Innovation mit IT. Das Gesundheitswesen kann am Sparen allein nicht genesen. Neben organisatorischen Innovationen sind auch Investitionen in die Informationstechnik nötig, wenn medizinischer Fortschritt zukünftig wieder verstärkt aus Deutschland kommen soll.
In der öffentlichen Diskussion über das deutsche Gesundheitswesen stehen meist die Ausgaben im Vordergrund. Derzeit kosten die Gesetzlichen Krankenkassen jährlich 140 Milliarden Euro, das gesamte Gesundheitssystem 234 Milliarden Euro. Durch die Überalterung der Gesellschaft, die abnehmende Zahl der Einzahler und den medizinisch-technologischen Fortschritt werden die Kosten weiter steigen - schlimmstenfalls bis zum Jahr 2050 auf das Doppelte des heutigen Beitrags.
Andererseits lassen wachsende Ausgaben auch den Gesundheitsmarkt selbst wachsen. Bei einem Segment, das über zehn Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts ausmacht, ist das
eine Entwicklung mit durchaus auch positiven Aspekten. Schließlich arbeiten rund elf Prozent der Beschäftigten in Deutschland in der Gesundheitsbranche. Sinken die Ausgaben, nimmt auch die Zahl der Beschäftigten ab. Ein Land muss deswegen immer abwägen, welches Ziel gesamtökonomisch richtig ist.
Weitet man die Betrachtung über die Zahlenden und die Leistungserbringer aus, muss auch die Industrie mit einbezogen werden, die Beschäftigung und Wachstum bewirkt und bewirken sollte. Die deutsche Pharmaindustrie ist beispielsweise von der ehemaligen Apotheke der Welt zu einem Einkäuferland, einem Importland geworden. Kein deutsches Pharmaunternehmen besetzt mehr einen Platz der Top-Ten in der Welt. Unter den ersten zehn der sogenannten Blockbuster ist kein einziges einer deutschen Firma. Unter Blockbustern versteht man Medikamente, mit denen pro Jahr Umsätze von mehr als einer Milliarde Dollar erwirtschaftet werden.
Die Biotechnologie sieht sich nach hoffnungsvollem Anfang einer Abwärtstendenz ausgesetzt. 3000 Arbeitsplätze sind seit 2001 verloren gegangen und die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung wurden um über 250 Millionen Euro reduziert.
In der Medizintechnik gehören mit Siemens und Fresenius noch zwei deutsche Unternehmen zu den weltweiten Top Ten. Doch auch hier gibt es Grund zur Klage: In den Krankenhäusern besteht ein Investitionsstau, der dazu führt, dass Großgeräte nicht mehr kontinuierlich neu eingekauft werden können. Die Entwicklung in Deutschland stagniert, das Wachstum findet im Ausland statt. Die Fertigungstiefe in Deutschland liegt bei weniger als zehn Prozent und die Produktion wird ins Ausland verlagert.