funkschau: Sie wollen jetzt die LTE-Technologie einsetzen. Bisher konnte diese Technologie für öffentliche Mobilfunknetze nicht für dieses Anwendungsfeld punkten, was ist jetzt anders?
Krysiak: Zunächst einmal eignet sich LTE per se hervorragend für die mobile Übertragung riesiger Datenmengen. Das wissen wir aus unseren Entwicklungslaboren und aus den Erfahrungen in kommerziellen Netzen. Die clevere Idee von Alcatel-Lucent und dem EADS-Unternehmen Cassidian war nun, diese LTE-Lösung im 400-Megahertzband anzusiedeln, und quasi auf die Bündelfunknetze aufzusatteln. Mit Evercor haben wir eine integrierte LTE-400-PMR-Lösung. Bestehende Bündelfunknetze nutzen Frequenzbänder zwischen 380 und 470 MHz. Dadurch, dass diese Lösungskombination im 400-MHz-Frequenzband arbeitet, können digitale Bündelfunknetze problemlos hochgerüstet werden. Evercor erweitert also TETRA- oder TETRAPOL-basierende Systeme dahingehend, dass sie Multimedia-Anforderungen standhalten, die mit Realtime-Video, Collaboration und/oder anderen umfangreichen Datendiensten einhergehen.
funkschau: Die Betreiber von Bündelfunknetzen müssen sich dann aber doch auf eine neue Technologie einstellen?
Krysiak: Das wichtigste ist zunächst einmal, dass ihre bestehenden Investitionen geschützt sind, auch die Investitionen in die Infrastruktur. Sie benötigen deutlich weniger Basisstationen, um ihre Präsenz in der Fläche auszudehnen, wobei sich die Empfangsqualität auch innerhalb von Gebäuden deutlich verbessert. Die LTE-400-Lösung basiert, im Gegensatz zur bestehenden Bündelfunk-Technologie, auf einer flachen und dadurch kosteneffizienteren IP-Architektur. Das reduziert auch die Service- und Wartungszeiten und damit die Service- und Wartungskosten.
funkschau: Inwieweit werden die Kunden der Bündelfunknetz-Betreiber von der Aufrüstung auf die LTE-400-Kommunikation profitieren?
Krysiak: Da wird sich einiges tun. Im Vergleich zur bestehenden TETRA- beziehungsweise TETRAPOL-Kommunikation werden sie bei Downloads und Uploads generell, aber auch bei Spitzenlasten, einen hohen Durchsatz und niedrige Latenzzeiten haben. Mit dieser Leistung sind auch neue Geschäftsmodelle denkbar. Damit verbundene neue Services können viel schneller entwickelt und im Netz implementiert werden, als dies bisher innerhalb der bestehenden Bündelfunknetze möglich ist.