Konzeptvergleich: IT auf Abruf ? Channel im Abseits. Übergreifende Unternehmenskonzepte der Top-IT-Hersteller IBM, HP und FSC wie »On-Demand«, »Adaptive Enterprise« und »Triole« sollen Kunden zu anpassungsfähiger, reaktionsschneller und damit kostengünstiger IT verhelfen. Die Business-Partner der Hersteller geraten bei diesen häufig auf Miete oder Outsourcing zielenden Strategien jedoch zunehmend ins Abseits.
»Für Kunden haben die so genannten On-Demand-Modelle durchaus Charme«, erklärt Klaus Wintermann, Director Global Service beim Systemintegrator Comparex. »Sie müssen nicht die komplette Infrastruktur auf einen Schlag zahlen und haben sogar Reserven, um Spitzenanforderungen abzudecken.«
Flexibel, bedarfsgerecht sowie stets verfügbar ? so wünscht sich jede Unternehmensführung ihre IT-Infrastruktur, um zeitnah auf Spitzenforderungen, wie sie etwa Quartals- oder Jahresabschlüsse verursachen, reagieren zu können.
Basis für derart anpassungsfähige IT-Infrastrukturen sind flexibel konfigurierbare und ausbaufähige Rechnersysteme, wie sie in den Angebotslisten aller großen IT-Hersteller zu finden sind. IBM, Hewlett-Packard und Fujitsu Siemens Computers wollen aber noch einen Schritt weiter gehen. »On-Demand«, »Adaptive Enterprise« beziehungsweise »Triole« heißen die jeweiligen Konzepte, die allesamt beliebige, bedarfsgerechte Rechenleistung und Speicherkapazität versprechen.
»On-Demand-Computing ist real«, betont IBM in seinen Werbekampagnen immer wieder. Der Konzern kann auch zahlreiche Referenzen vorweisen, dabei handelt es sich in der Regel jedoch um Großkunden, die der Hersteller respektive seine Dienstleistungssparte IBM Global Services direkt betreut. Bei den Business Partnern ist das Thema »On-Demand« zwar angekommen, in Projekten schlägt es sich aber noch nicht wirklich nieder. »On-Demand ist technisch kein Problem, aber echte On-Demand-Deals sind meiner Einschätzung nach noch Zukunftsmusik«, erklärt Oliver Schallhorn, Geschäftsführer vom IBM Business Partner Fritz & Macziol.
Beim Verkauf der Infrastruktur sind die Partner mit an Bord. »Capacity On Demand« und »Storage On Demand«, also das Freischalten von Prozessorleistung beziehungsweise zusätzlicher Speicherkapazität, bieten alle drei Hersteller ? zumindest in ausgewählten Rechner- und Storage-Systemen. Die Vertriebspartner sind am Verkauf dieser »Produkte« mit den üblichen Provisionen beteiligt. Läuft das Projekt indes auf Outsourcing der IT hinaus ? sei es Inhouse beim Kunden oder auch im externen Rechenzentrum ? wird es für Systemhäuser problematisch, davon langfristig zu profitieren. Beim erstmaligen Vertragsabschluss ist der Partner noch mit einer Provision dabei. »Schaltet der Kunde die zusätzlichen Kapazitäten dann aber erst irgendwann später frei, kriegen wir das in der Regel nicht mehr mit«, kritisiert Comparex-Manager Wintermann.
Der fehlende direkte Draht zum Kunden in diesen Fällen ist für den Channel-Partner fatal. Langfristig sei diese Entwicklung aber wohl nicht mehr aufzuhalten, ist Schallhorn überzeugt. Der Fritz & Macziol-Geschäftsführer sieht aber zumindest bei IBM hoffnungsvolle Ansätze, die Business Partner auch bei Outsourcing-Modellen dauerhaft zu beteiligen: »Seit Ende vergangenen Jahres gibt es die Möglichkeit, in einem On-Demand-Deal vertraglich eingebunden zu werden und auch bei jeder Vertragsverlängerung wieder dabei zu sein«, erläutert Schallhorn.
