Im Test: ERP-Händlerprogramme - »Massive Änderungen haben für Unruhe gesorgt«. Microsoft Business Solution hat in diesem Jahr nur knapp die CRN-Zertifizierung erhalten. Fachhändler beklagen in erster Linie den mangelnden Post-Sales-Support sowie fehlende Projektunterstützung. Wolfgang Brehm, Abteilungsleiter Partner Program & Sales Group bei Microsoft, führte dies auf Veränderungen des neuen Partnerprogramms zurück.
CRN: Seit drei Jahren verschlechtert sich Microsoft bei den Ergebnissen der CRN-Umfrage. Im Post-Sales-Support ist das Ergebnis von 2,55 im vergangenen Jahr auf 3,23 gefallen. Im Vergleich zu den acht Teilnehmern ist dies die schlechteste Wertung.
Brehm: Im Juli haben wir entscheidende Veränderungen umgesetzt: Die MBS-Partner sind ins Microsoft-Partnerprogramm integriert worden. Wir haben jetzt Spa-Vertriebsverträge getrennt von der MBS-Kompetenz des Partnerprogramms eingeführt. Bestellungen gehen seit Juli nach Irland und nicht mehr nach Hamburg. Das bedeutet massive Änderungen für die Partner.
CRN: Der Bereich Support ist besonders durch die neuen Spa-Vertriebsverträge (Solution Provider Agreement) betroffen. Früher haben MBS-Partner einen Betrag gezahlt, mit dem Support und Ausbildung abgeglichen waren. Das hat sich nun geändert.
Brehm: Die Spa-Verträge regeln jetzt nur noch den Vertrieb inklusive Anforderungen und Rabattstaffel. Supportvereinbarungen laufen seit Juli extra, unsere Partner können sich für individuelle Leistungspakete entscheiden.
CRN: Haben Sie Ihre Partner denn ausreichend über die Veränderungen informiert?
Brehm: An sich schon. Allerdings haben wir die Informationen im Mai/Juni versendet und zu dieser Zeit waren unsere Partner stark im Jahresendgeschäft tätig. Erst jetzt haben sie Zeit, sich um die Veränderungen zu kümmern.
CRN: Dann sollten jetzt weitere Aufklärungsaktivitäten von Ihrer Seite folgen.
Brehm: Unsere Manager sind trainiert und führen individuelle Gespräche mit den einzelnen Partnern, um Fragen zu beantworten. Bis Ende September sollte dies abgeschlossen sein. Bis dann werden auch die meisten auf die neuen Spa-Verträge umgestiegen sein.
CRN: Ein weiterer Punkt ist die Projektunterstützung seitens Microsoft. Dort ist Ihre Wertung auf 3,50 abgerutscht.
Brehm: Im Zuge der Integration von Microsoft und MBS haben Ansprechpartner gewechselt, neue sind hinzugekommen ? wir haben die Mitarbeiter für diesen Bereich von drei auf fünf aufgestockt. Ich denke, die Probleme mit Erreichbarkeit und Projektunterstützung stammen daher. Es gehört aber mit zu unseren obersten Prioritäten, die Probleme in diesem Bereich abzustellen.
CRN: Wenn die Partner ihre Kontaktpersonen nicht mehr kennen, hat Microsoft schlecht informiert.
Brehm: Ich denke eher, dass es sich um normale Schwierigkeiten in Folge der Umstellung handelt. Themen, die bisher auch ein Partnermanager geregelt hat, laufen jetzt ausschließlich über den Support. Diese neuen Wege müssen sich erst einschleifen.
CRN: Ein Vorwurf seitens der Partner besagt, dass Microsoft sehr unflexibel und bürokratisch agiere und außerdem ein unfairer Geschäftspartner sei.
Brehm: Dass wir unfair seien, kann höchstens aus dem Lager der Apertum-Partner kommen, deren Produkt wir abgekündigt haben. Was bürokratisches Vorgehen betrifft, kann ich nur sagen: Microsoft muss gewisse Prozesse und juristische Anforderungen erfüllen. Eine Navision hatte es da leichter.