Paradigmenwechsel bei Backup und Archivierung: Datensicherung ist Chefsache (Fortsetzung)
- Paradigmenwechsel bei Backup und Archivierung: Datensicherung ist Chefsache
- Paradigmenwechsel bei Backup und Archivierung: Datensicherung ist Chefsache (Fortsetzung)

Die richtige Infrastruktur macht?s
Einziger Wehrmutstropfen: wirklich übergreifende ILM-Lösungen gibt es noch nicht. Auch in den IT-Abteilungen kämpft man häufig noch mit elementaren Problemen, wie zu kleinen Backup- Fenstern und zu langen Wiederherstellungszeiten. 40 Prozent der Unternehmen haben heute weniger als vier Stunden pro Tag für das Backup zur Verfügung. Dies ist das Ergebnis einer europaweiten IDC-Studie von 2004, die vom Speicherspezialisten Quantum in Auftrag gegeben wurde. Demnach bezweifeln außerdem 37 Prozent, geschäftskritische Daten innerhalb von zwei Tagen wiederherstellen zu können. Handeln ist also gefragt.
Für eine effektive Storage- und Backup-Infrastruktur bedarf es der Automation von Backup und Recovery, am besten in einer vernetzten Speicherinfrastruktur. Das entlastet in vielen Fällen nicht nur die Zeitfenster, die für das Backup zur Verfügung stehen, sondern bringt auch mehr Sicherheit. Zunehmend lösen deshalb Speichernetze, die Storage-Area-Networks oder SANs, die herkömmlichen Direct-Attached-Storage-Strukturen, kurz DAS, ab und ermöglichen die Zentralisierung der Speichersysteme.
Wissen, wohin
Archivdaten werden unveränderbar gesichert und irgendwann gelöscht,
Backup- Daten werden ständig überschrieben. Dennoch wird heute die Archivierung nicht mehr abgekoppelt vom Backup betrachtet. Dieser Paradigmenwechsel kommt durch die Weiterentwicklung der bewährten Tape-Technologie und die Entdeckung der Speicherplatte als
Back- up-Medium zustande.
Laut der bereits erwähnten Studie ist das Wissen um die neue
Backup-Technologien vergleichsweise groß. 58 Prozent der Befragten kennen Disk-to-Disk- to-Tape-Backup, 48 Prozent ist Virtual- Tape ein Begriff. Diese Verfahren nutzen die Geschwindigkeitsvorteile der Platte gegenüber dem Magnetband und werden in puncto Preis/Leistung ständig verbessert. Möglich wird dies durch die dramatisch sinkenden Kosten pro GByte bei Disks.
Günstige Serial-ATA-Speicherplatten haben diese Entwicklung gefördert. Weitere Verbesserungen sollen durch den Serial-Attached-SCSI-Standard (SAS) kommen. Günstige Festplatten versprechen insbesondere beim Einsatz für Backup und Restore weitere Geschwindigkeitsvorteile bei großen Kapazitäten. Allerdings: Dieser Entwicklung sind Grenzen gesetzt, denn an die Sicherheit und Haltbarkeit von Tape reicht die Disk nicht heran.
Entscheidender Zwischenschritt über Disk
Bei der Datensicherungsstrategie müssen sich Unternehmen darüber im Klaren sein, dass herkömmliche Primärspeicher, zum Beispiel Raid-Systeme, nicht uneingeschränkt für das Backup eingesetzt werden können. Sie sind nicht nur wegen ihres Preises nicht geeignet. Ein technisches Argument gegen den Einsatz als Backup-Medium ist beispielsweise die Fragmentierung der Daten auf solchen Systemen, die eine Wiederherstellung der Daten riskant und schwierig machen würde. Die neu entwickelten Disk-Backup-Systeme beschreiben die Speicher-Platten linear. Einer der ersten Hersteller mit dieser Technologie war Quantum mit ihrer DX-Reihe. Die Disks oder Virtual-Tapes werden nach außen wie herkömmliche Magnetbänder dargestellt, das heißt sie emulieren Tape. Diese Systeme werden von der Backup-Software wie ein Bandautomat gesehen und können so unkompliziert in die bestehenden Backup-Prozesse eingebaut werden.
