Notebook-Assemblierung: Erfolg mit Notebooks nach Maß. Schon jeher setzte ein Gutteil der deutschen Fachhändler auf Rechner, die nach Kundenwunsch konfiguriert sind. Intels Distributoren-Programm BYON, das im vergangenen Herbst aufgelegt wurde, fördert nun auch die Assemblierung mobiler Centrino-Rechner. Einige Hersteller und Distributoren vertreiben bereits Barebone-Notebooks und kommen damit bei den Händlern gut an.
Ohne Intels Marketingmacht würden Barebone-Notebooks wohl noch immer ein Schattendasein fristen. Denn bislang interessierte sich der Handel trotz diverser Angebote nur mäßig dafür. Erst seit Intel den Channel mit dem Slogan anspornt »Build your own Notebook« ? er steht für das Notebook-Assemblierungsprogramm BYON ? wurden die mobilen Barebones merklich gefragter.
Großhändler und Hersteller, die Intel mit dem Programm unterstützt, den Fachhändlern die Assemblierung von Centrino-Notebooks nahezubringen, springen jedenfalls auf das Angebot an. Die Distributoren Krystaltech Lynx, Microtronica und Ingram Micro sowie die Notebook-Hersteller Tronic 5 und Xeron bieten bereits Barebone-Notebooks mit den dazugehörigen Komponenten mit Erfolg an.
Ausschlaggebend für das rege Interesse an assemblierten Geräten ist laut Notebook-Hersteller Xeron die große Nachfrage nach mobilen Rechnern. Dies wird Gartner-Marktforschern zu Folge auch noch einige Jahre anhalten: Die Experten rechnen bis 2007 mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 15 bis 17 Prozent in der EMEA-Region. Von dieser Entwicklung will Xeron profitieren, in dem der Hersteller, der in erster Linie Geräte nach dem BTO-Prinzip fertigt, seine Händler bei der eigenen Assemblierung mobiler Geräte unterstützen will. »Damit fördern wir die Bindung zu unseren Händlern«, begründet Marketing-Leiterin Anja Meßler. Xeron beliefert seine Händler mit Compal-Barebones und einer Auswahl von Komponenten.
Die Herstellung von bis zu 50 Notebooks pro Monat könne ein Händler mit etwa zehn Mitarbeitern ohne größere Probleme stemmen, schätzt Meßler. Geht ein Auftrag aber darüber hinaus, springt Xeron ein. Die Rechnung scheint aufzugehen, da neben dem Vertrieb von Barebone-Notebooks auch das BTO-Geschäft angeschoben wird. Seit der Einführung des BYON-Programms Ende vergangenen Jahres verzeichnet Xeron pro Händler eine durchschnittliche Umsatzsteigerung von 25 bis 30 Prozent. »Die am schnellsten wachsenden Segmente sind der SOHO- und SMB-Bereich. In diesen Märkten ist gleichzeitig das Bedürfnis nach individuellen Produkten und persönlicher Betreuung sehr groß«, begründet Matthias Berg, Produktmanagment bei Arrow/Microtronica.
Für Händler, die Notebooks selber bauen, ist das Geschäft mit Barebone-Notebooks durchaus lukrativ. Zwar liegt die Marge wie beim Verkauf von A- und B-Brand-Notebooks bei nicht mehr als zehn bis zwölf Prozent, ergänzende Services und Dienstleistungen rund um die Assemblierung eröffnen aber zusätzliche Verdienstchancen. »Oft ist beispielsweise der Reparaturservice bei Herstellern zu langwierig und es vergehen mehrere Tage bis ein Gerät wieder einsatzbereit ist«, betont Burglind Gaedke, Geschäftsführerin von Gaedata in Bad Wiessee. Im Falle defekter Notebooks kann ein erfahrener Assemblierer vor Ort helfen und gegebenenfalls das betreffende Teil sofort austauschen. Das Gerät muss nicht erst zum Hersteller eingeschickt werden. Dieser Service fördert zusätzlich das Vertrauensverhältnis zum Kunden und sorgt für Kundenbindung.
