Meinung: Wohin entwickelt sich der europäische Mobilfunkmarkt?
Meinung: Wohin entwickelt sich der europäische Mobilfunkmarkt?. Mit der Bekanntgabe, in Westeuropa die Priorität nicht mehr auf Wachstum legen zu wollen, sondern sich in erster Linie auf Kosteneinsparungen zu konzentrieren, hat der Mobilfunkkonzern Vodafone kürzlich bestätigt, was längst zu den offenen Geheimnissen der Mobilfunkbranche gehört:

Meinung: Wohin entwickelt sich der europäische Mobilfunkmarkt?
Im Gegensatz zu den Schwellenländern, wo Netzbetreiber weiterhin intensiv in den Netzaufbau und -ausbau investieren, ist der westeuropäische Mobilfunkmarkt weitgehend gesättigt. So scheint es logisch, sich in einem gesättigten Markt, der kein weiteres Wachstum zulässt, rein auf die Kosten zu konzentrieren. Schließlich: Jedes Unternehmen kann schlanker werden ? der langfristige Erfolg derartiger Abspeck-Kuren setzt jedoch eine gut durchdachte Strategie voraus.
Dringend abzuraten ist beispielsweise von vorschnellen Einschnitten bei den Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Denn genau diese Investitionen gewinnen, wenn sie zur Optimierung oder Weiterentwicklung des Netzes oder zu einer weiteren Steigerung des Markenimages beitragen, besondere Bedeutung im Hinblick auf die Kundenbindung. Und da es bekanntlich wesentlich kostengünstiger ist, bestehende Kunden zu halten, als verlorene Kunden neu zu ersetzen, gebührt dem Thema Kundenbindung höchste Priorität ? insbesondere wenn Wachstum in diesem Markt deutlich schwieriger wird. Der Effekt von F&E-Investitionen auf die Kundenbindung ist inzwischen auch in zahlreichen Studien nachgewiesen, beispielsweise durch die Forschungsgruppe GfK Nop, die im vergangenen Jahr eine weltweite Verbraucherstudie zum Thema Mobilfunk durchgeführt hat. Auch sie zeigt, dass sich Kunden durch ein gutes Markenimage und insbesondere ein qualitativ hochwertiges, technologisch innovatives Netz sowie eine ansprechende, optimal funktionierende Mehrwertdienste viel stärker an einen Netzbetreiber binden lassen, als beispielsweise durch günstige Tarife.
Die Subventionierung von Mobiltelefonen durch die Netzbetreiber ist ein weiterer Punkt, der regelmäßig als Bestandteil von Kostensparplänen diskutiert wird. Studien haben allerdings den klaren Nachweis erbracht: Insbesondere Vertragskunden ? der besonders lukrative Anteil am Kundenstamm also ? analysieren bei jeder anstehenden Vertragsverlängerung zunächst die Portfolien der verschiedenen Anbieter hinsichtlich subventionierter Geräte oder Sonderangebote und machen ihre Entscheidung über einen möglichen Betreiberwechsel unter anderem von diesen Faktoren abhängig.
Nicht minder wirkungsvoll, aber weniger risikobehaftet sind Kosteneinsparungen im Bereich des Netzbetriebs. Die ständige Ergänzung neuer Technologien und die Einbindung einer immer größeren Zahl unterschiedlicher Netzausrüster hat die Wartung des Mobilfunknetzes zu einer zunehmend komplexeren Aufgabe werden lassen, welche die Betriebsaufwendungen der Netzbetreiber in den vergangenen Jahren automatisch gesteigert hat. Die Verlagerung von Prozessen an externe Dienstleister kann hier interessante Einsparungsoptionen bieten. So können beispielsweise durch Outsourcing des Ersatzteil-Managements in diesem Bereich bis zu 20 Prozent der jährlichen Kosten eingespart werden und die Betriebskosten des Betreibers ? durch Reduzierung des Ersatzteilbestandes auch die Kapitalkosten ? drastisch reduziert werden. Auch für die Netzinfrastrukturindustrie entstehen dadurch neue Perspektiven. Allerdings müssen die Anbieter eine ganze Reihe von Grundanforderungen erfüllen, um in diesem Markt mitspielen zu können ? dazu gehört auch »Multivendor-Fähigkeit«, das heißt die Möglichkeit, Reparaturen, Logistik und Qualität unterschiedlichster Hersteller zu managen. Von erfolgreichen Outsourcing-Projekten kann der Netzbetreiber zudem in doppelter Hinsicht profitieren: Er reduziert damit nicht nur die Kosten, sondern setzt auch in erheblichem Maße Managementkapazitäten frei, um in den enger gewordenen Märkten nach kreativen neuen Differenzierungs- und Wachstumsmöglichkeiten zu suchen. Nicht Sparen statt Wachsen also, sondern Sparen und Wachsen.
Michael Hofmann, Vice President Services, Marketing & Sales, bei Nokia Networks