Andere Branchenexperten vermuten, dass United Internet hinter den Kulissen bereits an einem Groß-Zusammenschluss von 1&1, Freenet-DSL und Versatel schmiedet. Versatel würde mit der in zahlreichen Ballungsgebieten vorhandenen Infrastruktur die Abhängigkeit von United Internet von externer Netzkapazität deutlich verringern. Diese Überlegungen ähneln den Gedankenspielen von Versatel-Chef Peer Knauer, der kürzlich in einem Gespräch mit der Financial Times Deutschland von einem neuen TK-Riesen, bestehend aus United Internet, Telefónica, Freenet und Versatel, phantasierte. Knauer ist davon überzeugt, dass mehr Kunden mit einer Übernahme möglicherweise billiger zu haben sind als durch organisches Wachstum.
Konkreter absehbar sind hingegen die Veränderungen bei Vodafone: Während der Mobilfunker früher stets verkündete, dass das Festnetz nicht zum Kerngeschäft zähle und die Firmentochter Arcor deshalb veräußert werde, will man davon längst nichts mehr wissen. Da es sich als Komplettanbieter erstklassig verdienen lässt, wird Vodafone die Festnetztochter Arcor wohl vollständig ins Unternehmen integrieren. Technische Vorbereitungen sollen laut Unternehmenskreisen dazu bereits in vollem Gange sein. Für die Hochzeit stockt Vodafone seinen 74-Prozent-Anteil an Arcor auf, indem der Carrier den Minderheitsaktionären Deutsche Bahn und Deutsche Bank deren Anteile abkauft. Danach wird die Marke Arcor mittelfristig verschwinden: »So lange die Marke Arcor noch so stark wächst, macht es keinen Sinn, sie vomMarkt zu nehmen«, orakelte kürzlich Vodafone-Chef Friedrich Joussen in einem Schreiben. Im Klartext: Sobald der DSL-Boom abflaut, wird Arcor vollständig in Vodafone integriert.
Immer deutlicher kristallisieren sich im deutschen Festnetzmarkt neue Blöcke heraus, die den Markt in den kommenden Jahren dominieren werden: Die Deutsche Telekom, Telefónica/O2, Vodafone/Arcor, United Internet (möglicherweise mit Versatel im Boot) und seit wenigen Tagen nun die kürzlich noch taumelnde Freenet AG, die sich allerdings aus dem Stammgeschäft Breitband zurückzieht und mit der beabsichtigten Debitel-Übernahme sozusagen zur »Super-Mobilcom « mutiert. Für die Partner aus dem Fachhandel bringt die Phase der Marktkonsolidierung viele Unsicherheiten mit sich. Einzig sicher scheint, dass die Karten im Mobilfunk- und DSL-Markt derzeit neu gemischt werden und alle Betreiber miteinander über neue Allianzen sprechen.
Für ITK-Fachhändler und Systemhäuser bleibt die Vermarktung von Breitband und Mobilfunk dennoch weiter ein Geschäft, das zum Portfolio dazugehört. Nicht nur die immer wieder auftretenden Technik-Probleme, sondern auch die absehbaren Anbieter- Übernahmen werden in nächster Zeit jedoch für Kundenunmut sorgen. Wer es sich erlauben kann, sollte deshalb derzeit von neuen Franchise-Partnerschaften oder Exklusiv-Verträgen mit einzelnen Providern die Finger lassen.
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www.1und1.de
www.arcor.de
www.debitel.de
www.freenet.ag
www.qsc.de
www.telefonica.de
www.telekom.de
www.united-internet.de
www.versatel.de
www.vodafone.de