Dass Endkunden im Handel nicht explizit nach PCs mit MCE fragen, bestätigen auch die Händler. »Ich muss nachfragen, wofür Kunden ihre PCs nutzen wollen, aber wenn ich die Funktionen eines Media Center PCs vorführe, sind viele auch interessiert«, bestätigt Tarik Bhikh, Fachhändler aus Düsseldorf (siehe auch Interview unten). Das funktioniere genauso mit Notebooks, die es ebenfalls mit MCE gibt, da diese zunehmend als Desktop-Ersatz genutzt werden. Für die schleppenden Nachfrage macht Bhikh aber auch die mangelnde Werbe-Unterstützung durch Microsoft verantwortlich. Der Software-Hersteller würde zu wenig tun, um das Betriebssystem bekannt zu machen. Nicht viel mehr verspricht er sich von der inzwischen angelaufenen Kampagne für Intels Viiv-Plattform. »Das reicht sicher nicht, um Media Center PCs einen größeren Schub zu verpassen.«
Microsoft-Sprecherin Irene Nadler begründet die niedrigen MCE-Verkaufszahlen damit, dass das Produkt eigentlich eine Ergänzung der Basis-Betriebssysteme um Multimedia-Features wäre. Obwohl das neue Betriebssystem Windows Vista diese Features integriere, würde Microsoft MCE auch weiter aktiv promoten. So werden laut Nadler auf der kommenden Berliner Funkausstellung eine Reihe neuer Content-Services mit Internet-Shops und Medien-Partnern für Media Center vorgestellt. Eine zur Fußball WM durchgeführte Promotion bei Retailern sei bei den Kunden auch auf großes Interesse gestoßen. »Das Interesse an Media Center PCs ist groß, wenn die Anwendungsmöglichkeiten erklärt werden, beispielsweise wie man TV-Sendungen zeitversetzt aufnehmen kann. Aber die Geräte sind erklärungsbedürftig und benötigen aktive Beratung«, so Nadler. Da sei der Handel gefordert.
Zu Jahresbeginn 2006 haben die beiden führenden Chiphersteller Plattformen für Multimedia PCs vorgestellt, mit denen sie auch das Wohnzimmer erobern wollen. (CRN berichtete in Ausgabe 3/2006) Intels Viiv-Plattform und AMD Live basieren auf standardisierten Komponenten, wie Doppelkern-Prozessoren, und MCE als Betriebssystem, erlauben aber ein breites Spektrum an Formfaktoren. »Von unserer Seite gibt es keine Vorgabe wie ein Entertainment PC aussehen soll. Vom klassischen Tower über kleine schicke Geräte in Form eines CD- oder DVD Spielers bis zu All-in-One Geräte in denen sich Bildschirm und Entertainment PC vereinen ist alles möglich«, betont Intel-Sprecher Martin Strobel. Während Intel Partnern, die ihre Media Center PCs, mit dem Viiv-Logo schmücken wollen, strenge Vorgaben macht, setzt AMD Live auf eine offene Plattform, die es OEMs erlaubt, Komponenten ihrer Wahl zu verwenden. Fast alle wichtigen PC-Hersteller haben bereits Viiv-konforme Media Center PCs im Angebot und zahlreiche Geräte, etwa von Sony, sind noch für dieses Jahr angekündigt. Hersteller und Händler hoffen jetzt darauf, dass Intel das Viiv-Logo mit einer millionenschweren Marketingkampagne promotet und auch die Media Center PCs endlich in den Massenmarkt katapultiert.