Mobilfunk- und DSL-Marktkonsolidierung

Freenet wird »Super-Mobilcom«

2. April 2008, 6:38 Uhr |

Freenet will die DSL-Sparte verkaufen und vom Erlös Debitel übernehmen. Die geplante Akquise zeigt: Der Konsolidierungsprozess im Mobilfunk- und DSL-Markt ist in vollem Gange. Für die Vertriebspartner der Provider und Netzbetreiber sind die derzeitigen Übernahmen und die brodelnde Gerüchteküche alles andere als erfreulich.

Riesen-Überraschung im Bereich der Mobilfunk- und DSL-Anbieter: Während Freenet vor wenigen Tagen noch selbst als Übernahmekandidat galt, will das Unternehmen jetzt den weitaus größeren Konkurrenten Debitel schlucken. Finanzieren will Freenet die Übernahme mit dem Verkauf der eigenen DSL-Sparte. Als Kauf-Interessenten gelten die Wettbewerber United Internet, Versatel und Telefónica. Der Verkaufspreis beträgt Branchengerüchten zufolge zwischen 600 und 800 Millionen Euro. Ein Scheitern des Verkaufs der DSLSparte könnte die beabsichtigte Debitel-Übernahme jedoch noch gefährden. Zudem sind sich Freenet und der Debitel-Eigner Permira offenbar in punkto Finanzierung noch nicht einig.

Gelingen die Verhandlungen, wird Freenet für den Service- Provider einen Milliarden-Betrag aufbringen müssen. Allerdings wäre Freenet dann mit addiert fast 19 Millionen Kunden der mit Abstand größte Mobilfunk- Provider in Europa, der bei den Netzbetreibern über eine beachtliche Einkaufsmacht verfügen würde.

Insbesondere für Fachhändler, die Freenet-Shops als Franchise- Nehmer führen, ist die jetzige Übergangsphase sehr unerquicklich: Wird ein neuer Eigner von Freenet-DSL auch das Shop- Geschäft übernehmen? Oder verbleiben die Ladengeschäfte unter dem Dach der heutigen Freenet AG? Werden Händler künftig Mobilfunklösungen von Freenet und die DSL-Anschlüsse eines anderen Anbieters vermarkten müssen? Offizielle Aussagen dazu gibt es derzeit nicht. »Was man gestern noch als absurd bezeichnet hat, wird heute ernsthaft diskutiert«, heißt es dazu inoffiziell aus Unternehmenskreisen.

Zahlreiche Spekulationen ranken sich derzeit auch um die Düsseldorfer Versatel: So wird deren 44-Prozent-Eigner Apax einerseits finanziell zugetraut, dass er Freenet-DSL schluckt und Versatel damit zahlreiche, neue Kunden beschert. Andererseits könnte Apax auch an der Kölner QSC AG interessiert sein, die erstens über eine engmaschige Infrastruktur verfügt und zudem zahlreiche Business-Kunden mit in die Köln-Düsseldorfer Ehe bringen würde. Allerdings hat Apax diese Überlegung – bezogen auf den gegenwärtigen Zeitpunkt – dementiert. Einige Insider interpretieren aus der Art und Weise des Dementis allerdings ernst gemeinte Langfrist- Absichten.

Doch damit nicht genug: Keineswegs absurd wäre beispielsweise auch, dass sich die United Internet-Gruppe den Netzbetreiber Versatel einverleibt, zumal die 1&1-Mutter ohnehin schon zu zwanzig Prozent an den Düsseldorfern beteiligt ist. United Internet ist der zweitgrößte DSL-Anbieter nach der Telekom, allerdings muss das Unternehmen auf die Netzinfrastruktur der Konkurrenz zugreifen. Wegen des harten Preiskampfs schlägt dies immer mehr auf die Marge. Der Zukauf eines echten Netzbetreibers wäre also lukrativ.


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  2. Entsteht ein DSLRiese?

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