Logistiker als Konkurrenz zur ITK-Distribution

Mehr als nur Paketversand

3. Juni 2009, 9:40 Uhr |

Die wachsende Zahl von Etailern, Händlern mit Online-Shops, aber auch immer mehr Systemhäuser nutzen Logistikleistungen der Distribution. Bei Services wie Fulfillment, Lagerhaltung oder Retouren-Management können einige große Logistik-Dienstleister inzwischen mithalten und machen den klassischen IT-Großhändlern zunehmend Konkurrenz.

Mit dem stetig wachsenden Anteil von Online- Shops am ITK-Handel wächst auch das Logistik-Aufkommen. Das betrifft nicht nur die großen Etailer, sondern auch immer mehr Händler, die zusätzlich einen Online-Shop betreiben. »Wir registrieren momentan einen beständigen und weitestgehend branchenunabhängigen Anstieg beim E-Commerce«, bestätigt Frank Iden, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb der Hermes Logistik Gruppe. Das Internet entwickle sich zum wichtigsten Bestellweg im Distanzhandel. Shop-Betreiber jeder Größe, aber auch Systemhäu

ser haben deshalb über den reinen Paketversand hinaus einen wachsenden Bedarf an Logistik-Dienstleistungen, wie Fulfillment, Lagerhaltung oder Retouren-Management. Die meisten ITK-Distributoren, vor allem die Broadliner, bieten dafür ein Rundum-Sorglos-Paket an. Dazu gehören der sogenannte »Versand im Namen Dritter « oder Fulfillment, Lagerfläche plus Lagermanagement, Customizing der Produkte, beispielsweise die Konfiguration von Notebooks bis hin zum Austausch von Komponenten, sowie Retouren-Management.

»Die Nachfrage nach Logistik-Dienstleistungen für den ITK-Handel, speziell der Versand im Namen Dritter, wächst stetig«, bestätigt Guido Wirtz, Leiter Marketing und E-Commerce beim Broadliner Actebis Peacock. Der Versand im Namen Dritter ist laut Wirtz der am stärksten genutzte Service: »Jede dritte Bestellung, die bei uns eingeht, geht schon als Versand im Namen Dritter raus.« Genutzt würden diese Leistungen vor allem von großen Systemhäusern und Etailern. Kleine und mittlere Händler, Online-Shops und Systemhäuser wären da noch sehr zurückhaltend, obwohl sich dadurch die Prozesskosten deutlich verringerten. »Die Direktbelieferung kommt bis zu 40 Prozent günstiger als Doppelversand und eigene Lagerhaltung.« Gerade bei kleinen Händlern sei das Thema Prozesskosten aber noch nicht so richtig angekommen. Viele glaubten immer noch, ohne ein eigenes Lager nicht auszukommen. Trotzdem sieht der Distributor gerade bei den kleinen und mittleren Händlern und Systemhäusern noch deutlich Wachstumspotenzial.

Weil der Broadliner mehr könnte als reine Logistiker, sieht Wirtz von dieser Seite auch keine echte Konkurrenz. So stelle Actebis Peacock eben nicht nur Lagerfläche zur Verfügung, sondern auch das komplette Lagermanagement inklusive Anbindung an den Online-Shop und das eigene Warenwirtschaftssystem. »Eigentlich ist das schon E-Procurement. Das kann ein reiner Logistiker gar nicht.«

Ähnlich sieht man das auch bei Ingram Micro. »Der Distributor ist Partner von Hersteller und Handel. Er kauft bei dem einen ein und vertreibt an den anderen. Manager der relevanten Kundendaten ist dabei der Distributor, der damit auch über den Zugang zu ihnen verfügt. Ein Logistik- Dienstleister hingegen ist es gewohnt, eine Fee pro Vorgang zu erhalten. Eine Entwicklung weg von der Distribution hin zur Logistik könnte große Verwerfungen in den Endpreisen zur Folge haben, da der gesamte Produktmix in der Kalkulation nicht mehr greifen würde«, meint Herbert Hufsky, Senior Director Operations & Service. Auch die generelle Herangehensweise sei anders. »Dass man, so wie in der Distribution üblich, mit einem Kunden oder einem Hersteller auch mal ›schlechte Zeiten‹ durchsteht, passt nicht in dieses Konzept – ebenso wenig Themen wie Channel Marketing Expertise oder Projektfinanzierung.«


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  2. Logistiker im Kommen
  3. Interview: »Der E-Commerce-Anteil wächst beständig«

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