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Mit Linux in die neue Legislaturperiode

Mit Linux in die neue Legislaturperiode. Der IT-Dienstleister Computacenter wird rechtzeitig zur Wahl des neuen Bundestags in zwei Wochen die Migration der Server auf das alternative Betriebssystem Linux umgestellt haben. Die Umstellung des üppigen Verzeichnisdienstes des Deutschen Bundestags verlief dabei nicht ohne Probleme.

Autor:Martin Fryba • 5.9.2005 • ca. 1:25 Min

Über 5.000 EDV-Anwender des Bundestags werden auf Server zugreifen, die auf Open Source umgestellt sind.

Mit Linux in die neue Legislaturperiode

Wenn der neu zusammengesetzte Bundestag erstmals nach der Wahl am 18. September zusammentritt, um den Bundeskanzler zu wählen, werden die rund 5.000 Volksvertreter samt ihrer Verwaltungsangestellten und Beamten eine auf das Betriebssystem Linux umgestellte zentrale IT zugreifen. Software von Microsoft befindet sich dann »nur« noch auf den lokalen Rechnern der Anwender, während die Server-Infrastruktur ? von den Nutzern weitgehend unbemerkt ? auf dem alternativen Betriebssystem läuft.

Eine Kommission hatte 2001 beschlossen, auf eine Open Source-Umgebung zu migrieren, um Linux auch in Bereichen wie Systemmanagement, Backup und Datenbankapplikationen einsetzten zu können. Im Frühjahr gewann der britische IT-Dienstleister Computacenter die europaweite Ausschreibung dieses Projekts.

»Die Migration auf Linux beziehungsweise Samba ist in dieser Größenordung und Komplexität bislang einzigartig«, erklärte Carsten Jürgens, Leiter der E-Government-Ausschreibungen bei der deutschen Computacenter-Tochter in Kerpen, die Herausforderungen dieser Pionierarbeit. Auf zahlreichen Gebieten wurde dabei Neuland beschritten, nicht ohne Risiken: Als im vergangenen Herbst nach der Umstellung der Verzeichnisdienste die Anmeldung von über 10.000 Benutzerkonten nicht klappte, musste wieder auf die »alte« Systemumgebung umgestellt werden. Dies konnte Jürgens zufolge aber in kürzester Zeit bewältigt werden, da das Krisenmanagement von Anfang an den Zugriff auf die bisherige Infrastruktur einplante. Danach folgten im nicht produktiven System umfangreichere Test, bis sämtliche Fehler beseitig und die Migration wie vorgesehen durchgeführt werden konnte.

(Update):

Die Schwierigkeiten bestanden darin, dass die von Windows NT 4.0 auf Windows XP umgestellten Rechner nicht mit den auf Linux migrierten Servern kommunizieren konnten. Das externe Projektcontrolling und Qualitätsmanagement während der gesamten Laufzeit des Projekts hatte die Berliner PSI AG inne. Gemeinsam mit der Projektleitung der Bundestagsverwaltung wurde ein Expertenteam für Open Source eingeschaltet und der Berliner Schindler Technik AG die Projektleitung übertragen. Diese beauftragte gleich drei Firmen, um die Aufgabenstellung erfolgreich zu lösen. Am Erfolg der Migration waren schließlich die Bremer Univention, das Linux-Systemhaus Gonicus GmbH aus Arnsberg sowie der Fürther IT-Dienstleister LT-ec Service & Solutions beteiligt.