»Ohne Partnerschaften läuft bei Google gar nichts«
Zum Geschäft von Google gehören mittlerweile zentrale IT-Themen wie Applikationen und Supercomputing. Der Begriff »Wettbewerb« ist dem Unternehmen dennoch fremd, wie Deutschland-Chef Philipp Schindler im <i>CRN</i>-Gespräch versichert. Das Google-Modell beruhe vielmehr auf Partnerschaften.
- »Ohne Partnerschaften läuft bei Google gar nichts«
- Kunden ohne Streuverluste ansprechen
- Thema Collaboration und Sharing
CRN: Im Zentrum des Google-Modells stehen traditionell die Suche und das damit verbundene Werbegeschäft. Inzwischen bietet das Unternehmen zahlreiche weitere Produkte und Services an. Welche sind heute die wichtigsten Geschäftsbereiche für Google?
Schindler: Wir bewegen uns in vier großen Geschäftsfeldern. Das wichtigste ist und bleibt die Suche, da gibt es überhaupt keine Diskussion. Und wir sind weit davon entfernt, unsere Lösungen schon perfektioniert zu haben. Das zweite nennt sich »Supercomputer «, die gesamte technologische Infrastruktur, die hinter unserem Angebot steht. Im dritten großen Geschäftsfeld befassen wir uns damit, Werbesysteme zu verbessern. Man vergisst häufig, dass unsere AdWords- und AdSense- Programme auf der Arbeit hochtalentierter Entwickler beruhen, die diese komplexen Systeme bauen. Tatsächlich ist der Werbemarkt ein Markt, der bisher sehr wenig durch IT-Systeme automatisiert wurde. Zum vierten Geschäftsfeld zählen die Software-Applikationen, der Bereich, in dem wir unsere Apps-Strategie verfolgen.
CRN: Stößt das Modell der Werbefinanzierung nicht gerade bei Applikationen wie Docs & Spreadsheets an Grenzen. Ein Nutzer, der einen Text oder eine Tabelle bearbeitet, fühlt sich womöglich durch Werbeeinblendungen gestört.
Schindler: Es ist schwer abzusehen, wie sich das Geschäft auf längere Sicht entwickelt. Nach wie vor können wir viele Produkte, beispielsweise unseren Bilderdienst Picasa, bei dem wir sehr viel Speicherplatz zur Verfügung stellen, kostenlos anbieten. Damit erhöhen wir den Nutzen unseres Angebots für den Kunden und fördern so den Ausbau einer Basis loyaler Nutzer. Daneben bieten wir im Enterprise-Geschäft aber auch Services wie die »Professional Edition« der Google Apps an, für die wir ein Entgelt verlangen.
CRN: In den USA arbeiten bereits Konzerne wie Procter & Gamble mit Google Apps. Können Sie Referenzen aus dem deutschen Markt nennen?
Schindler: Es gibt eine Vielzahl von spannenden Unternehmen in Deutschland, die heute schon bei Apps mit uns zusammenarbeiten. Haben Sie aber bitte Verständnis dafür, dass wir zu Namen bislang noch keine konkreten Aussagen treffen können!
CRN: Bei der Vermarktung der Apps ist Google im September eine Kooperation mit dem IT-Dienstleister Capgemini eingegangen. Wird die Partnerschaft auch schon in Deutschland umgesetzt? Und plant Google weitere Vertriebspartnerschaften dieser Art?
Schindler: Das ist eine Kooperation, die wir gerade aufbauen. Deshalb ist es zu früh, über konkrete Details der Ausgestaltung zu sprechen. Grundsätzlich sind wir aber nicht so vermessen zu glauben, wir könnten alle Themen eigenständig entwickeln. Das gesamte Google-Modell basiert immer auf dem Ökosystem- Gedanken: Es gibt das Ökosystem Advertiser-Publisher-Google, aber es gibt auch andere Ökosysteme, die auf der Zusammenarbeit mit Resellern oder IT-Dienstleistern beruhen. Ganz entscheidend ist: Die fundamentale Säule des Google- Modells besteht darin, mit Partnern zusammenzuarbeiten und Erfolge zu teilen. Vielleicht haben wir das in der Vergangenheit nicht immer so klar kommuniziert: Ohne Partnerschaften läuft bei Google gar nichts.