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Radio Frequency Identification

RFID-Chips können medizinische Geräte stören

Forscher der Universität von Amsterdam haben herausgefunden, dass Funk-Etiketten in manchen Fällen medizinische Geräte stören. In 123 Tests war das 34 Mal der Fall.

Autor:Bernd Reder • 26.6.2008 • ca. 1:15 Min

Funketiketten, so genannte RFID-Tags, haben in vielen Kliniken Einzug gehalten. Die Chips finden sich an Medikamentenverpackungen, an medizinischen Geräten und Arbeitsbekleidung, teilweise sogar in Armbändern, mit denen Patienten ausgerüstet werden.


RFID-Tags mit Temperatursensoren werden
unter anderem dazu eingesetzt, um Blutkonserven

zu überwachen. (Bild: Siemens).

Die Tags verhindern beispielsweise, dass ein Patient das falsche Medikament erhält. Oder sie stellen sicher, dass medizinische Geräte in den vorgeschriebenen Intervallen gewartet und gereinigt werden.

Allerdings haben die kleinen Helfer offenbar auch eine dunkle Seite, wie Dr. Erik Jan van Lieshout und weitere Forscher an der Universität Amsterdam herausfanden. Sie untersuchten, ob RFID-Chips die Funktion von Geräten beeinträchtigen, die in Krankenhäusern im Einsatz sind.

Rund 40 Geräte getestet

Die Forscher testeten im Mai 2006 rund 41 medizinische Geräte, vom Ventilator über Dialyse-Maschinen bis hin zum Herzschrittmacher auf ihre Verträglichkeit mit RFID-Systemen. Dabei kamen aktive und passive RFID-Komponenten zum Einsatz.

Das Ergebnis: Bei 34 der 123 Tests (drei pro Gerät) kam es Beeinträchtigungen. Von diesen Vorfällen stuften die Experten 22 als ernst ein.

Passive RFID-Tags, die im hohen 868-MHz-Bereich arbeiten, waren für 26 der Vorfälle verantwortlich. Aktive Komponenten, die das 125-kHz-Band verwenden, störten Geräte in acht Fällen. Bei den Versuchen lag die Distanz zwischen den Geräten und den RFID-Chips zwischen einem Millimeter und sechs Metern.

EMI-Messungen erforderlich

Die Schlussfolgerung von Dr. Erik Jan van Lieshout und seinen Kollegen: Vor dem Einsatz von RFID-Systemen in Kliniken sollten Messungen der elektromagnetischen Interferenz (EMI) durchgeführt werden.


Bei ihren Untersuchungen prüften die niederländischen Forscher auch, ob RFID-Systeme die Arbeitsweise von Dialysegeräten beeinflussen. (Bild: Fresenius).

Außerdem empfehlen die Forscher, die entsprechenden internationalen Standards anzupassen.

Der Aufsatz von van Lieshout erscheint am 24. Juni im JAMIA (Journal of the American Medical Association). Die Beiträge, die dort veröffentlicht werden, stehen online zur Verfügung.