Abseits von starken Lichtströmen, mit denen es hohe Deckenhöhen zu überbrücken gilt, kommt gerade auch indirekten Lichtkomponenten für eine angenehme Arbeitsplatz-Atmosphäre eine wichtige Bedeutung zu. Die Krux: Die Leuchte oder Beleuchtungsanlage ist fast immer im Sichtfeld der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Anders als bei einer horizontalen Beleuchtung zwischen den Regalen eines Supermarktes oder bei einer breitstrahlenden, diffuseren Hallenbeleuchtung im Lager, müssen die Leuchtenpositionierung und die Reflexblendung im Büro für sowohl Sehaufgaben unter Einfluss reflektierender Bildschirmarbeitsplätze als auch für Kommunikationsaufgaben gerüstet sein. Das hier benötigte indirekte Licht ist durch seinen langen Weg zwar mit höheren Verlusten verbunden, dafür lässt sich beispielsweise mit einer frei positionierbaren Stehleuchte ein absolut blendfreies Licht erzeugen. Das hat den Effekt einer angenehmen Deckenaufhellung und bewirkt, dass der gesamte Raum als heller empfunden wird. Das ist interessant für den Lichtkomfort, steigert aber auch die Wahrnehmung von Plastizität und Strukturen, etwa um das Gesicht der Kollegin am anderen Ende des Schreibtisches besser zu erkennen. „Speziell, wenn wir die Modellierung der Umgebung, Raumtiefe, Formgebung und Oberflächenstrukturen differenziert erfassen wollen, brauchen wir ein ausgewogenes Verhältnis von diffusen und gerichteten Lichtanteilen damit etwa ein Gesicht plastisch erscheint“, erklärt Hammer. Zylindrische Beleuchtungsstärke in Verbindung mit horizontaler Beleuchtungsstärke modelliert die Umgebung, das Verhältnis zwischen Schatten und horizontaler Beleuchtungsstärke wird wiederum als Bewertungskriterium von der DIN EN 12464-1 empfohlen. Ganz auf direkte Lichtanteile verzichten kann man innerhalb der Büro- und Arbeitsumgebung jedoch nicht. Für eine gezieltere Unterstützung der Sehaufgabe lässt sich eine arbeitsbezogene Pendelleuchte mit hohen Direktanteilen oder sogar eine kontrastverstärkende schreibtischbezogene Tischleuchte ergänzen.
Damit filigrane Lichtanteile wirtschaftlich gut im Raum verteilt sind, kann mit flachen Leuchten und intelligentem Lichtmanagement eine raumbezogene Allgemeinhelligkeit geschaffen werden. Dabei ist der Lichttechniker jedoch nicht mehr allzu frei in der Positionierung und muss gewissen Zwänge, wie etwa der Struktur des Raumes oder architektonisch getroffene Vorgaben sowie Verordnungen, folgen. Um trotzdem den allgemeinen Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht zu werden, kann eine intelligente Anlage über eine Tageslichtregulierung verfügen, die sich automatisch herunterdimmt oder gar ausschaltet, wenn Tageslichtanteile durch Fensterflächen oder Oberflächen ins Innere gelangen.
Als Architektin und Tageslichtplanerin weiß Hammer, dass sich der menschliche Sehapparat gut an wechselnde Bedingungen anpasst und diese sogar die Konzentrationsfähigkeit unterstützen. Aus ihrer Sicht ist es daher notwendig, „ausreichend Tageslicht durch gezieltes Setzen von Durchtrittsöffnungen in den Raum zu lassen und seine Veränderlichkeit erlebbar zu machen“. Wenn allerdings unter Extrembedingungen ein fixer Arbeitsplatz mit einer bestimmten Blickrichtung beibehalten werden muss, sei es im Umgang mit Tageslicht wichtig, einen „flexiblen Blendenschutz, idealerweise kombiniert mit einer Lichtlenkung, vorzusehen und spiegelnde Oberflächen sowie starke Kontraste im Gesichtsfeld zu vermeiden“. Moderne Steuerungen und der Einsatz von Szenen sowie Regelkreisen ermöglichen hier eine flexible Programmierung und machen ein aufwendiges Uminstallieren der Leuchten gegebenenfalls hinfällig. Für geeignete Lichtfarben sorgt darüber hinaus eine Tunable-White-Anlagen, die gegebenenfalls auch tageszeitabhängig, mit der Zugabe von Rot- und Blauanteilen arbeitet. Eine ergänzende Ausstattung mit Gesichts- und Objekterkennung kann die Anlage schließlich auch hinsichtlich des Energiebedarfs optimieren.