»Rendite geht vor Strategie«
Im Gespräch mit <i>CRN</i>-Redakteurin Nadine Kasszian stellt Jörg Sievert, Partner von SAP Ventures, klar, dass sich der Risikokapitalgeber in der strategischen Ausrichtung kaum von anderen VC-Investoren unterscheidet: Es sei zwar wichtig, das Netzwerk von SAP auszubauen, doch am Ende zählt das finanzielle Interesse.
CRN: Welche Rolle spielt SAP Ventures im Gesamtkonzern?
Sievert: Wir verfolgen natürlich zum einen ein finanzielles Interesse. Zum anderen wollen wir aber auch Innovationen fördern, das Netzwerk von SAP weiter ausbauen und die geförderten Unternehmen enger an SAP binden.
CRN: Wie wichtig ist Ihnen die Technologie der Firmen, in die Sie investieren?
Sievert: Wir schauen uns die Technologien schon in einem frühen Stadium sehr genau an. Innerhalb eines Jahres sprechen wir beispielsweise mit Vertretern von 700 potenziellen Projekten, investieren dann aber nur in zehn bis zwölf. Neben der Technologie interessieren uns aber auch innovative Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Open Source oder Software as a Service.
CRN: Inwiefern sollten die Innovationen das SAP-Portfolio komplementär ergänzen?
Sievert: Strategische Erwägungen müssen sich finanziellen Interessen ganz klar unterordnen. Allerdings schauen wir bei der Auswahl der Technologien schon danach, wo »White Spaces« von SAP liegen, also Bereiche, in denen SAP noch nicht tätig ist, sich aber mehr engagieren möchte. Andererseits gibt es auch Themengebiete, die zwar kein »White Space« aber trotzdem finanziell interessant sind. Man kann sagen, dass etwa zwei Drittel der unterstützten Firmen in einer engen Beziehung zu SAP stehen und ein Drittel nicht.
CRN: Setzen Sie bei Technologien, die für SAP strategisch wichtig sind, niedrigere Renditeziele an als andere Venture-Capital-Firmen?
Sievert: Unsere Renditeziele sind nicht niedriger als die anderer VC-Geber. Für uns ist auch eine strategische Investition nur sinnvoll, wenn sie auch finanziell rentabel ist. Das eine kann von dem anderen nicht getrennt werden.
CRN: Investieren Sie eher in bereits etablierte Unternehmen oder in Start-ups?
Sievert: Wir versuchen Risiko und Gegenleistung gegeneinander abzuwägen. Deshalb investieren wir sehr selten in der »Seed-Phase«, in der es erst eine Idee oder einen Prototypen gibt. Wenn wir allerdings ein Team sehr gut kennen, sind wir auch bereit, uns in einer frühen Phase zu engagieren. Hauptsächlich gehen wir aber in Unternehmen, die sich in »Series A« befinden (wenn das Produkt schon fertig ist und es erste Kunden gibt) oder in der »B and C Round«, wenn Unternehmen ihr Wachstum steigern oder internationalisieren wollen.
CRN: Wie unterscheidet sich SAP Ventures von anderen Venture-Capital-Gebern?
Sievert: Zunächst einmal nicht grundlegend. Das Unternehmen SAP bietet jedoch einige Vorteile für die Investitionsnehmer. Denn für gute Firmen stellt sich die Frage, welcher Kapitalgeber ihnen einen zusätzlichen Mehrwert bringt. Unternehmen profitieren von SAPs Partnernetzwerk, seinen Absatzkanälen und der Marke SAP.
CRN: In der Vergangenheit hat SAP beispielsweise Factory Logic und Virsa übernommen, die vorher Risikokapital bekommen haben – ist das Teil der Strategie?
Sievert: Die Übernahmen verliefen für beide Seiten erfolgreich. Zunächst hat SAP Ventures jedoch keinen späteren Kauf durch SAP im Auge. Wenn der Konzern eine Firma übernehmen will, dann erfolgt dies zu Marktbedingungen. Eine Investition durch SAP Ventures ist nicht mit einem Vorkaufsrecht verbunden.
CRN: Wie sehen Sie das Investitionsklima in Deutschland, hinken wir im Vergleich zu angelsächsischen Ländern hinterher?
Sievert: Das sehe ich überhaupt nicht so. Gerade in der Dynamik gibt es keinen Unterschied zu den USA. Vom reinen Volumen her und im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt liegen wir zwar noch deutlich zurück, dafür gibt es aber auch noch ein großes Potenzial.
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