Roland Burlaga, Produktmanager VoIP bei Lancom Systems, betont, dass UC auch neue Anforderungen an die Komponenten im Netzwerk stelle. Dazu gehört für ihn insbesondere das Beherrschen von SIP als der Basis von UC. Matthias Partl, Sales-Engineer CEUR bei Aruba Networks, sieht, dass viele Unternehmen weg von Dect zu einer auf SIP basierenden Kommunikation wollen. Sehr wichtig sind ihm auch die Ausbaufähigkeit und Verfügbarkeit des Netzwerks. Schließlich müsse sich ein Unternehmen auch Gedanken machen, wie es seine Voice-Infrastruktur redundant auslegen könne. Simon sieht in Wireless-LANs und 802.11n einen Punkt, der die Akzeptanz von UC erhöht.
UC beschränkt sich naturgemäß nicht nur auf die interne Kommunikation eines Unternehmens, sondern bindet auch Partner, Kunden und Zulieferer mit ein. Schüten meint, dass es in Zukunft noch viel wichtiger werde, die Kommunikationsinfrastruktur miteinander zu teilen. Berger sieht bei der Verknüpfung der eigenen UC-Lösung mit anderen kein Problem, so lange alle Systeme mit Standards arbeiten. Für Boele sind auch Webinterfaces ein gutes Instrument, UC-Komponenten auch extern zur Verfügung zu stellen. Für ihn stellt sich bei UC die Frage nach der Art der Verbindung mit anderen Unternehmen. Für eine feste Kopplung lasse sich ein gemeinsamer Server für Präsenzfunktionen oder Konferenzen einrichten. Eine andere Möglichkeit sei eine lose Kopplung über Dienstleister. Aber auch eine Clearingstelle, in der von außen zugängliche Server stünden, sei denkbar. Eine Frage ist für Thürmel dabei, ob es nur darum geht, besser zu kommunizieren oder auch Geschäftsprozesse miteinander zu verzahnen. »Dann ist es sicher eine Kooperation über eine längere Zeit.«
Schüten bevorzugt eine Lösung mit einem Provider. Dieser könne die Bereiche Sicherheit, Zuständigkeiten und Kompetenz meist besser abdecken. »Allerdings neigen größere Unternehmen eher dazu, die Lösung komplett selbst zu betreiben, auch wegen des vorhandenem Know-hows.« Simon sieht bei Providern den Vorteil, dass ein Unternehmen nur eine Schnittstelle zu diesem brauche und nicht zu vielen anderen. »Die besten Erfahrungen haben wir ganz allgemein mit Service-Providern gemacht.« Nobbe ist der Ansicht, dass es ein vollständiges Outsourcing nicht geben werde: »Die Geschäftsprozesse kennt der Anwender nun mal besser als ein Dienstleister.« Partl gibt zu bedenken, dass manche Unternehmen aus Compliance-Gründen alles selbst machen müssen. Burlaga sieht gerade bei mittelständischen Unternehmen das Problem, dass diese einmal unterschiedliche Service-Provider haben. Die Firmen könnten nicht immer einfach wechseln. Zum anderen hält er den zentralistischen Ansatz für ein Problem. »SIP ermöglicht ja auch ein verteiltes System.«
Kommunikation mit Bild und Sprache existiere etwa mit Netmeeting von Microsoft schon länger, so Schüten. »Aber kein Mensch hat es genutzt.« Jetzt gebe es aber im Gegensatz zu früher mehr Bandbreite. Thürmel sieht als weiteren Grund für das Kommen von Video die Einsparung von Reisekosten. Ruoff sieht eine wachsende Akzeptanz dieser Lösungen vor allem bei kommenden Generationen, die Forrester als Millenials bezeichne. Diese Zielgruppe, mit Jahrgang 1980 oder jünger, habe eine genaue Vorstellung von ihrem Arbeitsplatz. Für sie sei es ein entscheidender Pluspunkt, wenn die Arbeitsplätze mit neuen Technologien ausgestattet seien. Durch UC-Anwendungen würden Unternehmen auch für diese Generation als Arbeitgeber attraktiver.
Die Lösungen gehen vom Desktop über Raumsysteme bis hin zur Realdarstellung in entsprechenden Räumen, also Telepräsenz, erklärt Boele. Video auf dem Desktop sei sehr praktisch, um einzelne Personen in einer Konferenz spontan dazu zu holen. Schüten sieht allerdings noch Bedarf, die Bedienung zu vereinfachen. Büttner fordert zudem, dass die Clients in die Lösungen selbst integriert werden müssten. Außerdem wünscht er sich, dass bei der Wahl des Gesprächspartners mehr dessen Name im Vordergrund steht als Telefonnummern oder E-Mail-Adressen. Nobbe gibt zu bedenken, dass mangelnde Benutzerfreundlichkeit und fehlende Schulung auch zur Ablehnung einer Technologie durch Anwender führen können. Dann seien die Investitionen in den Sand gesetzt.
Die Einführung von Video sollte, so Boele, kein Problem sein, wenn sich ein Unternehmen bereits für UC entschieden hat. Es komme einfach ein weiterer Dienst hinzu. Ein Assessment der existierenden Infrastruktur gehört für ihn vor der Einführung aber unbedingt dazu. Für Thürmel ist SIP als Basis entscheidend. Das erleichtere, Menschen über unterschiedliche Medien in eine Konferenz einzubinden. Bei einer Peer-to-Peer-Kommunikation reichten, so Ruoff, schon ein paar Kilobyte pro Sekunde für die Bandbreite aus. Bei einer Telepräsenzlösung kämen aber schon ein bis zwei Megabyte pro Sekunde zusammen. Burlaga sieht aber Ängste bei Unternehmen, wie sie das Netzwerk dabei in den Griff bekommen. Standards helfen für ihn hier, die Situation zu entspannen.