Mobile Zwitterwesen. Push-to-Talk heißt eine neue Technologie, die nun auch in Europa Verbreitung finden soll. Handys sollen mit einer Gruppenruf-Funktion ausgestattet werden und so auf Tastendruck eine Sprachnachricht an ein oder mehrere Empfänger zu senden.
Laut Prognosen von Credit Suisse First Boston (CSFB), der Gartner Gruppe und Siemens werden 2010 die Umsätze aus einer mobilen Sprachübertragung über IP-Netze, wie beispielweise PoC, die Umsätze aus der klassischen Mobiltelefonie übertreffen.
Quelle: CSFB, Gartner Group, Siemens
GDie Push-to-Talk Technologie soll nach dem Willen von Herstellern und Netzbetreibern Europa erobern. Auf der Cebit werden die ersten Anwendungsmöglichkeiten und Endgeräte für die neue Technologie bei Herstellern wie Vodafone, Siemens, Motorola und Nokia gezeigt werden. Noch in diesem Jahr soll sie in GSM- und GPRS-Netzen verfügbar sein. Die Gruppenruf-Funktion könnte so bald manchen Betriebsfunk ersetzen und die Koordination von Außendienstmitarbeitern erleichtern.
Aufgekommen war die Technik 1996 in den USA. Damals führte der amerikanische Netzbetreiber Nextel den Gruppenrufdienst ein. Nach dem Start in einem lokal begrenzten Netz, dehnte Nextel das Angebot auf sein Gesamtnetz aus und nach Angaben des Unternehmens nutzen heute 90 Prozent der Kunden den Dienst. Wettbewerber Verizon Wireless zog im August des Jahres 2003 und bereits sechs Monaten später nutzten 100000 Kunden den Dienst.
Ein Kinderspiel
Die Funktionsweise von Push-to-Talk ist denkbar einfach: Der Anwender definiert über das im Handy integrierte Telefonbuch eine bestimmte Zielgruppe. Die ausgewählten Teilnehmer bekommen dann mit dem ersten Anruf eine Einladung, die sie ablehnen oder akzeptieren können. Willigt der Gesprächspartner ein, erhält er ab diesem Moment wie beim Handfunkgerät die ankommenden Sprachnachrichten automatisch. Um das Senderecht zu erwerben, muss ein Teilnehmer eine vorgesehene Push-to-Talk-Taste am Handy drücken. Diese hält er dann während des Sprechens seiner Nachricht gedrückt und sobald er die Taste loslässt, wird seine Botschaft an die ausgewählte Gruppe gesendet. Jetzt kann eine andere Person das Senderecht durch den Tastendruck erwerben.
Wer jedoch Push-to-Talk für eine einfache Walkie-Talkie-Funktion hält, täuscht sich, denn es gibt ein paar grundlegende Unterschiede.
Bei Push-to-Talk kann nicht jeder x-beliebige Anwender mithören, auch wenn er die gleiche Frequenz nutzt. Nachrichten werden nur an definierte Benutzergruppen verschickt. Push-to-Talk funktioniert überall, wo es ein GSM oder GPRS-Netz gibt und besitzt so eine sehr große Reichweite. Durch GPRS kann der Anwender auch bei Kommunikationspausen virtuell verbunden bleiben - der zeitaufwendige Rufaufbau entfällt. In Gesprächspausen entstehen wegen des auf Datenpaketen beruhenden Verfahrens keine Kosten.
Push-to-Talk ist aber nicht nur für Anwender, sondern auch für Netzbetreiber eine interessante Entwicklung, können sie sich doch durch das Angebot und die Abrechnung des Dienstes vom Wettbewerb abheben. Die Abrechnung kann dabei über eine Pauschale, über die übertragene Datenmenge oder auch pro Nachricht oder Übertragungszeit erfolgen. Darüber hinaus ist Push-to-Talk für Netzbetreiber ein konsequenter Schritt in Richtung UMTS. Der Gruppenruf beruht ja auf der IP-basierten Vermittlungstechnik IMS, die Bestandteil des Netzes der dritten Mobilfunkgeneration ist. Eine Integration von Push-to-Talk könnte so helfen die Investitionen in das UMTS-Netz zu amortisieren.
Allerdings sind für die konsequente Einführung von Push-to-Talk auch noch Hürden zu nehmen. Standards müssen sich durchsetzen, damit eine Hersteller übergreifende Kompatibilität des neuen Dienstes sichergestellt wird.
Offene Schnittstellen und Interoperabilität dank Industriestandard Einfacher Rufaufbau Nahezu Echtzeitkommunikation Nutzt die Always-on-Funktion der Paket orientierten GPRS-Netzwerke Über das Telefonbuch im Handy lassen sich Nutzergruppen einfach zusammenstellen Setzt auf der bestehenden Netzwerkinfrastruktur auf und benutzt insbesondere alle vorhandenen Paket orientierten Netzwerkkomponenten, wie z. B. GGSN und SGSN Zukunftsicheres Konzept, da es auf der IMS-Architektur (IP-basiertes Multimedia-System) beruht, die ein Pre-Investment für UMTS-Netze darstellt