Der Markt für gebrauchte IT-Produkte gerät unter Druck: Seit April sind die Preise um 20 Prozent gesunken. Trotzdem laufen die Geschäfte deutlich besser als im Vorjahr. Die Remarketer positionieren sich verstärkt als Partner für Systemhäuser, um für den Handel Roll-out- und Roll-back-Dienstleistungen zu übernehmen.
WM-Debütant Ghana schied im Achtelfinale zwar gegen Brasilien aus, doch als Trost nahmen die Spieler Notebooks und Plasma-TVs aus Deutschland mit nach Hause. Dabei entschieden sich die Afrikaner nicht für Neuware, sondern kauften gebrauchte Geräte beim IT-Remarketer Livingston ein. Insgesamt wurden 1.700 Notebooks von Livingston von der FIFA in fast allen Organisationsbereichen der WM eingesetzt. »Umso mehr freut es uns, dass sich auch die ghanaische Fußballmannschaft für unsere Geräte entschieden hat«, betont Siegbert Franz, Geschäftsführer Livingston Electronic Services GmbH.
Keine Frage, Used-IT ist mittlerweile ein etablierter Markt. Immer mehr Firmen und Privatkunden kaufen ihre IT bei Remarketern, denn die Preise liegen bis zu 50 Prozent unter dem Niveau von Neuware. Und auch der Handel hat das Thema mittlerweile entdeckt, denn mit gebrauchten IT-Produkten lassen sich hohe Margen von bis zu 30 Prozent realisieren. Doch vom konventionellen IT-Markt können sich die Anbieter von Used-IT nicht abkoppeln: Wenn die Preise von Neuware fallen, sinken auch die Preispunkte für Used-IT. »Seit April haben die Preise für gebrauchtes IT-Equipment um bis zu 20 Prozent nachgegeben«, betont Peter Bundgard, Vorstand der Ergo Trade GmbH, im Gespräch mit Computer Reseller News. Betroffen seien alle Produktkategorien. Die Ursachen für den Einbruch seien der schwache Dollar, die neue ROHs-Richtlinie und die geringe saisonale Nachfrage. Doch Used-IT-Experte Bundgard rechnet mit einer baldigen Erholung: »Mitte August, spätestens im September, werden sich die Preise stabilisiert haben.«
Ergo Trade fusionierte Ende 2004 mit dem Used-Portal Xsellent und gehört neben der Garchinger GS Datentechnik und der Berliner Omnico zu den drei großen IT-Remarketern in Deutschland, die neben dem Verkauf von Hardware an Firmenkunden und Fachhändlern auch zusätzliche Services wie beispielsweise Datenlöschung oder Roll-out- und Roll-back- Dienstleistungen anbieten. »Zwischen den Remarketern untereinander gibt es eine hervorragende Zusammenarbeit«, lobt Bundgard. So tauschen die Firmen auch schon einmal Leads aus, wenn sich ein Projekt nicht lohnt, weil der Anfahrtsweg zum Auftraggeber zu weit ist.
Der Markt für Used-IT leidet zwar unter dem Preisverfall, doch die Auftragsbücher sind nach dem schwachen Jahr 2005 wieder voll. »Bei uns ging die Nachfrage im ersten Halbjahr um 20 bis 30 Prozent nach oben«, freut sich Ergo-Trade-Vorstand Bundgard.
Besonders gut laufen derzeit TFTs. Der Notebook-Markt ist derzeit zwar schwierig (CRN berichtete), doch gebrauchte Laptops werden »ordentlich« abverkauft. Schleppend hat sich das Desktop-Geschäft, zumindest im Inland, entwickelt. Im Export sind Desktops – vor allem Pentium III mit 1,6 GHz – der Renner. Die betagten Geräte werden hauptsächlich nach Osteuropa und Nordafrika verkauft.
Einen Aufwärtstrend beobachtet auch Ralf Schweitzer, Geschäftsführer der GS Datentechnik (GSD): »Die Geschäfte werden besser und auch einfacher. Viele Unternehmen investieren wieder in ihre IT. Dadurch erhalten wir Remarketer mehr Geräte zum Abverkauf« (siehe auch Interview mit Ralf Schweitzer ).