Das Systemhaus Cancom ruft die Trendwende aus: Die Umsätze ziehen wieder an, und CEO Klaus Weinmann vertieft den Blick in Bilanzen von Übernahmekandidaten. Cancom setzt auf Akquisitionen. Eine nicht ungefährliche Wachstumsstrategie, zu der auch noch ein anderes Risiko kommt.
Seit Mitte 2007 hat sich Cancom-Chef Klaus Weinmann ein Mission Statement zugelegt, dass man für gewöhnlich in Kreisen von Sammlern hört und nicht unbedingt in der Welt des Business vermuten würde: In jedem Quartal etwas kaufen. Fragt man Chefs großer Systemhäuser, wozu Cancom mittlerweile gehört, ob und wenn ja, wann sie eine weitere Firma übernehmen werden, bekommt man nach aller Regel der PR-Kunst die Aussage: man beobachte immer den Markt und werde sich bietende Chancen konsequent nützen. Nur nichts verbindlich sagen, und erst recht nicht unter Druck setzen und Zeiträume nennen. Weinmann indes plant, wie es sich für ein börsennotiertes Unternehmen gehört, in Quartalen. Nicht nur den Umsatz, sondern eben auch die Akquisitionsstrategie. »Wir kaufen in jedem Quartal ein Unternehmen«, sagt der Manager im Interview mit Computer Reseller News. Sechseinhalb Wochen hat er noch Zeit, um in Q1 erneut zuzuschlagen.
Kurz vor Jahresende hatte es mit der Übernahme von Bürotex noch geklappt. Für Weinmann ein Schnäppchen, weil das gut eingeführte Systemhaus erstmals seit 28 Jahren keinen Gewinn ausweisen konnte. Er habe jetzt die Gelegenheit, das Unternehmen neu auszurichten »und auf Gewinn zu bringen«. Mondpreise zu zahlen, das verbietet schon Weinmanns schwäbisch-sparsame Ader. Eine Eigenschaft, die der bayerische Schwabe mit seinem württembergischen Pendant in Neckarsulm teilt, dem für Übernahmebewertungen zuständigen Aufsichtsrats-Chef bei Bechtle, Gerhard Schick.
Schick besitzt immer noch die Gabe, mittels Handauflegen auf die Bilanz Chancen und Risiken eines Übernahmekandidaten zu sehen. Doch ausgerechnet bei einer der größten Akquisitionen, dem Kauf des Systemhauses PSB, hatte der damalige Bechtle-Chef Schick nicht fest genug gedrückt. Was es heißt, sich mit Übernahmen zu verspekulieren, weiß aber auch Weinmann aus eigener Erfahrung nur zu gut. »Bei großen Übernahmen darf man sich keine Fehler erlauben«, sagt Weinmann. Der Kauf, vor allem aber die Integration und anschließende Kontrolle neuer Firmen, das war auch Cancom in der Vergangenheit missglückt. Aus dem Abenteuer in Frankreich hat Weinmann indes gelernt.
So traut sich der Cancom-Chef nicht nur einen Zukauf in noch schwach besetzten Regionen wie Berlin und Hamburg zu. Auch das Ausland steht wieder in Fokus: Die deutschsprachige Schweiz und auch Osteuropa ist noch nicht endgültig abgeblasen.