Damit beispielsweise das Buchungssystem eines Reiseunternehmens, das typischerweise saisonal schwankender Nachfragelast unterliegt, den unterschiedlichen Leistungsanforderungen stets gerecht werden kann, muss die zugrunde liegende Infrastruktur die entsprechenden Leistungsreserven bereithalten. Die Hersteller gehen dazu in Vorleistung und stellen Rechner und Speichersysteme im Vollausbau zur Verfügung, sofern die Systeme beim Kunden vor Ort installiert werden. »Das rechnet sich aber nur, wenn der Kunde langfristig deutliches Wachstum zeigt und immer wieder Upgrades benötigt«, ist Wintermann überzeugt. Der Comparex-Manager hegt daher Zweifel, ob sich die aktuellen Mietmodelle für Unternehmen ökonomisch rechnen. Der anhaltende Preisverfall bei der Hardware ? speziell bei Plattenspeicher ? macht Anschaffung auf Vorrat in vielen Fällen betriebswirtschaftlich unsinnig. Wintermann warnt außerdem vor zu großer Abhängigkeit von einem Hersteller: »On-Demand-Konzepte, die herstellerübergreifend funktionieren, gibt es zumindest heute noch nicht.« Dennoch sieht er, insbesondere angesichts des anhaltenden Kostendrucks in den Unternehmen, eine wachsende Nachfrage für IT-Mietmodelle jeglicher Ausprägung. Aus diesen Gründen überdenken auch immer mehr Großkunden ihre Investitionen in monolithische High-End-Speichersysteme, wenn gleichzeitig Midrange-Produkte mit vergleichbarer Leistung und Hochverfügbarkeit zu einem Bruchteil der Kosten angeboten werden.
»Adaptive Enterprise hat zunächst mit IT nichts zu tun«, gibt Hartmut Stilp, Vorstand vom HP-Partner Maxpert, zu bedenken. »Das Konzept beschreibt ganz grundsätzlich die Fähigkeit eines Unternehmens, sich kontinuierlich auf veränderte Geschäftsbedingungen einstellen zu können.« Die IT muss diese Agilität nach Einschätzung von Stilp jedoch aktiv unterstützen. Der Maxpert-Chef sieht die Anforderungen dafür bei seinen Kunden immer wieder gegeben. HP bemühe sich im Rahmen von »Adaptive Enterprise« die Kunden in die Lage zu versetzen, ihr Unternehmen mit der erforderlichen Flexibilität und Agilität auszustatten. »Die Technologie und die Werkzeuge zum Messen und für das Provisioning sind da«, versichert Stilp. Im Hinblick auf die Technik und die Vermittlung von Technologieverständnis sieht sich Maxpert von Hewlett-Packard auch ausreichend unterstützt. Das reiche aber nicht, um als Vertriebspartner erfolgreich Marktanteile ausbauen zu können. »Übergreifende Geschäftsprozesse in den Unternehmen müssen im Gesamtkonzept berücksichtigt werden«, fordert Stilp. Wenn beispielsweise die Marketing-Abteilung eines Unternehmens eine Kampagne lanciert, die massive Zugriffe auf den Web-Server des Unternehmens zur Folge hat, muss auch das IT-Management im Vorfeld informiert sein, um die erforderlichen Leistungsreserven rechtzeitig zur Verfügung stellen zu können. Die Koordination sämtlicher Kompetenzanforderungen innerhalb des Unternehmens ist daher unverzichtbarer Bestandteil eines Gesamtkonzeptes, das Flexibilität und Agilität gewährleisten soll.
In diesem speziellen Punkt und vor allem auch bei der langfristigen Einbindung der Vertriebspartner zeigen die Konzepte der drei Hersteller mehr oder weniger gravierende Lücken. Zumindest für den Channel ist das On-Demand-Zeitalter also noch Zukunftsmusik.
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Ein »On-Demand«-Unternehmen ist charakterisiert durch vier Attribute:
> reaktionsfähig
> variabel
> fokussiert
> widerstandsfähig
CEO Sam Palmisano bringt es auf die Formel: »Ein On-Demand-Unternehmen ist ein Unternehmen, dessen Geschäftsprozesse ? die durchgängig im gesamten Unternehmen sowie bei wichtigen Partnern, Lieferanten und Kunden integriert sind ? schnell auf alle Kundenanforderungen, Marktchancen oder externe Risiken reagieren können.«
Dazu stellt IBM den Unternehmen eine E-Business-On-Demand-Umgebung zur Verfügung, die »integriert«, »offen«, »virtuell« und »autonom« ist.
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Die mittels Triole optimierte IT-Umgebung eines Unternehmens nutzt Technologien zur
> Virtualisierung,
> Automatisierung
> Integration
Damit begegnet FSC den drei Grundanforderungen des IT-Managements:
> Effizienzsteigerung der IT (»do more with less«)
> flexible Anpassung an sich rasch ändernde Geschäftsanforderungen
> Sicherstellen der »Business Continuity«
Fujitsu Siemens schnürt die Technologien in Lösungspakete - beispielsweise Flexframe ? und stellt diese Kunden in Form vorab getesteter Komplettpakete zur Verfügung. Den Service stellt FSC durch die Kooperation mit Dienstleistungsspezialisten wie EDS, SBS usw. sicher.
