Der Angestellte im Dauereinsatz ist kein Vorbild mehr. Sogar Vorstände sorgen sich mittlerweile um die Folgen ständiger Erreichbarkeit.
Ein Wochenende bei SAP-Vorstand Jim Hagemann Snabe sieht so aus wie man sich bei SAP die Freizeitgestaltung aller Mitarbeiter in schönsten Farben wünschen würde: Viel Zeit mit den Kindern und der Ehefrau verbringen, Musik hören oder sich bei sonstigen Zerstreuungen entspannen. Nur nicht an SAP denken und in nur ganz wenigen Ausnahmen das berufliche Mailkonto checken. Snabe, der Musterknabe und Gegenentwurf zum Manager mit einer 70- oder 80-Stundenwoche, wenn dieses Bild von der Top-Führungskraft im Dauereinsatz überhaupt je gestimmt hat.
Zumindest nimmt man bei SAP, aber auch in anderen Konzernen ein generelles Problem wahr, das die ITK-Branche selbst verschuldet hat und nun einzudämmen versucht: Informationsüberflutung. Dank mobiler Kommunikationsstrategien und bring-your-own-device-Szenarien schwappt sie zusehends in die Freizeit vieler Angestellten und erlaubt keine Erholungsphasen mehr. Abschalten muss - oft unter Zuhilfenahme professioneller Trainer - wieder gelernt werden: Work-Life-Balance-Experten beschert der Missstand eine willkommene Hochkonjunktur. Es geht aber auch anders als in Selbsthilfegruppen aus den Fugen geratene Privat- und Berufsleben wieder ins Lot zu setzen.