Getauft
Getauft. »Nomen est Omen« wussten schon die alten Römer: Der Name verrät schon etwas über die charakteristischen Eigenschaften einer Person, oder vielleicht auch eines Produktes. Was bei einigen deutschen Nachnamen früher noch gegolten haben mag ? Müller, Schmied oder Bauer etwa ? das gilt heute bei Produkten schon lange nicht mehr.
Getauft
Zu Beginn der Technisierung unserer Gesellschaft gab man sich noch redlich Mühe, Name und Funktion einigermaßen in Einklang zu bringen. Hinter DeTeWe verbergen sich die Deutschen Telephon Werke, 1887 nahm die »Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft«, kurz AEG, ihren Betrieb auf und der Chemiker Justus von Liebig verbesserte 1843 eine von zahlreichen Vorgängern entworfene Apparatur so, dass sie nach ihm benannt wurde (Liebig-Kühler). Groß im Schwang auch einmal die Rückbesinnung auf das Griechische ? was von einer zwar überholten, aber immerhin vorhandenen Bildung zeugt: Stereoanlagen haben ihren Namen vom griechischen stereos, was »räumlich, ausgedehnt« bedeutet, weil sie einen räumlichen Schalleindruck vermitteln. Das Grammophon wie auch das Telefon gehen auf das altgriechische »phone« zurück, was Stimme bedeutet.
Heute haben Zufallsgeneratoren die Auswahl von Produktbezeichnungen übernommen. Wer könnte widerstehen, wenn der Verkäufer immer und immer wieder den »AT3705W-MGW« als Höhepunkt der Heimunterhaltung anpreist? Und wer kann sich den Namen so lange merken, bis er seiner Frau daheim erklären muss, warum er unbedingt den Dispositionskredit ausschöpfen musste? Wäre das nicht einfacher, wenn »AT3705W-MGW« einfach als »Acer 37-Zoll-Super-Wunder LCD-TV« auf den Markt käme?
Bei »MK 1032 GAX« und »MS 8025 GAS« denken wohl die meisten ? zumindest im Märkischen Kreis und im Münsterland ? zuerst an Autokennzeichen. Nur hartgesottenen Spotmarktdealern fallen spontan und als Erstes die entsprechenden Festplatten von Toshiba ein. Unser Vorschlag: Die Umbenennung in »Toshidrive 100« und »Toshidrive 80« ? womit dann auch gleich die Kapazität der Festplatte klar wäre.
In Klausur gehen müsste auch Lexmark: E102 kann Allergien auslösen, E232 und E233 wird in Tierversuchen für Blasenkrebs mit verantwortlich gemacht und E310 führt bei Säuglingen zu Blausucht. E340 dagegen ist ein relativ harmloser Schwarzweiß-Laserdrucker.
Den Vogel abgeschossen hat aber wieder einmal die Telekom, die jetzt Fernsehwerbung für ihr neuestes Lieblingsprodukt macht, das wir am liebsten »Mobiles Sauseschritt Internet« oder »Flugsdatenzugang« nennen: Bei HSDPA weiß nun wirklich niemand mehr, ob es sich um eine neue Variante des Vogelgrippevirus H5N1 oder um den so begehrten High Speed Downlink Packet Access handelt