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IT-Firmen

Mitarbeiter von Fujitsu Siemens in Augsburg fürchten um ihre Jobs

Zwar gibt es noch keine Entscheidung über die Fortführung des Joint-Ventures zwischen Fujitsu und Siemens, doch die Spekulationen um das Ende von Fujitsu Siemens Computers (FSC) schießen ins Kraut. Die Belegschaft des Augsburger Werks von FSC ist verunsichert.

Autor:Bernd Reder • 15.7.2008 • ca. 1:45 Min

Möglicherweise bald ein Bild aus vergangenen Tagen: die Leiterplatten-Fertigung bei Fujitsu Siemens im Werk in Augsburg.

Berichte der Nachrichtenagentur Reuters über ein mögliches Ende des Joint-Ventures Fujitsu Siemens Computers (FSC) sorgen bei der Belegschaft des PC-Herstellers in Augsburg für Aufregung. Siemens will demnach bei den derzeit stattfindenden Verhandlungen über die Zukunft von FSC von seinem Kündigungsrecht Gebrauch machen und aus dem zunächst bis September 2009 laufenden Joint-Venture aussteigen.

Gerüchte über den Rückzug von Siemens bei FSC gibt es bereits seit einigen Monaten, doch war sich FSC-Chef Bern Bischoff bisher sicher: »Weder Siemens noch Fujitsu werden den Vertrag kündigen.« (Siehe Bericht auf unserem Schwester-Portal CRN)

Klar ist jedoch auch, dass mit dem Antritt des neues Siemens-Chefs Peter Löscher ein anderer Wind weht. Löscher kommt vom amerikanischen Pharmakonzern Merck und ist von dort Margen in zweistelliger Höhe gewohnt. Zur Computerbranche und eher spärlichen Gewinnen, die mit Hardware zu erzielen sind, fehlt ihm jeder Bezug.

Kritik an schwachen Zahlen von FSC

Mehrfach hat Peter Löscher seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr deutlich gemacht, wie unzufrieden er mit der Konzerntochter FSC ist. Die Schwierigkeit für Löscher wird es jedoch sein, einen Käufer für den50-prozentigen Anteil von Siemens an FSC zu finden. Fujitsu hat kein Interesse und kooperiert lieber mit Sun.

Am Standort Augsburg gibt es nun laut einem Bericht der »Augsburger Allgemeinen« erhebliche Unruhe. Die Belegschaft hatte längeren Arbeitszeiten und einem Lohnverzicht zugestimmt, damit der Standort erhalten bleibt. Ein entsprechender Ergänzungstarifvertrag gilt noch bis 2011.

Der Augsburger IG-Metall-Chef Jürgen Kerner verlässt sich darauf, dass bestehende Verträge eingehalten werden. Ob der teure Standort zu halten sein wird, steht jedoch in den Sternen.

Alle Mitbewerber von FSC, etwa Dell, Hewlett-Packard, IBM, Levnovo oder Acer, lassen ihre Systeme in Billiglohnländern fertigen. Dell etwa eröffnete vor wenigen Monaten ein Werk in Polen.

Fast alle Notebooks, die weltweit verkauft werden, stammen aus Fertigungsstätten in Taiwan und der Volksrepublik China.

Joint-Venture seit fast zehn Jahren aktiv

Die Partnerschaft zwischen Fujitsu und Siemens besteht seit 1999. Beide Firmen halten jeweils 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen. FSC hat insgesamt 10.500 Mitarbeiter, davon 6200 in Deutschland.

Im Geschäftsjahr 2007/2008 erzielte der Rechner- und Storage-System-Hersteller einen Umsatz von 6,614 Milliarden Euro, ein Minus von 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewinn fiel mit 105 Millionen Euro ziemlich mager aus.

Für das Fiskaljahr 2008/2009 (Ende: März 2009) peilte der Konzern einen Umsatz von 10 Milliarden Euro bei einem Gewinn von bis zu 250 Millionen Euro an. Von diesem Ziel hat sich FSC jedoch vor einigen Tagen verabschiedet.