Beispiel Netbooks: Von den Trendgeräten, die den geläufigen Marktstudien zufolge für einen ordentlichen Absatzschub im IT-Markt sorgen, zeigen sich die Reseller in der Schillerstraße enttäuscht. Der Netbook-Absatz entwickelte sich nicht so gut, wie erhofft, berichten die Schillerstraßen-Händler. Außerdem: »An den Netbooks ist nicht viel verdient, der Preisverfall innerhalb von 14 Tagen ist immens«, sagt Pusl. Überhaupt ein kontroverses Thema: Der Preis- und Wertverfall bei IT-Produkten. »Das ist ein echtes Problem: IT-Produkte kosten heutzutage viel zu wenig, die meisten Sachen werden den Kunden nachgeschmissen!«, ärgert sich Norbert Brand. Netzwerkkomponenten beispielsweise, wie etwa Router, brauche man gar nicht mehr anzubieten, schließlich würden etwa Provider diese zum Billigsttarif mitliefern.
Dass hier wiederum erstaunlich wenig über die preisaggressive Etailer-Konkurrenz geklagt wird, hat indes ganz andere Gründe. Im harten Überlebenskampf bemühen die Anbieter der Schillerstraße nämlich die unterschiedlichsten Strategien: Manche suchen ihr Heil im Anschluss an eine Fachhandelskooperation, von der sie sich vorteilhaftere Einkaufsbedingungen erhoffen. Andere verabschieden sich zunehmend vom wenig lohnenden Consumer-Geschäft und adressieren verstärkt Business-Kunden im SOHO-Bereich, wie etwa die Schwanthaler Computer Vertriebs GmbH (ehemals Litec). Fast alle aber betreiben inzwischen zusätzlich zum Ladengeschäft auch ein Online-Verkaufsportal. Und darüber werden Produkte preisaggressiv angeboten, wie man es eben von den Etailern gelernt hat. »Wenn ich Artikel nicht los werde, verkaufe ich sie übers Unternet – notfalls unter dem Einkaufspreis«, verrät uns ein Händler.
Die Angst davor, letztendlich auf unverkäuflichen Produkten sitzen zu bleiben, bringt auch mit sich, dass die Ladenhändler immer weniger Ware bevorraten. Viele Ladenbesitzer, in deren Shops sich vor noch nicht allzu langer Zeit verpackte und unverpackte Ware bis zur Decke stapelte, setzen nun auf ein übersichtlicheres Konzept: Showroom statt Resterampe. Das kommt bei der Laufkundschaft nicht immer gut an, denn diese wollen das gewünschte Produkt sofort oder sie wandern weiter zum nächsten Laden. Um so wichtiger ist es denn Ladenhändlern, dass sie von der Distribution sehr schnell beliefert werden. Mehrheitlich setzen die Reseller deshalb auf die bewährten Schnelldreher: Der Braunschweiger Distributor Devil, der Bergheimer Grossist Siewert & Kau oder der Aachener Vollsortimenter Api zählen hier zu den bevorzugten Lieferanten.