Kartellrecht: Prozessoren

Intel zahlt 1,25 Milliarden Dollar an AMD

13. November 2009, 7:00 Uhr | Bernd Reder
Mehr als eine Handvoll Dollar sind die 1,25Milliarden, die Intel an AMD überweist.(Foto: Pixelio.de/twibi)

Auf einen außergerichtlichen Vergleich haben sich die beiden Prozessorhersteller Intel und AMD geeinigt. AMD erhält von Intel rund 1,25 Milliarden Dollar. Im Gegenzug zieht AMD alle anhängigen Klagen gegen den großen Konkurrenten zurück.

Lieber ein Ende mit Schrecken, sprich mit einer saftigen Abschlagszahlung, als ein Schrecken ohne Ende – nach diesem Motto verfährt Intel im Fall AMD. Wie mehrfach berichtet (siehe »Verwandte Artikel« unten), bekriegen sich beide Chip-Hersteller seit 2004 mithilfe juristischer Mittel.

AMD warf Intel vor, den Konkurrenzkampf mit unfairen Mitteln, sprich Bestechung und Erpressung von Computerhändlern, geführt zu haben und verklagte den weltweit größten Hersteller von Prozessoren.

Nun haben sich die beiden Streithähne auf einen Vergleich geeinigt: Intel zahlt AMD rund 1,25 Milliarden Dollar. Als Gegenleistung zieht AMD seine Klagen gegen Intel zurück, speziell die vor dem Distriktgericht in Delaware und zwei weitere Klagen vor Gerichten in Japan.

Jetzt gilt: Hart, aber fair

Laut AMD hat sich Intel verpflichtet, keine unfairen Methoden im Duell mit dem Konkurrenten mehr einzusetzen. Dies betrifft unter anderem finanzielle Vergünstigungen oder Druck, um PC-Hersteller und Handelsketten dazu zu bringen, nur Rechner mit Intel-Prozessoren zu bauen beziehungsweise zu verkaufen.

In Deutschland räumte unter anderem die Media-Saturn-Gruppe ein, AMD systematisch benachteiligt zu haben. Auch die Rechnerhersteller Dell, Hewlett-Packard, NEC und Lenovo haben sich laut der EU-Kommission von Intel ködern lassen.

Intel soll trotzdem Bußgeld zahlen

Ebenfalls vom Tisch sind nach Angaben beider Firmen Streitereien über die widerrechtliche Nutzung von Patenten. Im Gegenteil: Ein Abkommen, das den zwei Unternehmen die Nutzung von Technologien des Konkurrenten einräumt, wurde um fünf Jahre verlängert. Allerdings betrug die Laufzeit bei solchen Abkommen bislang zehn Jahre.

Unabhängig davon sind jedoch die Ermittlungen beziehungsweise Bußgelder zu sehen, die Kartellrechtsbehörden gegen Intel verhängt haben. Die EU-Wettbewerbskommission etwa hat Intel zu einer Strafe von 1,06 Milliarden Euro verdonnert. Diese Entscheidung bleibt bestehen. Allerdings hat der Chip-Hersteller Berufung dagegen eingelegt.

Intel dürfte die Einigung mit AMD leichter gefallen sein, weil der technologische Vorsprung, den der Kokurrent vor einigen Jahren hatte, dahin ist. Der Core-i7- und Core-i5-Architektur hat AMD derzeit nichts Vergleichbares entgegen zu setzen.

Anders sieht es im Grafik-Chip-Bereich aus: Dort hat sich AMD/ATI nach einer Schwächephase wieder gefangen. Der Hersteller hat unter anderem bereits Grafikprozessoren vorgestellt, die DirectX 11 unterstützen. Der Rivale Nvidia wird frühestens Ende des Jahres nachziehen.


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