Verbreitete Mythen widerlegt

Migration virtueller Maschinen

3. Dezember 2024, 11:28 Uhr | Autor: Robert Hormuth | Redaktion: Jörg Schröper
© Shutterstock

Unternehmen müssen gar nicht so selten Workload-Leistungen und IT-Services außerhalb des Regelbetriebs bereitstellen, und dies möglichst schnell. Dann wächst der Bedarf, die bestehende Rechenzentrumsinfrastruktur zu erneuern, auf der sich virtuelle Maschinen (VMs) ausführen lassen. 

Mit der Zunahme datenintensiver Workloads benötigen Unternehmen eine leistungsfähige Infrastruktur, die gleichzeitig einen geringen Platz- und Energiebedarf beim Betrieb der Rechenzentren aufweist. Ganz zu schweigen von dem wachsenden Modernisierungsdruck und dem Bedarf nach einer Kapazitätserweiterung, um von den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens (ML) zu profitieren.

Angesichts dieser sich verändernden Landschaft wird das Festhalten an der alten Infrastruktur mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass moderne Workloads langsamer laufen, mehr Energie verbrauchen und anfälliger für Sicherheitsrisiken werden. Schließlich ist der durchschnittliche Server bereits drei bis fünf Jahre alt. 

Trotz der langen Liste von Gründen, die für eine Modernisierung sprechen, zögern CIOs und IT-Entscheider noch immer, VM-Migrationen in Angriff zu nehmen.

Dieses Zögern und der Wunsch, erwartbare Probleme zu vermeiden, kann dazu führen, dass sich IT-Abteilungen trotz der potenziellen Leistungs- und Effizienzsteigerungen, die eine Modernisierung mit sich bringt, mit dem „Gut- Genug“-Zustand zufriedengeben.

Sich die Vorteile und den Nutzen von VM-Migrationen bewusst zu machen und weitverbreiteten Mythen zu begegnen, die sich um diesen Prozess ranken, können Unternehmen die Hürden überwinden, die effizienteren Rechenzentren im Wege stehen – eine Notwendigkeit, um mit den IT-Anforderungen und der sich ständig verändernden Techniklandschaft Schritt zu halten:

1. Mythos: Cold Migrations erfordern einen Neustart, und es gibt keine Workarounds, um Ausfallzeiten von Anwendungen zu vermeiden.
Die Realität: Der Neustart von Systemen ist ein unvermeidlicher Bestandteil der Migration von VMs zwischen verschiedenen Hardwarearchitekturen. Richtig ist jedoch auch, dass Neustarts beim Einspielen von Betriebssystemen, Anwendungen und Sicherheitspatches ebenso zum Standardprozedere gehören.

Die Migration ist nicht anders zu betrachten als ein routinemäßiges Patching, bei dem Unternehmen auf verfügbare Anwendungsumgebungen zurückgreifen, die für Redundanz ausgelegt sind. Diese Konfigurationen bedeuten, dass die Anwendungen während der routinemäßigen Wartung und kritischen Updates stets verfügbar bleiben.

Letztendlich können die IT-Teams sicher sein, dass es einen etablierten Workaround gibt, den die IT-Fachleute seit Jahren nutzen und der bei der Migration von VMs angewendet werden kann: Herunterfahren der Systeme, Durchführen von Operationen und Updates, Hochfahren der Systeme und Überprüfen der Fertigstellung und des ordnungsgemäßen Betriebs.

2. Mythos: Live-Migrationen innerhalb der Produktlinie eines Anbieters bieten einfache Upgrades und Zugang zu neuen Prozessorentwicklungen.
Die Realität: Live-Migrationen sind möglich, ohne den Anbieter zu wechseln. Es gibt jedoch Kosten, die sowohl kurz-, aber auch langfristig zu Einschränkungen führen können.
Werden alte VMs beispielsweise live auf neue Server migriert, muss dazu alte Hardware auf neuen Servern emuliert werden. Dies bedeutet, dass neue Befehle, die die Leistung verbessern könnten, sowie die neuesten Sicherheitsfunktionen und Bugfixes nicht verfügbar sind – allesamt Gründe, die überhaupt erst zur Entscheidung für eine Migration oder Modernisierung der Infrastruktur geführt haben. 
Da die Leistung beeinträchtigt wird, wenn VMs, Anwendungen und Workloads nicht in einer Umgebung ausgeführt werden, in der alle neuen CPU-Funktionen verfügbar sind, ist die Live-Migration innerhalb der Produktlinie eines Anbieters in der Praxis kein zielführender Weg.
Dies gilt vor allem dann, wenn die Cold Migration von 40 VMs in weniger als 30 Minuten durchgeführt werden kann. Dies wurde in Tests von Prowess Consulting bei der Migration von Intel Xeon Scalable Processor basierten Systemen auf Server mit AMD EPYC Prozessoren gezeigt.

3. Mythos: Die Migration erfordert einen längeren Stillstand, der den Betrieb unterbricht.
Die Realität: Eine Migration muss nicht in einem Schritt durchgeführt werden. Hochverfügbarkeitskonfigurationen umfassen funktionale Schichten, sodass sich verschiedene Bereiche eines Systems im Laufe der Zeit migrieren lassen, und zwar auf die gleiche Weise, wie andere Elemente der Infrastruktur aktualisiert werden. 
Da die IT-Teams entscheiden können, welche Schichten wann migriert werden, behalten die Unternehmen die Kontrolle. In Zusammenarbeit mit dem gesamten Unternehmen kann entschieden werden, was wann migriert wird, um die Auswirkungen auf die Benutzer und den Geschäftsbetrieb zu begrenzen und Unterbrechungen zu minimieren. 
Ein Open-Source-Tool wie das VMware Architecture Migration Tool (VAMT) vereinfacht diesen Prozess sogar noch durch Funktionen wie „Change Window Support“, mit denen festlegt werden kann, welche Maschinen zuerst und welche später migriert werden. 

Effiziente Migration – effiziente Rechenzentren

Unternehmen sind heute an einem Punkt angelangt, an dem sie die Weiterentwicklung ihrer Rechenzentren in Angriff nehmen müssen, um mit den Rechenanforderungen von KI und ML Schritt halten zu können. Deshalb ist es wichtig, mit den Mythen rund um die Migration virtueller Maschinen aufzuräumen und aufzuzeigen, dass sie ein entscheidender Schritt zur Modernisierung des Rechenzentrums ist. 

Anstatt als kostspielig und kompliziert angesehen zu werden, kann die Migration virtueller Maschinen von IT-Teams mit Zuversicht bewältigt werden, indem etablierte Arbeitsabläufe und innovative Tools genutzt werden.

Die Vorteile sind offensichtlich: Die VM-Migration ebnet nicht nur den Weg für die nahtlose Integration von Spitzentechnik wie KI und ML, sondern optimiert auch die Ressourcennutzung und stärkt die Sicherheit zu einem entscheidenden Zeitpunkt.

Robert Hormuth ist Corporate Vice President für Architektur und Strategie der Data Center Solutions Group bei AMD.
 


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu AMD

Weitere Artikel zu AMD Advanced Micro Devices GmbH

Weitere Artikel zu Virtualisierung

Matchmaker+