»Der Trend im ERP-Mittelstandsgeschäft geht zu kleineren, schnelleren Projekten.«
- Mittelständler setzen auf Teillösungen
- »Der Trend im ERP-Mittelstandsgeschäft geht zu kleineren, schnelleren Projekten.«
Eine weitere Herausforderung besteht Gärtner zufolge darin, dass eine neue ERP-Lösung dem Kunden mehr liefern muss als einmalige Prozess- und Kostenverbesserungen. Vielmehr benötige der Anwender eine flexible Software, die kontinuierliche Verbesserungen ermöglicht. Das leiste »eine neue Generation von ERPII-Systemen, die das Web als Infrastruktur nutzt«. Solche Software sei in der Lage, die gewandelten Strukturen moderner mittelständischer Unternehmen zu unterstützen, betont der SoftM-Vorstand. »Unternehmen haben heute flache Hierarchien und benötigen Systeme, mit denen sie ihre Prozesse durchgängig über die Fachabteilungen hinweg gestalten und die Zusammenarbeit in kollaborativen Netzwerken über das Internet realisieren können.«
Der Erfolg im ERP-Geschäft würde somit nicht nur davon abhängen, ob ein System grundsätzlich die Prozesse des Kunden abbilden kann, sondern wäre zugleich eine Frage der richtigen technologischen Plattform. Dieser Einschätzung stimmt AP-Chef Haller rückhaltlos zu: »Wir müssen in allen unseren Kundengesprächen herausstellen, dass Anbieter, die nicht über modernste Technologie verfügen, immer weniger als Problemlöser in Frage kommen.« Denn in der Rolle des Problemlösers sieht der Manager die ERP-Branche in erster Linie: »Wir müssen zum Beispiel aufzeigen, wie ein Unternehmen über individualisierte Portale seine Prozesse optimieren und enorme Produktivitätszuwächse erzielen oder wie es in nur wenigen Wochen durch die Implementierung einer Risikomanagementlösung ein besseres Rating und damit bessere Kreditkonditionen erhalten kann.« Solche Lösungen lassen sich Haller zufolge aber nur mit modernster Technologie umsetzen. Zudem gelte in der Krise mehr denn je das Prinzip, so gut wie möglich auf die konkrete Kundenanforderung einzugehen. Denn die Zeiten, in denen Funktionalitäten um ihrer selbst willen gekauft wurden, seien längst Geschichte.
Oft lautet die Kundenanforderung aber gerade in der Krise, zunächst nur Prozesse in einem Teilbereich zu verbessern. Darauf habe AP mit einer Diversifizierung des Angebots reagiert, berichtet Vorstand Haller. Inzwischen erreiche der Hersteller so »neue Kundengruppen und Branchen mit Einzellösungen, die konkrete und drängende Geschäftsprobleme zum Beispiel in der Feinplanung oder im Risikomanagement adressieren«.
Den Trend zur Teillösung sehen auch die Walldorfer. Demnach tendieren viele mittelständische Anwender dazu, sich zunächst auf einzelne Bereiche zu konzentrieren, statt die Einführung eines umfassenden ERP-Systems in Angriff zu nehmen. Kleine Lösungen, die für geringe Kosten schnell die Prozesse in einem bestimmten Teilbereich verbessern, sollten daher im Portfolio der Anbieter nicht fehlen, meint SAP-Mittelstandschef Naunin. Grundsätzlich seien Themen wie schnelle Einführung, einfache Nutzung, minimiertes Risiko und niedrige Kosten bei einer ERP-Lösung für den Mittelstand heute noch wichtiger als zuvor. »Komplettangebote zum Festpreis mit überschaubarer Laufzeit wie wir sie gemeinsam mit unseren Partnern anbieten, werden gut angenommen«, berichtet der SAP-Manager. Projekte sollten übersichtlich und schnell umgesetzt werden. »Das führt zu einem Trend zu kleineren, schnelleren Projekten, auf die wir und unsere Partner sich weitgehend eingestellt haben.« Im ERP-Mittelstandsgeschäft ist bislang offenbar noch kein Tsunami angekommen. Nicht nur Andreas Naunin wird hoffen, dass das auch künftig so bleibt.