Neulich auf Linkedin: „Schaut mal, wie gut CoPilot das macht – super, oder?“ Darunter eine blitzsaubere E-Mail von KI verfasst. Perfekte Struktur, freundlicher Ton, stilistisch auf den Punkt. Und ich frage mich: Wenn Maschinen unsere Kommunikation übernehmen – was bleibt dann noch von uns übrig?
Versteht mich nicht falsch – als alter IT-er liebe ich Tools, die uns effizienter machen. KI spart Zeit, liefert Ideen, macht das Leben leichter. Aber gerade deshalb lohnt sich ein genauer Blick: Welche Art von Kommunikation sollten wir nicht aus der Hand geben und mutig auch zu unseren Unzulänglichkeiten stehen – selbst wenn es technisch problemlos möglich wäre?
Ich denke an erste Mails mit einem neuen Kunden. An Angebote, die nicht nur Produkte verkaufen, sondern Vertrauen aufbauen sollen. An Projekt-Updates, die auch mal unbequeme Wahrheiten enthalten. Oder an Rekrutierungs-Mails, in denen wir als Unternehmen zeigen wollen, wer wir wirklich sind. All das kann KI übernehmen. Aber wieweit sollte sie das? Werden wir uns am Ende wirklich noch die Mühe machen und den vorformulierten Text überarbeiten?
Denn wir haben nicht nur etwas zu sagen – wir sind etwas. Persönlichkeiten. Haltung. Werte. Meinungen – genau das wird in einer Zeit, in der alles technisch möglich scheint, zum Alleinstellungsmerkmal.
Nur einmal als Beispiel: Auf IT-Tagungen kommt man ins Gespräch mit jemandem, den man „kennt“ – aus dem E-Mail-Austausch oder von Linkedin-Chats. Man hat schon viel miteinander „gesprochen“. Und dann sitzt da jemand, der ganz anders wirkt. Weniger wortgewandt. Unsicher. Oder anders herum: vielleicht auch viel humorvoller und offener.
Was ist passiert? Wir haben mit einer „Persona“ kommuniziert – einer Mischung aus Mensch und Maschine. Vielleicht hat CoPilot die E-Mails optimiert. Vielleicht war ChatGPT beim Formulieren im Spiel. Aber was dann auf der Bühne oder am Kaffeetisch auftaucht, ist der echte Mensch. Und der ist oft nicht mehr deckungsgleich mit seinem digitalen Ich.
Geschäfte leben vom Vertrauen
Das ist nicht nur irritierend – es ist ein echtes Problem. Denn Geschäftsbeziehungen leben vom Vertrauen. Und Vertrauen entsteht durch Authentizität. Wenn ich nicht mehr sicher bin, ob ich mit dir oder mit deinem Sprachmodell kommuniziere – wie belastbar ist dann unser Kontakt?
Vielleicht ist das der Punkt, an dem wir uns selbst klar positionieren müssen: Wollen wir besser klingen – oder wollen wir „wir selbst“ bleiben und wirklich verstanden werden?
KI darf uns helfen. Sie darf vorbereiten, formulieren, strukturieren. Aber sie sollte nicht ersetzen, wofür wir stehen: Persönlichkeit, Verantwortung, Haltung. In einer Welt, in der alles glatt- gebügelt ist, wird das Echte wieder wertvoll. Auch wenn es nicht optimiert ist und dieses technisch einfach machbar wäre.
PS: Meine Gedanken, mit KI angereichert :-)