Mehr Zuspruch für VoIP und Wireless. Was tut sich 2005 in der Netzwerkwelt? Zwei Trends sind absehbar: VoIP, seit beinahe einem Jahrzehnt beschworen, wird endlich zur Mainstream-Technologie, und Wireless gewinnt weiter Freunde. Konvergenz ist das Wort der Stunde.
Lange hat es gedauert, doch nun scheint es endlich wahr zu werden: Die Unternehmen erkennen, dass sie mit VoIP-Technologie tatsächlich gewinnen können. Nicht nur, dass durch die Integration von Sprache und Daten eine von zwei Infrastrukturen über kurz oder lang überflüssig wird, da in konvergenten Netzen die Daten geschlossen übers Ethernet-Kabel fließen. Auch neue Anwendungen werden möglich. So sieht es zumindest IDC in seinen Prognosen für 2005, und Widerspruch hierzu war ausnahmsweise keiner zu vernehmen. Die vierte oder fünfte Generation von Produkten sei endlich reif, meinen die IDC-Analysten. Frost & Sullivan bestätigt den Trend: Der europäische Markt für IP-Telefonanlagen soll bis 2008 im Schnitt jährlich um 30 Prozent wachsen und 2008 ein Volumen von 1,78 Milliarden Euro erreichen. Sogar Endverbraucher sollen nach Meinung der Marktforscher beginnen, Spaß an der IP-Telefonie zu finden. Doch so lange die letzte Meile zum Kunden nicht entbündelt ist, wird die neue Methode hier wohl den Technologiefreaks vorbehalten bleiben.
VIELE NEUE VOIP-PRODUKTE
Wie wichtig das einstige Exoten-Thema VoIP mittlerweile geworden ist, belegt eine Welle von Produktankündigungen aus den vergangenen Monaten, die mehr als bisher auch von kleineren Playern kommen. Einige Beispiele: VoIP-Telefone oder -Anlagen brachten Allnet (ALL7910), 3Com (NBX 300 Voice Platform und V7000 IP-Telefone) Mitel (Erweiterungen des Systems 3300), Telefonbau Arthur Schwabe (FEP-IP, 19-Zoll-Telefon für den Serverschrank), Ascotel (IP-Version von Intelligate), Detewe (Open Com 31 SIP), SNOM (snom 190, 220) und Panasonic (KX-TDA 15) auf den Markt. Nortel bietet Konvergenzlösungen für Mittelständler über Azln bis März 3005 zum Sonderpreis an. Software kommt von Eicon, 3Com (Convergence Application Suite) und Cisco (Call Manager 4.1). Messtechnische Applikationen führten RzK (Netquality for VoIP) und Quallaby (VoIP-Performance-Management-Paket für Proviso) ein. Und Auerswald brachte mit der Abox eine pfiffige Kiste für Endanwender oder Home Offices, die jeden Anschluss IP-fähig machen soll.
Kombiniert wird VoIP oft mit SIP-Fähigkeit. SIP steht für Session Initiation Protocol, eine neue Protokoll-Lösung, mit der sich Dienste wie »Eine Person, eine Nummer« realisieren lassen. Die große Zeit von SIP wird aber wohl erst noch kommen. Eine zweite, vielversprechende Kombination ist die mit WLAN-Technik.
WLAN WIRD DER RENNER
Wireless LANs verlieren das Odium des Unsicheren und nicht Verwaltbaren. Seit 802.1i auf dem Markt ist, lassen sich auch drahtlose Infrastrukturen so einrichten, dass niemand sie unerlaubt entern kann. Und mit dem demnächst zu erwartenden 802.11e für das Qualitätsmanagement geht dann vielleicht endlich, wovon viele schon länger träumen: dass man mit einem drahtlosen Headset durchs Haus laufen und überall per WLAN telefonieren kann. Avaya, Proxim und Motorola basteln ja schon lange an kombinierten Endgeräten für GSM und WLAN. In diesem Jahr könnte das anspruchsvolle Kooperationsprojekt Früchte tragen. Auch die Konkurrenz schläft nicht.
Die Marktaussichten von WLAN und VoWLAn (Voice over WLAN) werden entsprechend optimistisch beurteilt, zum Beispiel von Infonetics, deren Studie sich allerdings auf die USA bezieht. Von den 240 dort befragen Firmen gaben heute nur acht Prozent der WLAN-Anwender an, sie würden auch VoWLAN nutzen ? für 2006 haben sich das immerhin 27 Prozent vorgenommen, bei großen Organisationen sogar 33 Prozent. Deutsche Untersuchungen hierzu gibt es kaum, doch dürfte sich das Bild nicht wesentlich anders darstellen. Zwar gilt hier DECT zur Zeit noch als die bessere Alternative, um drahtlose Sprachübertragung im Unternehmen bereitzustellen. Aber das wird sich wahrscheinlich mit 802.11e ändern. Einige versuchen schon jetzt, in den Markt der drahtlosen IP-Telefonie vorzudringen. Neben den altbekannten Lösungen von Symbol und …, die aber wegen hoher Handset-Preise nie abhoben, zum Beispiel Swyx. Der Hersteller kombiniert, basierend auf einem System des dänischen Herstellers Kirk Telecom, DECT-Endgeräte mit VoIP-Technologie. Und Appear Networks, eine schwedische Firma, prescht gemeinsam Neotilus und Peer2 Phone vor. Gemeinsam realisierte man eine kontextsensitive Applikation für VoWLAN. Das System stellt ein Softphone für drahtlose und drahtgebundene Netze sowie eine kontextsensitive Softwareschicht für die Systeme von Hot-Spot-Anbietern zur Verfügung.
Man darf gespannt sein, wann der VoWLAN-Boom endgültig losbricht. Das wird vor allem davon abhängen, wie schnell der oben erwähnte Qualitätsstandard kommt.