Der große Vorteil liegt in der un- erreichbaren Geschwindigkeit beim Wiederherstellen der Daten sowie in der Nutzung als Zwischenspeicher für das endgültige Band-Backup. Das Disk- Backup ist sehr viel schneller, erlaubt mehr Zwischensicherungen und ermög- licht das Überspielen auf Band im Hintergrund. Tape unter anderen Vorzeichen
Die jüngsten Weiterentwicklungen der Magnetband-Technologie bringen das regelmäßig tot gesagte Medium wieder in Mode. Allerdings unter anderen Vorzeichen. Durch die Nutzung von Virtual- Tape ? also der Geschwindigkeitsvorteile ? kommt der Bandtechnologie eine neue Rolle zu. Die Hersteller können sich bei der Weiterentwicklung auf die Kapazität und weniger auf die Datenübertra- gungsrate konzentrieren. Wenn zur Datenwiederherstellung nicht ein Band per Hand oder Automat gesucht und an die richtige Stelle gespult werden muss, können theoretisch immer mehr Daten auf die Bänder geladen werden. Und genau das geschieht. Quantums nächste Laufwerksgeneration DLT-S4 kommt
2005 mit 1,6 TByte auf eine deutlich höhere Kapazität als zunächst angekündigt (1,2 TByte). Der Datendurchsatz wird bei 120 MByte/s liegen, was für die heute existierende Netzwerk-Technologie absolut ausreicht. Innerhalb von drei weiteren Generationen plant der Hersteller erstmals die 10-TByte-Marke zu durchbrechen und Kapazitäten zwischen
12 und 14 TByte zu erzielen. Angesichts der Kostenvorteile gegenüber Speicherplatten wird das Magnetband deshalb auf absehbare Zeit für das Langzeit- Backup zur Auslagerung das Medium Nummer eins bleiben.
WORM ? eine Frage der Technologie
Eine weitere technologische Neuerung bringt Tapes eine erweiterte Rolle ? und zwar die der Archivierung. Die revisionssichere Archivierung der Daten wird durch die WORM-Technik (Write- Once-Read-Many) ermöglicht. Die herkömmliche magnetooptische WORM- Disk garantiert eine Lesbarkeit von bis zu 40 Jahren. Allerdings: derartige MO- WORMs sind im Vergleich zu Magnet- bändern langsam, und das bei einem Vielfachen an Kosten pro GByte.
Die am weitesten verbreiteten Bandtechnologien im aufstrebenden
Open- Systems-Bereich sind DLT und LTO. Diese haben jüngst WORM für sich entdeckt. Quantums Super-DLT mit integrierter WORM-Funktionalität »DLT- Ice« verwendet herkömmliche Medien, die für eine definierte Zeit unbeschreibbar gemacht und gemäß der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist archiviert werden können.
Der Vorteil: Nach Ablauf einer Sperrfrist kann das Band komplett gelöscht
und wieder für Backup oder einen neuen Archivierungszyklus genutzt werden. Angesichts der ohnehin erheblich niedrigeren Kosten pro GByte bedeutet dies immense Kostenvorteile gegenüber anderen WORM-Technologien. Deshalb wundert es nicht, dass LTO ab der dritten Produktgeneration ebenfalls WORM-Funktionalität kommt.
Mit der Tape-WORM-Technologie kann die revisionssichere Archivierung auf Basis der bestehenden Infrastruktu- ren für Backup und Restore ohne zusätz- liche Kosten realisiert werden, das heißt für die gesetzeskonforme Datenhaltung müssen IT-Manager keine zusätzlichen Geräte anschaffen. Dies ist besonders interessant für Rechenzentren, die bereits automatisierte Bandbibliothekensysteme im Einsatz haben und auf Konsolidierung setzen. Diese Tape- Libraries können sowohl für Backup als auch für Archivierung genutzt werden, ohne dass Prozesse und Architekturen geändert werden müssen.
Fazit
Ungeachtet aller Trends, wie ILM, und Schreckgespenster, wie Compliance, unterliegt die Wahl der Backup- und Archivierungstechnik nach wie vor wirt- schaftlichen und technischen Aspekten. Es kommt nur darauf an, in die richtigen Technologien zu investieren, die auch morgen noch als Basis für übergreifende Konzepte gelten. Die Entscheider in den Unternehmen sind angesichts dieser neuen Anforderungen und der ohnehin wachsenden Datenflut derzeit also gut beraten, ihre gesamte Datensicherungs- architektur zu überdenken.
Richard Zirkel, Regional Sales Director, Quantum