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SOA verändert die IT-Landschaften

Flexibel und Service-orientiert

Autor:Michael Hase • 27.7.2006 • ca. 2:05 Min

Inhalt
  1. Flexibel und Service-orientiert
  2. Flexibel und Service-orientiert
  3. Flexibel und Service-orientiert

Gar nicht weit weg liegen die Beweggründe für Hersteller, sich des Themas anzunehmen. So ließen sich etwa SAPs R/3- Systeme in punkto Erweiterungen nur noch schwer beherrschen, wie Rüdiger Spies, Analyst der Ismaninger Experton- Group, darlegt (siehe auch das Interview unten). »Die Anwender wollen nicht bei jedem Update gezwungen sein, alles auf den Kopf zu stellen und eine komplett neue Installation vorzunehmen.« Deshalb haben die Walldorfer damit begonnen, ihre monolithischen Applikationsblöcke zu kleineren Services aufzulockern.

Die mit der SOA-Strategie verbundene Entscheidung von SAP, vor drei Jahren unter dem Label Netweaver eine eigene Integrationsplattform auf den Markt zu bringen, sorgt seither in der Branche für Wirbel. Vor allem beim Business-Partner IBM wächst die Nervosität. Zwischen SAP und IBM gebe es zwar keinen offenen Krieg, meint Spies. »Aber hinter den Kulissen wird die Auseinandersetzung ausgetragen, was die konkurrierenden Middleware- Produkte angeht.«

Anfangs waren die Reviere »noch klar voneinander abgegrenzt«, wie Christian Glas, Senior Berater bei Pierre Audoin Consultants (PAC) in München, erläutert. Der Einsatz von Netweaver habe sich zunächst darauf beschränkt, SAP-Lösungen in eine Infrastruktur einzubinden. Doch mittlerweile bringen die Walldorfer ihre Technologie zunehmend ins Spiel, wenn es darum geht, Drittprodukte oder eigenentwickelte Applikationen des Kunden zu integrieren. Dafür sprechen die Netweaver- Umsätze, die 2005 um 130 Prozent auf 176 Millionen Euro stiegen. Denn es fallen keine Lizenzgebühren an, wenn Anwender die Integrationsplattform in homogenen SAP-Umgebungen einsetzen.

Da Kunden der Walldorfer ohnehin nicht um Netweaver herumkommen, fragen sich nicht wenige, warum sie sich überhaupt mit einem zweiten Middleware- Konzept wie Websphere von IBM befassen sollen. Kein Wunder, dass beim weltgrößten IT-Konzern die Alarmglocken schrillen. Möchte er doch mit seinem Websphere- Portfolio derjenige sein, der in der Infrastruktur des Kunden den Ton angibt. Zugleich heizt das Architektur-Thema den Wettbewerb von SAP mit dem Erzrivalen Oracle an. Bei der Middleware werde der Kampf um die ERP-Marktführerschaft zwischen beiden ausgetragen, ist PAC-Analyst Glas überzeugt. »Dort wird sich entscheiden, ob die Walldorfer ihre dominierende Position ausbauen können oder ob sie sich künftig mit Oracle den Markt teilen müssen«.

Doch SOA bringt nicht nur Bewegung in den Anbietermarkt, sondern verändert auch das Geschäft der Partner. Es verschiebe sich mehr und mehr in Richtung Prozessberatung und -design, betont Mark Albrecht, Director Business Development beim SAP-Partner Itelligence. »Da wir schon seit einigen Jahren in dieser Disziplin tätig sind, können wir dem Kunden hier einen Mehrwert bieten.« Somit seien SOA-Projekte weniger von der IT getrieben. Fast immer sitze beim Kunden die Fachabteilung mit am Tisch. Meist beginne die Arbeit damit, dass das Bielefelder Systemhaus die Prozesse analysiert, Schwachstellen aufdeckt und dem Kunden aufzeigt, wie er die Abläufe dort durch Web-Services flexibler abbilden kann. Der Anteil der individuellen Programmierung von Funktionen nehme dagegen tendenziell ab, berichtet Albrecht. »Stattdessen besteht unsere Aufgabe vermehrt darin, nach Services von Drittanbietern zu suchen, die die entsprechenden Abläufe unterstützen.«