Hochkarätiges Headhunting

Intel sucht den CEO-Nachfolger

12. Dezember 2024, 10:45 Uhr | Michaela Wurm
Intel-CEO Pat Gelsinger ist in Rente, wer wird sein Nachfolger?
© Intel

Nach dem überraschenden Rücktritt von Pat Gelsinger ist bei Intel die Suche nach einem Nachfolger in vollem Gang. Zwei prominente Kandidaten werden bereits heiß gehandelt. Einer davon saß bereits im Intel-Vorstand und verließ ihn wieder - wegen Unstimmingkeiten über Gelsingers Turnaround-Plan.

Bei Intel läuft die Suche nach einem neuen CEO auf vollen Touren. Seit dem unerwarteten Rücktritt von Pat Gelsinger, über dessen Hintergrund noch immer spekuliert wird, führen der bisherige Finanzchef David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus als Interim-CEOs den Chip-Riesen (connect professional berichtete).

Laut Reuters sieht man sich vor allem außerhalb des Unternehmens um. Die ersten prominenten Kandidaten werden auch bereits heiß gehandelt. Einer davon soll der aktuelle CEO von Marvell Technology, Matt Murphy sein.

Interessanter ist der zweite Kandidat: Lip-Bu Tan saß zuvor bereits 2 Jahre lang im Vorstand von Intel. Der frühere CEO des Chipsoftware-Unternehmens Cadence Design war 2022 in das Führungsgremium eingetreten als Intel unter der Führung von Gelsinger eine großangelegte Restrukturierung und Fokussierung auf die Chipfertigung plante. Tan galt mit Blick auf das Halbleitergeschäft als technisch und geschäftlich entscheidender Kopf in dem Gremium und als eine der zentralen Figuren, um Intels Position als weltweit führender Chiphersteller wieder herzustellen.

Im Oktober 2023 erweiterte der Vorstand Tans Zuständigkeiten und ermächtigte ihn, den Fertigungsbetrieb zu überwachen.

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Lip-Bu Tan, ehemals CEO von Cadence Design Systems, saß bis vor kurzem noch im Intel-Vorstand
Lip-Bu Tan, ehemals CEO von Cadence Design Systems, saß bis vor kurzem noch im Intel-Vorstand
© Celesta

Im August 2024 verließ Tan das Unternehmen jedoch Knall auf Fall, nachdem er sich mit Gelsinger über verschiedene Aspekte des Turnaround-Plans zerstritten hatte. Streitpunkte seien laut Reuters die „aufgeblähte“ Belegschaft und die Arbeitskultur bei Intel, aber auch die Strategie der Auftragsfertigung und die schleppende Strategie im Bereich Künstliche Intelligenz gewesen.

Intel läuft die Zeit davon

Gelsinger hatte seit seiner Rückkehr zu Intel 2021 einen ambitionierten Restrukturierungsplan verfolgt. Während Intel bislang vor allem eigene Chips entwickelt hatte, setzte der CEO stark auf den Aufbau eines eigenen Foundry-Geschäfts mit Auftragsfertigung für andere Unternehmen. In diesem Markt ist der taiwanische Konzern TSMC seit vielen Jahren unangefochtener Marktführer.

Gelsinger plante dafür den Bau neuer Fabriken, unter anderem in Deutschland. Für ein Investitionsvolumen von rund 30 Milliarden Euro soll eine Fabrik in Magdeburg entstehen, in der Intel auch für andere Unternehmen Chips produzieren will. Große Erfolge oder prominenten Kunden kann Intel im Foundry-Geschäft aber bislang noch nicht vorweisen.

Stattdessen wurde die geschäftliche Lage zunehmend schwieriger. Bereits das 2. Fiskalquartal hatte Intel mit einem milliardenschweren Verlust abgeschlossen. Und auch im 3. Quartal sorgten Abschreibungen und Restrukturierungskosten erneut für ein dickes Minus. Die Erlöse schrumpften um 6 Prozent auf 13,3 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stand einen Verlust von 16,6 Milliarden Dollar.

Intels Aktienkurs stürzte immer weiter ab. Noch im Januar war der US-Konzern an der Börse fast 200 Milliarden Dollar wert, inzwischen dümpelt der Wert sogar unter 85 Milliarden Dollar. Im November flog Intel deshalb sogar aus dem Dow Jones und musste ausgerechnet für den Konkurrenten Nvidia Platz machen.

Der einstmals weltgrößte Chip-Hersteller ist inzwischen selbst zum Übernahmekandidaten geworden. Wettbewerber Qualcomm soll bereits die Fühler ausgestreckt haben. Intel läuft die Zeit davon.


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