Nach desaströsen Quartalszahlen hat Intel-Chef Pat Gelsinger dem Chip-Konzern einen rigiden Sparkurs verordnet. Rund 15.000 Stellen sollen weltweit wegfallen. Das allein dürfte nicht reichen. Intels Kostenstruktur sei „nicht wettbewerbsfähig“, so Gelsinger.
Wie schon vor Bekanntgabe der Quartalszahlen durchgesickert war, kommt Intel um massive Einschnitte nicht herum.
Der Chipkonzern hat wie befürchtet sein 2. Fiskalquartal mit einem milliardenschweren Verlust abgeschlossen. Intel wies einen Verlust von gut 1,6 Milliarden Dollar aus, nachdem im 2. Quartal des Vorjahres unterm Strich noch ein Gewinn von 1,48 Milliarden Dollar eingefahren wurde. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um ein Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar.
Intel-Chef Pat Gelsinger kündigte deshalb einen einschneidenden Sparkurs und einen drastischen Stellenabbau an, um schnell die Kosten zu senken. Rund 15.000 Arbeitsplätze - etwa 15 Prozent der Belegschaft - sollen bis Jahresende weltweit wegfallen. Zum kommenden Jahr sollen dadurch mehr als zehn Milliarden Dollar eingespart werden. Auch die Anleger kommen nicht ungeschoren davon. Ab dem vierten Quartal will Intel vorerst keine Dividende mehr zahlen.
Die Intel-Aktie stürzte darauf zeitweise um fast 30 Prozent ab – dem Finanzdienst Bloomberg zufolge der schlimmste Einbruch seit mehr als 40 Jahren.
Die Meldung ließ auch Befürchtungen aufkommen, dass Intel die neue Chipfabrik in Magdeburg nicht wie geplant weiterbauen könnte. Laut dpa zeigte sich die Landesregierung in Magdeburg jedoch zuversichtlich. Nach Auskunft von Intel ändere sich für den Standort Magdeburg in der Planung nichts, so der Regierungssprecher von Ministerpräsident Reiner Haseloff.
Gelsinger machte in einer Mail an die Mitarbeiter aber auch klar, dass es mit einem reinen Sparkurs nicht getan sei. Intels Kostenstruktur sei nicht wettbewerbsfähig. „Einfach ausgedrückt: Wir müssen unsere Kostenstruktur an unser neues Betriebsmodell anpassen und unsere Arbeitsweise grundlegend ändern. Unsere Einnahmen sind nicht wie erwartet gewachsen - und wir müssen noch von starken Trends wie KI profitieren. Unsere Kosten sind zu hoch, unsere Margen sind zu niedrig. Wir müssen beides entschlossener angehen - vor allem angesichts unserer Finanzergebnisse und der Aussichten für die zweite Hälfte des Jahres 2024, die schwieriger sind als bisher erwartet“, so der Intel-Chef.
Intel hat massive Probleme in seinem Kerngeschäft mit Computer-Chips. Der einst dominierende Player sieht seine Marktanteile seit Jahren erodieren. Apple setzt in seinen Mac-Rechnern seit einiger Zeit nur noch selbst entwickelte Chips auf Arm-Basis ein, deren Performance Intel-CPUs alt aussehen lässt. Und jetzt hat auch Microsoft eine neue PC-Architektur vorgestellt, die auf einer Arm-Plattform und Qualcomms Snapdragon-Prozessoren basiert.
Auch von der steigenden Nachfrage nach Chips für Künstliche Intelligenz (KI) kann Intel bisher kaum profitieren. Hier hat sich inzwischen Nvidia erfolgreich als Technologievorreiter etabliert. Sogar Intels Dauerrivale AMD hat inzwischen aufgeholt und kann bereits nennenswerte Erlöse mit KI-Chips verbuchen.