Heute führt Bodry selbst ein mittelständisches Unternehmen. Dass der Value-Add-Gedanke bei der Bytec nicht nur auf dem Papier steht, hängt eng mit dem Firmengründer und der Auswahl seines Personals zusammen. Das letzte Glied in der »Technologiekette«, von der Bodry spricht, kennt er nämlich aus eigener Erfahrung. Schließlich liegen die Wurzeln der Bytec in einem Spin-Off der Waeschle Maschinenfabrik. Bodry hatte an der Uni Stuttgart für diesen Kunden Mitte der 80er Jahre das junge IT-Segment CAD-Software untersucht und diverse Hersteller evaluiert. Kurz darauf erhielt er das Angebot, IT-Leiter bei Waeschle zu werden – eine beachtliche Karriere für einen jungen Mann mit Mitte Zwanzig. Der Maschinenbauer expandierte schnell, die IT-Anforderungen wurden immer größer. »Wir hatten vielleicht das größte Rechenzentrum auf Basis von Unix aufgebaut«, sagt Bodry, der »nach rund vier Jahren schon mehr verdiente als sein Chef«. Eine solche innovative Truppe war im aufstrebenden IT-Markt Anfang der 90er Jahre begehrt, Maschinenbau war für junge IT-Pioniere nicht gerade die erste Adresse. Viele Mittelständler aus der Nicht-IT-Branche entließen ihre IT-Abteilung in die Selbständigkeit, um sie als Dienstleister an sich zu binden und ihnen die Freiheitsgrade zu lassen, die Unternehmertypen wie Bodry wie die Luft zum Atmen brauchen. »Um Geld ging und geht es mir bis heute nicht«, sagt er. Als Dozent an der Hochschule Weingarten rekrutierte er engagierte Absolventen, um sein sechsköpfiges Systemhaus personell aufzustocken.
Wenn Hersteller ihre Defizite im Produkt und den Verlust von Nähe zum Anwenderunternehmen nicht mehr ignorieren können, dann erinnern sie sich an solche Partner in ihrem Channel, die nicht in das allgemeine Wehklagen über Probleme einstimmen. So wurde Bodry die Ehre zu Teil, den ramponierten Ruf des später von IBM übernommenen Datenbankherstellers Informix zu retten. 1995 gab es auf der CeBIT ein Krisentreffen mit unzufriedenen Resellern, die jene Probleme vor Informix-Chef Walter Königseder zu Gehör brachten, die Bytec aus Friedrichshafen gelöst zu haben schien. Bodry hatte das Systemhaus Bytec einige Jahre zuvor als VAD neu ausgerichtet und war erste Informix-Adresse für Know-how-suchende Integratoren.
Aus leidvoller eigener Erfahrung kannte Bytec die Schwachstellen des Zusammenspiels zwischen Software und Hardware-Basis. Beste Voraussetzungen also, um als VAD den Marktanteil von rund einem Drittel auf sage und schreibe 80 Prozent zu steigern, wie Bodry ein Jahr nach dem CeBIT-Krisengipfel vorrechnete. »Informatik mit Verstand« – auch unter ökonomischen Gesichtspunkten – begann sich im Distributionskanal durchzusetzen. Man trifft diesen »Verstand« immer wieder bei VADs wie Bytec, die allesamt von leidenschaftlichen Unternehmern gegründet und bis heute geführt werden.