»Wir sind auf Wachstumskurs«
- »Microsoft und Novell bewegen sich in einer Grauzone«
- »Wir sind auf Wachstumskurs«
CRN: Kunden profitieren doch davon, wenn sie Windows und Linux problemlos zusammen betreiben können.
Knoblich: Natürlich ist Interoperabilität sinnvoll für den Anwender. Aber Interoperabilität findet nicht zwischen zwei Betriebssystemen statt. Sie findet vielmehr auf der Ebene der Middleware statt, und sie basiert auf Standards. Wenn die Anbieter sich an Standards halten, dann ist keine direkte Kooperation zwischen zwei Unternehmen erforderlich.
CRN: Aber gefährlich ist das Bündnis für Red Hat allemal. Novell spricht von einem Wettbewerbsvorteil. Tatsächlich will Microsoft-Chef Ballmer seine Marketing-Maschinerie einsetzen, um Kunden, die Windows und Linux einsetzen, zu einer Entscheidung für Novell-Suse zu bewegen.
Knoblich: Das werden wir sehen. Selbst wenn Novell durch das Bündnis zusätzliche Kunden gewinnen sollte, wird uns das nicht davon abhalten, weiterhin im gewohnten Tempo den Markt zu erobern. Ich sehe nicht, warum das Abkommen zwischen Microsoft und Novell unser Geschäft beeinträchtigen sollte. Deshalb macht mich die Ankündigung von Steve Ballmer nicht nervös. Wir sind nach wie vor auf einem Wachstumskurs und werden unseren Umsatz um rund 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern, als wir einen Umsatz von 278 Millionen Dollar erzielten. In Europa haben wir unser Geschäft über die vergangenen dreieinhalb Jahre verzehnfacht. Und der Trend setzt sich fort.
CRN: Was macht Sie so sicher?
Knoblich:Weil wir einen dramatischen Zuwachs an Applikationen sehen, die für Linux zertifiziert sind. Das treibt automatisch die Verbreitung von Linux in den Massenmarkt hinein. Innerhalb eines halben Jahres ist allein die Zahl der Software-Partner von Red Hat um 120 Prozent gewachsen, so dass wir vor wenigen Wochen die 2.000er-Marke überschritten haben: Mehr als 2.000 Applikationen sind jetzt für Red Hat zertifiziert. In dieser Hinsicht hat sich der Trend im Markt komplett umgekehrt. Bis vor einem Jahr war es noch schwierig, einen Independent Software Vendor (ISV) zu überzeugen, seine Applikation auf Red Hat zu zertifizieren. Das hat sich geändert. Jetzt kommen viele Software- Häuser auf uns zu, weil sie befürchten, dass sie sonst Marktanteile verlieren. Wenn sie es nicht tun, tut es der Wettbewerber.
CRN: Inwiefern profitieren davon Ihre Vertriebspartner, die für etwa 60 Prozent des Geschäfts stehen?
Knoblich: Der Channel profitiert von der Entwicklung in besonderem Maße. Vor allem im Mittelstand entsteht ein riesiges Wachstumspotenzial, weil es sich bei den Applikationen, die neu für Red Hat zertifiziert werden, zunehmend um Lösungen für kleine und mittelgroße Unternehmen handelt. Auch hier verändert sich der Markt ganz massiv. War es anfangs vor allem Infrastruktur- Software wie Datenbanken oder Middleware, die bei Großkunden auf der Linux-Plattform zum Einsatz kam, so sehen wir jetzt mehr und mehr Anwendungen und vertikale Lösungen. Und das bietet natürlich enorme Chancen für Reseller, die Red Hat Enterprise Linux im Mittelstand vertreiben.