Die Auswahl an stylishen Media Center PCs ist groß, aber nach verkauften Stückzahlen führen die Wohnzimmer-PCs immer noch ein Schattendasein. Das liegt einerseits daran, dass die erklärungsbedürftigen Geräte vor allem über Retailer verkauft werden. Händler beklagen andererseits die mangelnde Werbe-Untersützung durch Microsoft.
Zum Jahresbeginn 2006 waren weltweit rund 6,5 Millionen Lizenzen von Microsofts Media Center Edition (MCE) verkauft worden – Peanuts im Vergleich zum Betriebssystem Windows, das auf der Mehrzahl aller weltweit verkauften Rechner eingesetzt wird. Dementsprechend niedrig sind auch die Verkaufszahlen der von zahlreichen Herstellern angebotenen Multimedia-Rechner für das Wohnzimmer. Laut Ingram Micro-Geschäftsführer Robert Beck lassen sich Media Center PCs nur in geringen Stückzahlen absetzen. Er glaubt, dass es noch Jahre dauern wird, bis die Geräte wirklich massenmarkttauglich sind: »Das wird nicht vor 2010 sein.« Als Nachfragebremse sieht Beck die für viele Nutzer zu komplizierte PC-Menüstruktur: »Die Nutzer wollen im Wohnzimmer Geräte, die auf Knopfdruck funktionieren und nicht erst booten.«
Die verhaltene Nachfrage nach Media Center PCs bestätigt auch Bastian Fröhlig, PR Manager beim Hersteller Shuttle: »Die Verkaufszahlen normaler PCs sind um ein Vielfaches höher. Media Center PCs sind einfach noch kein Massenprodukt, weil für die Einrichtung und Bedienung PC-Kenntnisse nötig sind. Darin steckt PC-Technologie und ein PC-Betriebssystem. »Das überfordert viele Anwender. Deshalb werden die Geräte derzeit nur von First Movern gekauft.« Shuttle bietet Media Center-Geräte sowohl in Cube-Form - diese auch als Barebones für Assemblierer - und in Hifi-Gehäusen an. »Komplettsysteme werden deutlich stärker nachgeragt«, betont Fröhlig. »Es gibt auch einen klaren Trend zum Hifi-Formfaktor. Kunden wollen offensichtlich kein Gerät in Wohnzimmer, dass an einen Computer erinnert.«
Fujitsu Siemens Computers (FSC) will erst gar keine Verkaufszahlen für die Media Center PCs der Scaleo-Reihe und die mit abgespecktem Windows XP Professional und eigener Benutzeroberfläche ausgestattete »Activy« nennen. Sven Rathjen, General Manager Consumer Business bei FSC ist jedoch davon überzeugt, dass sich der Hifi-Formfaktor bei Wohnzimmer-PCs durchsetzen wird: »PC-affine Geräte werden im Wohnzimmer nicht akzeptiert. Auch Rechner in Cube-Form sehe ich eher im Arbeits- oder Kinderzimmer.« Trotz der bisher eher schleppenden Verkäufe sei der Wechsel auf das Betriebssystem MCE zu bemerken. Derzeit würden aber viele Kunden wegen der immer wieder verschobenen Einführung von Windows Vista Neuanschaffungen zurückstellen. Langfristig wären Media Center PCs und »Activy« für FSC aber sehr wichtig. Während FSC die Geräte derzeit nicht nur über Media Markt und Saturn, sondern auch über Otto Versand verkauft, erklärt Rathjen: »Das sind erklärungsbedürftige Produkte, deshalb ist der Fachhandel als Kanal dafür prädestiniert. Er muss das Gerät aktiv anbieten und erklären.« Seiner Meinung nach sind Media Center PCs längst massenmarktfähig, sie erreichten derzeit aber noch nicht die dafür erforderlichen Preispunkte: »Ein einfacher Media Center PC ist im Flächenmarkt für 699 bis 799 Euro zu haben, das ist noch zu viel für das Massengeschäft.«
Ähnlich sieht es beim taiwanischen Hersteller Acer aus, dessen aktuelles All-in-One-Gerät »Aspire iDea 500« bereits in der vierten Generation verkauft wird. Verkaufszahlen will auch Dirk, Weltermann, Projektmanager PC/Server bei Acer, nicht nennen, gibt aber zu: »Ein einfacher PCs für 399 Euro verkauft sich sicher in ganz anderen Stückzahlen.« Das liegt sicher auch daran, dass Acer die Geräte vorwiegend über Retailer verkauft. Auch der Verkaufspreis von derzeit 1.400 Euro werde sicher noch etwas nachgeben, räumt Weltermann ein.