Um die Herstellungskosten der Geräte möglichst gering zu halten, hat sich Gaedke als Intel-Premier-Provider mit anderen Händlern, die ebenfalls Notebooks assemblieren, in einem Netzwerk organisiert. Geht es beispielsweise um die CE-Prüfung für eine neue Notebook-Konfiguration, teilen sich die 23 Händler, die in der DACH-Region ansässig sind, die Kosten. Ebenso verfahren die Händler mit Reparaturen, die nicht in den regionalen Wirkungsbereich des einzelnen fallen. »Ruft mich ein Kunde aus Österreich an, übergebe ich den Auftrag an meinen dort ansässigen Kollegen«, führt Gaedke aus. Die Fachhändlerin bedient ausschließlich Business-Kunden und Bildungseinrichtungen mit assemblierten Notebooks. Etwa 30 selbst gefertigte Notebooks verlassen ihr Unternehmen pro Monat.
Rüdiger Schmidt, Geschäftsführer von ASK-Computer in Waghäusel, fertigt sogar 150 Geräte pro Monat. Auch für ihn waren ebenfalls kurze Reaktionszeiten bei Reparaturen der ausschlaggebende Grund mit der Notebook-Assemblierung zu starten. Die Geräte verkauft er ausschließlich an Business-Kunden aus dem SMB- und Großkundensegment, da diese individuell konfigurierte Geräte bevorzugten, erklärt er. Zu seinen Kunden gehört beispielsweise Daimler Chrysler. Trotz seines Erfolgs mit assemblierten Notebooks ist er nicht davon überzeugt, dass dieses Marktsegment Eigendynamik entwickeln wird. »Viele Händler trauen sich das nicht zu und glauben, Notebook-Assemblierung sei zu komplex«, behauptet er.
Zum Gutteil hängt es sicherlich von der adressierten Zielgruppe ab, ob sich für einen Händler Assemblierung lohnt. Klaus Pampuch, Geschäftsführer von Compus Computersysteme in Troisdorf, machte die Erfahrung, dass seine Kunden Markengeräte bevorzugen und großen Wert auf Wartungstools legen. Deshalb stellte er die Eigenmarken-Fertigung wieder ein. Er vertreibt nun in erster Linie IBM-Notebooks, die mit einem umfangreichen Software-Paket ausgestattet sind, das es kostenlos zum Gerät dazu gibt. »Wenn ich das einzeln zusammenstellen würde, wäre das Gerät auf jeden Fall teurer«, betont er.
Auch Friedrich Pollert, Prokurist bei Microtrend, glaubt nicht, dass sich Notebook-Assemblierung im Handel signifikant durchsetzen wird. Sein Gründe dafür: »Notebooks können nicht so individuell gefertigt werden, da sich nur wenige Komponenten austauschen lassen. Bei PCs gibt es da wesentlich mehr Möglichkeiten.«
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BYON orientiert sich an dem ganz ähnlichen Programm BYOS ? »Build your own Server«, das Intel für die Server-Assemblierung entwickelte. Die Beweggründe des Prozessorherstellers für sein neues Notebook-Engagement sind leicht nachzuvollziehen: Intel will den Verkauf der Centrino-Notebook-Plattform weiter pushen. »Wir haben eine starke Nachfrage von Distributoren und kleineren Herstellern nach Centrino-Geräten festgestellt und deswegen BYON aufgesetzt«, erklärt Tritscher. Diese Tendenz will der Hersteller ausnutzen und damit das Geschäft mit Mobile-CPUs anschieben. Schon jetzt sind 74 Prozent aller im deutschen Channel vertriebenen Notebooks mit Centrino bestückt, ein Anteil, der weiter gesteigert werden soll.
Intel unterstützt die Teilnehmer des Programms ? Hersteller und Distributoren ? mit Werbekostenzuschüssen und stellt auch die Kontakte zu Barebone-Anbietern in Taiwan her. Ein völlig neuer Ansatz sind eintägige Trainings für Fachhändler, in denen vermittelt wird, wie Notebooks fachgerecht assembliert werden. Damit will Intel auch die Hemmschwelle zur Notebook-Assemblierung, der doch der Geruch der Komplexität anhaftet, entgegenwirken.
»Schon jetzt gehen etwa 20 bis 30 Prozent der Mobile-Prozessoren über den Channel«, freut sich Stefan Tritscher, Reseller-Channel-Manager bei Intel.
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