Burlaga hat die Beobachtung gemacht, dass Mitarbeiter auch im Unternehmen zum Mobiltelefon greifen, sogar für Telefonate mit Kollegen. Das sei besonders beim Vertrieb zu sehen. Hier lasse sich mit FMC viel Geld sparen. Es erleichtere aber auch die Kommunikation, so Thürmel. Mit One-Number-Services müsse sich der Anwender keine Gedanken mehr machen, auf welchem Endgerät er den anderen erreichen könne. Dual-Mode-Apparate seien, so Boele, ein wichtiges Element, um FMC vollständig zu nutzen. Dazu gehören dann auf den Geräten auch entsprechende Clients für das verwendete UC-System. Für Partl gehört dazu auch ein nahtloser Wechsel zwischen WLAN und GSM, wenn der Anwender etwa den Unternehmensbereich verlässt.
»Mittelfristig wachsen UC und FMC zusammen«, so Thürmel. Für Ruoff ist FMC ein einfacher Zwischenschritt hin zu einer flächendeckenden, kompletten Dateninfrastruktur. »Dies wird aber noch fünf bis zehn Jahre dauern.« Allerdings sieht Ruoff auch, dass mit FMC Sicherheit ein wichtiges Thema wird. So machten beispielsweise mangelnder Diebstahlschutz oder unzureichend verschlüsselte Dateisysteme den Verlust eines mobilen Geräts mit Unternehmensdaten zu einem großen Problem.
One-Number-Ansätze gibt es schon länger, aber sie fanden keinen Einsatz. Das Problem war für Burlaga bei Provider-Lösungen, dass ein Unternehmen mit einem Schlag alle Nummern umsetzen muss. Mit einem FMC-System im Betrieb könne aber die Büronummer bleiben. »Über diese ist dann der Mitarbeiter auch unterwegs erreichbar.« Thürmel sieht auch den Vorzug, dass sich so bestimmte Nummern wie die private verbergen lassen. »Der Anwender kann auch festlegen, was aktuell ein bevorzugtes Gerät ist.« Berger gibt zu bedenken, dass der Großteil der Bevölkerung, auch der Firmen, noch mit Telefon und Fax arbeitet. Es müsse daher etwa neben SIP auch immer einen konventionellen Weg geben, den anderen zu erreichen.
Mit dem kommenden Standard 802.11r der IEEE wird der schnelle Wechsel (Fast-Roaming) zwischen zwei Access-Points (APs) im WLAN vereinheitlicht. Fast-Roaming ist eine Komponente, um etwa bei FMC im WLAN die Sprachqualität zu sichern. Für Simon ist 11r wieder ein Element mehr auf der Clientseite, das die Auswahl an Endgeräten reduziert. Außerdem gibt es für ihn etwa mit dem proprietären Spectralink-Voice-Priority (SVP) ein etabliertes Industrieprotokoll. Entscheidend ist für ihn, dass die Roaming-Zeit insgesamt bei weniger als 50 Millisekunden liegt. Sei das ohne Fast-Roaming der Fall, verbessere sich die Sprachqualität auch nicht mehr wesentlich.
Auch Boele sieht keinen besonderen Druck, auf 11r zu warten. »Die Einführung von WLAN-Controllern war schon eine sehr große Hilfe.« Allerdings hält er Standards für wichtig und plädiert dafür, dass sie implementiert werden, wenn sie verabschiedet seien. Auch Thürmel sieht, dass Voice-over-WLAN in den meisten Installationen auch jetzt schon zufriedenstellend läuft. Eine Update-Möglichkeit hält sie aber für wichtig. Burlaga ergänzt dazu, dass die Haltbarkeit beim Telefon deutlich geringer ist als bei den Infrastrukturkomponenten. Wichtig sei deshalb bei Letzteren die Möglichkeit, sie auf neue Standards aufzurüsten.
Simon gibt zu Bedenken, dass sich die Frage nach Fast-Roaming einmal nur bei Layer-3 und nicht bei flachen WLANs (Layer-2) stellt. Zum anderen sei das Ganze ein Thema beim Einsatz von 802.1x und dynamischen Schlüsseln. Dazu müsse aber auch das Telefon dies unterstützen. Partl sieht auch die Möglichkeit, die Frage von Fast-Roaming allein über das WLAN-Design zu lösen. Er schränkt aber ein, dass der Anwender statt Wifi-Protected-Access 2 (WPA2) eine schwächere Authentifizierung nehmen müsse. »Aber das Ganze hängt dann nicht mehr an den Endgeräten.« Hier interveniert Simon: Es sei nicht allgemeingültig, dass ein Nutzer Sicherheitseinbußen bei Fast-Roaming hinnehmen müsse. »Das mag von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein.«
Ruoff bringt den kommenden Standard 802.21 ins Spiel: »Dieser ist viel interessanter, weil der das Roaming zwischen unterschiedlichen Technologien wie GSM, UMTS oder WLAN ermöglicht.« Außerdem verweist Ruoff auf Dect. Die Erfahrung sei, dass Unternehmen WLAN gerne in Neubauten einsetzten. Bestehende Installationen von Funknetzen zu erweitern, sei für die Betriebe dagegen kritisch, weil etwa die APs oder die Kanäle nicht reichten. »Diese setzen dann lieber eine Dect-Lösung ein.« Zudem gebe es Dect-over-IP-Controller, um IP-Anlagen anzuschließen.
Für Ruoff ist Call-Admission-Control (CAC) »ein guter Ansatz«, der aber noch ein paar Jahre brauche. Ruoff versteht darunter die Registrierung der Endgeräte für verschiedene Parameter wie Bandbreite oder QoS, die diese dann unterstützen sollen. Leider sei es in der Realität derzeit so, dass nur Voice-Calls berücksichtigt würden, parallel laufende Datenübertragungen wie FTP aber nicht. »Damit ist das Ganze noch nicht ausgereift.« Auch Nobbe sieht die Berechtigung von CAC: Denn QoS schütze Sprache nicht vor Sprache. Wenn die Kapazität für nur zehn Konversationen reiche, sollte der elfte Anrufer geblockt werden und ein Besetztsignal erhalten. Für Boele gehört CAC zu einer Voice-Implementierung dazu. Es gebe hier verschiedene Verfahren, die Topologie des darunter liegendes Netzes berücksichtigen oder sich nur nach Parametern richten. So etwas könne dann beispielsweise über den Call-Processor oder Router mit Sprachverarbeitungsfunktionen geschehen. Diese könnten bei wichtigen Anrufern, anstatt ein Besetztzeichen zu signalisieren, auch schauen, ob es einen anderen Übertragungspfad gebe.