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Das Konzept für ein »adaptives Unternehmen« fußt auf der nach Evolutionsforscher Darwin benannten Referenz-Architektur. Sie verknüpft die drei grundlegenden Ebenen:
> Element Layer (Infrastruktur vom Netzwerk bis zum
Rechenzentrum)
> Service Layer (Applikationsdienste)
> Business Layer (Anwenderdaten und Zugangsrechte)
Dabei soll ein übergeordnetes Management-System die virtualisierten Ressourcen (Hard- und Software) zu Service-Diensten bündeln, die an den geschäftlichen Notwendigkeiten des Unternehmens ausgerichtet sind (definiert in Service Level Agreements ? SLAs). Auch die Überwachung und Abrechnung der IT-Dienste werden dort verwaltet.
Die Darwin-Architektur gliedert sich in fünf Kernbereiche:
> Geschäftsprozesse (IT verleiht dem Business Agilität)
> Anwendungen (standardisierte Applikationen als definierter Service)
> Infrastruktur Services (Rechenleistung und Storage nach Bedarf)
> Virtualisierung (Flexibilität bei der Ressourcenbereitstellung)
> Management Software (Systemübergreifende Verwaltung nach innen und außen als Basis für kontinuierliche Optimierung)
Ausgerichtet an den individuellen Bedürfnissen der Kunden sehen die Konzepte von FSC, HP und IBM vor, eine Infrastruktur zu konfigurieren, die die Geschäftsprozesse abbildet und über die Standardlast hinaus auch Spitzenleistungen abdecken kann. Ziel dabei ist es, das Geschäftsmodell des Unternehmens effizient und flexibel zu unterstützen und damit wettbewerbsfähig zu machen.
»Strategische Initiativen bzw. Ziele basieren auf Produktivität. Einfach ausgedrückt, Unternehmen brauchen ein On-Demand-Business-Modell, das ihnen die Möglichkeit gibt, ein neues Produktivitätsniveau zu erreichen«, beschreibt Sam Palmisano, CEO von IBM, die Zielrichtung von Big Blues strategischem Ansatz.
Bei Hewlett-Packard lautet die Devise, »Business und IT im Unternehmen so eng miteinander zu verknüpfen, dass beide rasch und beständig auf den Wandel im Geschäft reagieren können«. Die dermaßen gesteigerte Anpassungsfähigkeit des Unternehmens soll in erster Linie zu einem besseren Return-on-IT (RoIT) führen ? nach HPs Nomenklatur also ein optimierter Return-on-Invest (ROI) in die Informationstechnologie und -infrastruktur.
»Triole« von Fujitsu Siemens Computers ist nach eigenem Bekunden eine Strategie zur Optimierung der IT. Denn die verantwortlichen Manager in den Unternehmen sehen sich drei Herausforderungen gegenüber: Wie lässt sich die Effizienz der IT steigern? Wie kann sie rasch an geänderte Business Anforderungen angepasst werden? Und wie wird die Verfügbarkeit bzw. Kontinuität sichergestellt?
Diesen drei Vorgaben begegnet FSCs Triole-Konzept mit wiederum drei Technologien, nämlich Virtualisierung, Automatisierung und Integration.
»Triole ist keine Marketingaussage, dahinter stecken reale Lösungen«, betont Frank Reichart, Marketing Director Enterprise Computing von Fujitsu Siemens. Die bereits verfügbaren Flexframe-Angebote beispielsweise nutzen Virtualisierungstechnologie, um den Einsatz von mySAP Business Suite auf Server-Farmen zu optimieren. Gesteigerte Auslastung der einzelnen Server soll nach Aussage von FSC Kosten sparen und die TCO um mehr als 30 Prozent verbessern. SAP hat Fujitsu Siemens mit dieser Lösung als ersten Anbieter für sein »Adaptive Computing«-Programm zertifiziert.
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Comparex Informationssysteme GmbH
www.comparex.de
Fritz & Macziol
www.fum.de
Fujitsu Siemens Computers GmbH
www.fujitsu-siemens.de
Hewlett-Packard GmbH
www.hewlett-packard.de
IBM Deutschland
www.ibm.com
Maxpert AG
www.maxpert.de