewussten Fahrer tabu sein. Verboten ist es sowieso.“, sagt Dr. Martin Gründl.


  1. Erhöhte Unfallgefahr durch Smartphones
  2. Eye-Tracking mit Ergoneers

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