Retailer Media Markt richtet seine Einkaufsstrukturen neu aus: Deutschlands größter Flächenanbieter will das komplette Software-Sortiment eines Herstellers künftig nur noch über einen fest definierten Distributionspartner beziehen. Die Grossisten kämpfen nun um die besten Verträge. Noch unklar ist, ob dieses Bezugsmodell auch auf andere Produktgruppen ausgeweitet wird.
Für viele Volumendistributoren bleibt der Absatz über Deutschlands größten Retailer Media Markt das Maß aller Dinge beim Vertrieb von Consumer-Artikeln. Zwar ist die Marge im Geschäft mit dem mächtigen Flächenanbieter gering – Branchenbeobachter gehen sogar davon aus, dass hier viele Geschäfte mit Null- Marge abgewickelt werden – denn der Kunde Media Markt verhandelt knallhart. Aber das abgesetzte Volumen sorgt für hohe Marktanteile in den Statistiken der Hersteller- Partner, was wiederum den Distributoren Back-end-Vergütungen einbringt. Dafür nehmen sie häufig auch zähneknirschend in Kauf, dass Media Markt eine teure Sonderbehandlung fordert: Beispielsweise bei der Rücklieferung nicht abgesetzter Ware, die sich dann erst einmal im Lager des Lieferanten staut. Unter den Media Markt-Distributoren liefern sich vor allem die Broadliner Ingram Micro und Tech Data ein langjähriges Rennen um die Top-Position. Im Software- Segment spielen darüber hinaus spezialisierte Grossisten eine wesentliche Rolle, wie beispielsweise Spiele-, Software- und DVD-Anbieter Koch Media.
Dass der Retailer nun für das Software-Sortiment auf ein neues »Single Distribution«-Modell setzt, wirbelt folgerichtig die bisher etablierten Geschäftsbeziehungen mächtig durcheinander. Sofern das Geschäft nicht schon vom Hersteller-Partner vordefiniert wurde, galt es bislang, eine gute Beziehung zum jeweiligen Einkäufer des Retailers aufzubauen, um einen möglichst lukrativen Deal zu gewinnen. Aufwändig war das deshalb, weil Media Markt auf eine dezentrale Einkaufspolitik setzte und der Retail-Vertrieb der Distribution sich mit mehreren Einkäufern beschäftigen musste. Ausgenommen einige strategische Produkt- Linien, bei denen die Verhandlungen über die Zentrale in Ingolstadt liefen.