Niedersachsens Polizei ist gut gerüstet. Ein quelloffenes Betriebssystem und ein kommerzieller Java-Applikationsserver gehören bei der niedersächsischen Polizei zur Infrastruktur der elektronischen Vorgangsbearbeitung.
Das Informatikzentrum Niedersachsen (IZN) erbringt unter anderem IT-Dienstleistungen für die Polizei. Über 18 000 Mitarbeiter in sieben Polizeidirektionen mit 39 Inspektionen und 100 Kommissariaten greifen landesweit über Web-Browser auf zentrale Applikationen unter dem Betriebssystem Linux zu. Der Anstoß zur Linux-Server-Infrastruktur in dem zentralen Systemhaus für Informations-und Kommunikationstechnik in Hannover kam durch das Vorgangsbearbeitungssystem Nivadis. Es hat seit 2002 bei der Polizei Niedersachsen das Verfahren Mikado und 23 nicht integrierte Einzelanwendungen abgelöst.
»Das umfassende Vorgangsbearbeitungssystem, eine gemeinsame Entwicklung der Polizei und des Beratungshauses Mummert Consulting, löste ein bis dahin gut funktionierendes, aber hard-und softwareseitig veraltetes System aus verteilten Rechnern und einem zentralen Mainframe-Verfahren ab«, erzählt Michael Breest, Abteilungsleiter Client-Server und Verfahren beim IZN. Neben dem höheren Leistungsanspruch durch Nivadis mit seinen Modulen zur Vorgangsbearbeitung einschließlich Fahndung, Recherche, Statistik und Führungsinformationen sprachen Kosten und Ausgangssituation für ein komplett neues Verfahren. Ersatzteile standen nicht mehr zur Verfügung, Wartungsverträge liefen aus. Der Administrationsaufwand für die dezentralen Motorola-M88k-Systeme und Siemens-BS2000-Terminals war für die Polizei aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht mehr zu vertreten. Server-Leistungsdruck kam auch von INPOL-neu, dem neuen Fahndungsund Auskunftssystem des Bundes und der Länder. Mit ihm musste Nivadis harmonieren. Dafür steuert das in Java programmierte Vorgangsbearbeitungssystem landesübergreifend Prozesse und Datenbankabfragen bei. Axel Köhler, Abteilungsleiter IT-Entwicklung beim niedersächsischen Polizeiamt für Technik und Beschaffung, umreißt den Generationswechsel so: »Wir müssen als öffentlicher Dienstleister betriebswirtschaftlich arbeiten. Zumal wir zunehmend mit privatwirtschaftlicher Konkurrenz verglichen werden. Dazu brauchten wir ein Gesamtsystem, das an jedem Arbeitsplatz Lage- und Entwicklungsdarstellungen für polizeiliche Ermittlungen auf strategischer, taktischer und operativer Ebene eröffnet.«