Maßgeblich beeinflusst wird die Lichtstärke dabei durch lichtlenkende Elemente wie Reflektoren oder Linsen, die etwa durch die Auswahl der entsprechenden Produkttechnologie bewusst in das Konzept integriert werden können. So lässt sich das Licht je nach Montagehöhe und Leuchtenanordnung gezielt auf die zu beleuchtende Fläche lenken und es entsteht keine „Lichtsuppe“, wie Popp den Raumeindruck bei einem diffusen Licht mit relativ hoher Indirektkomponente und wenig Schattenbildung beschreibt. Renate Hammer, Architektin und Leiterin des Institute of Building Research & Innovation, erläutert die Unterschiede zwischen diffusem und gerichtetem Licht im Detail: „Bei rein diffuser Beleuchtung treten keine Schatten auf und die Helligkeitsverteilung ist wenig differenziert.“ Umgekehrt würden sich mit gerichtetem Licht scharfe dunkle Schatten und stark kontrastierende Oberflächenbereiche abzeichnen.
Hohe Anforderungen in Hinblick auf die Lichtlenkung stellte beispielsweise der Axel-Springer-Neubau in Berlin. Das 13-geschossige Bürogebäude umfasst ein 45 Meter hohes, offenes Atrium, das diagonal durch durch die Stockwere führt. Seine stark verglaste Umgebung soll den Angestellten neue Kommunikations- und Interaktionsspielräume eröffnen und der Isolation entgegenwirken. Andreas Ludwigs, Geschäftsführer Axel Springer Services & Immobilien, überzeugte der Lichteinsatz in Verbindung mit modernen Arbeitskonzepten: „Licht ist eines der bestimmenden Elemente, um aus einem konventionellen einen besonders hervorragenden Arbeitsplatz zu machen.“
Trotz des großen Raumvolumens, das hohe Lichtstärken erfordere, sei es mithilfe einer intelligenten Steuerung möglich gewesen, „eine Atmosphäre des Wohlfühlens bei gleichzeitigem Erfüllen der gesetzlichen Anforderungen zu schaffen.“ In Anbetracht der hohen Montagefläche sprach bei der Lichtverteilung viel für tiefstrahlende Leuchten und eine relativ eng gebündelten Lichtabstrahlung. Breitstrahlende Lösungen hätten die Lichtanteile seitlich weggeleitet und sie im schlimmsten Falle über die Wände so lang hin und her reflektiert, bis quasi nichts mehr übrig gewesen wäre. Durch das Glas gelangt außerdem viel Licht nach außen und die Beleuchtungsaufgabe wäre „verpufft“, wenn sich die Planer bei der Leuchtenauswahl und -anordnung nicht für eine hohe Bestückung mit einer engstrahlenden Charakteristik entschieden hätten. Allerdings bedeutet viel Licht in einem schmalen Winkel immer auch eine hohe Blendung. Laut Popp sei dies aber weniger kritisch, denn man habe die Leuchten hier weniger im Blickfeld.